Als im Sommer 2008 der Film „Star Wars: The Clone Wars“ in die Kino kam, schieden sich an ihm die Geister. Peinliche Handlung um einen Babyhutten, seltsam holzschnittartig agierende Figuren, eintönige Hintergründe (vor allem auf Tatooine) … Das waren Kritikpunkte, die Fans dem neuen Film aus der Schmiede von George Lucas vorwarfen. Dann kam die TV-Serie, für die der Film eigentlich nur der Pilot gewesen war. Und man musste überrascht eingestehen: Sie war in jeder Hinsicht besser als ihr „großer Bruder“. Und mit dem Erscheinen auf Blu-ray ist sie sogar noch ein bisschen besser geworden.
von Frank Stein
Die grundlegende Situation ist rasch umrissen: Während der Krieg zwischen der Republik und der Konföderation der Separatisten in der Galaxis tobt, kämpfen die heroischen Jedi, darunter Yoda, Anakin Skywalker, Obi-Wan Kenobi und Anakins neuer Padawan Ahsoka Tano darum, Frieden und Ordnung wiederherzustellen. Unterdessen setzen die Separatisten, angeführt vom charismatischen Count Dooku, seiner Attentäterin Asajj Ventress und dem bösartigen Droidengeneral Grievous, alles daran, die Republik zu stürzen und die Macht zu übernehmen.
22 Episoden enthält die erste Staffel der neuen „Star Wars“-Animationsserie, die in einer hübschen, buchartigen Hülle daherkommt. Jede der Episoden beginnt mit einem kleinen Motto in der typischen blauen „Star Wars“-Schrift, einer kurzen Weisheit, wie sie aus dem Munde Yodas stammen könnte und die der jeweiligen Episode als Motiv übergeordnet ist. Ein Hauch von pädagogischem Wert inmitten des ansonsten fröhlich sinnfreien Droidenschlachtens.
Vor der eigentlichen Handlung steht zudem ein kurzes Intro, das in einem flotten Bilderreigen und von einem reißerisch klingenden Sprecher untermalt die gegenwärtige Situation darlegt und somit die gesamte langwierige Exposition einer Episode erspart. Der Stil erinnert stark an die Kriegsberichtserstattung der „tönenden Wochenschauen“ aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, und das ist nicht nur Absicht, sondern auch Programm der ganzen Serie.
Entsprechend bietet „The Clone Wars“ inhaltlich vor allem eines: heroische Kampfepisoden. Sei es auf der Suche nach einer Superwaffe der Separatisten, beim Infiltrieren der feindlichen Reihen, bei Verhandlungen mit wankelmütigen Bündnispartnern oder dem Erobern und Zurückerobern beliebiger Randweltenplaneten: Immer werden uns heldenhafte Jedi, treue Klonkrieger, tumbe Droiden und sinistre Separatistenführer im Widerstreit gezeigt, die sich mit flotten Sprüchen auf den Lippen gegenseitig die Hucke vollhauen.
Natürlich finden sich auch einige kurze, besinnliche Momente in den Folgen, die als Kontrapunkte zur reichhaltigen Action gesetzt werden. Doch man muss schon genau aufpassen, damit man die Botschaft mitbekommt, bevor die nächste Spannungssequenz folgt. Denn „The Clone Wars“ ist keine moderne Serie in dem Sinne, dass sie auf Charakterentwicklung, große Gefühle und ausgefeilte Plot-Twists bauen würde. Sie stellt vielmehr das dar, was „Star Wars“ im Kern schon immer war: ein phänomenal buntes Weltraum-Märchen im Stil der 30er-Jahre-Serials wie „Flash Gordon“ oder „Buck Rogers“.
Das mag eine naive Art des Erzählens sein. Und doch funktioniert sie, wenn man sich mal innerlich von diesen hochbedeutungsschwangeren und -komplexen Erwachsenenserien wie „Battlestar Galactica“ oder „Lost“ zu lösen vermag und den kindlichen „Sense of Wonder“ zulässt. Denn zum Staunen bietet „The Clone Wars“ wirklich einiges – und damit spreche ich nicht nur von den zahllosen neuen Raumschiffen, Droidentypen und Klonsoldaten, die jedem Fan des Expanded Universe das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.
Die im ersten Moment etwas befremdlich wirkende Optik, mit ihren seltsam kantigen Figuren und den 3D-Objekten in einer geradezu in Öl gemalten Welt, ist mitunter wahrlich atemberaubend und wunderschön zugleich. Wenn sich General Grievous Superraumschiff von drei republikanischen Sternenzerstörern verfolgt brennend durchs All schleppt, wenn über der Prärie eines fremden Planeten ein prachtvoller Sonnenuntergang die Wolken am Himmel in ein Farbenspektakel verwandelt, wenn Ahsoka Tano mit Meisterin Luminara Unduli gegen die Sith-Attentäterin Asajj Ventress in einem explodierenden Maschinenraum im Lichtschwertduell bestehen muss, dann sind das Momente, in denen man den Film anhalten und sich das Standbild gerahmt an die Wand hängen möchte.
In diesen Momenten entfaltet das Medium Blu-ray (um das mal erwähnt zu haben) wahrhaftig seine ganze Wirkung. Das Bild ist wirklich gestochen scharf und während manche Raumschiffe mit geradezu fotorealistischem Detailreichtum vor einem phänomenalen Sternenmeer dahingleiten, ist der Eindruck sogar noch nachhaltiger in Szenen wie den oben beschriebenen, in denen wundervolle Farbverläufe, kunstvoll texturierte Hintergründe und das Spiel von farbigem Licht den Bildern eine Fülle verleihen, die man im gleichnamigen Kinofilm noch an vielen Stellen vermisst hat. Hier merkt man in der Tat, dass das Team um Serienkoordinator Dave Filoni immer besser wurde und wird.
Apropos Kinofilm: Im Gegensatz zur TV-Ausstrahlung, die „Star Wars: The Clone Wars“ noch in 16:9 (1,85:1) präsentierte, ist die Serie auf der Blu-ray im originalen Scope-Kinoformat von 2,35:1 abgelegt. Das heißt, es finden sich zusätzliche Bildinformationen an beiden Rändern des Bildes, die zwar meist nicht von großer Bedeutung sind, das Bildkader aber weniger eingeengt wirken lassen, als noch im Fernsehen. Dieser Umstand st übrigens falsch auf der Hülle abgedruckt, die noch ein Format von 1,85:1 behauptet!
Auch auf der Tonebene weiß die Serie voll und ganz zu überzeugen. Die Musik ist zwar nicht von John Williams, aber auch Kevin Kiner, der einen nicht ganz so orchestralen, doch kaum weniger vielfältigen und dynamischen Soundtrack beisteuerte, weiß zu gefallen. Die großartige Tonkulisse zieht dann wirklich alle Register. Von allen Seiten jaulen Blaster, dröhnen Schiffstriebwerke und summen Lichtschwerter – das richtige Equipment im Heimkino vorausgesetzt. Alle Geräusche entstammen dem Sound-Fundus der Kinofilme und sorgen somit für erstklassige „Star Wars“-Atmosphäre.
Die englischsprachen Sprecher sind natürlich nicht Hayden Christensen oder Ewan McGregor, aber das merkt man eigentlich kaum, denn ihre Ersätzmänner verleihen den Figuren authentisch klingende Stimmen. Einige Schauspieler, wie Anthony Daniels (C-3PO) und Ahmed Best (Jar Jar Binks) ließen es sich sogar nicht nehmen, wieder selbst vors Mikrofon zu treten, dazu kommen namhafte Gaststars wie James Marsters (Spike aus „Buffy“), George Takei (Sulu aus „Raumschiff Enterprise), Ron Perlman oder Michael York. In Deutschland dürfen sich die Fans übrigens über die originalen Sprecher der Prequel-Kinofilme freuen – hier zahlt sich aus, dass Synchronsprecher eben keine teuren Hollywoodschauspieler sind.
Das Bonusmaterial der Blu-ray ist gut, aber nicht überragend. Zu jeder Episode existiert ein kurzes Featurette (zuvor bereits auf www.starwars.com zu sehen), das die Macher nutzen, um in etwa jeweils fünf Minuten über die wichtigen Themen und Figuren der Episode zu sprechen. Dazu kommt noch das so genannte Jedi Archiv, das das Gesagte durch Illustrationen und Animationsentwürfe ergänzt. Außerdem gibt es eine kurze Vorschau auf die zweite Staffel, einen Trailer zu dem Computerspiel „Republic Heroes“ sowie ein in der buchförmigen DVD-Hülle eingeklebtes Booklet mit weiteren Konzeptzeichnungen (und natürlich dem Hinweis auf das viel dickere Werk „Art of Star Wars The Clone Wars“).
Zwei Dinge fehlen mir allerdings. Zum einen gibt es kein richtiges Making-Of, das umfassendere Einblicke in die Entwicklung und Produktion der Serie bietet. Dabei wäre es beispielsweise hochinteressant gewesen, zu sehen, wie sich de facto die visuelle Qualität der Serien-Episoden durch Weiterentwicklungen im Produktionsablauf gesteigert hat. Zum zweiten werden sieben Episoden laut Menü als „Director’s Cut“ angeboten. Leider wird nirgendwo erklärt, was das zu bedeuten hat. Sind die Episoden länger? Sind sie umgeschnitten worden? Wurden sie optisch aufpoliert? Ein kurzer Hinweis wäre hier nicht fehl am Platze gewesen. (Sie sind wohl etwas länger, wie eine Recherche ergab, allerdings wäre mir das nicht aufgefallen.)
Fazit: Wer kurzweilige, visuell eindrucksvolle Animationsunterhalt mag, ist bei „Star Wars: The Clone Wars“ genau richtig. Inhaltlich darf man nicht mehr als heroische Space Opera erwarten, aber optisch auch nicht weniger! Und Freunde des Expanded Universe erfreuen sich an der Fülle neuer „Puzzlestücke“ (von Kommandodroiden, über gewaltige, im Weltraum lebende Flugkreaturen und separatistische Superraumer, bis hin zu Klonsoldaten in Winterrüstung), die das phantastische Panoramabild der Galaxis weit weit entfernt noch etwas bunter machen.
Star Wars: The Clone Wars – Staffel 1
USA 2008
Regie: Dave Filoni, Rob Coleman u. a.
Sprecher: Matt Lanter (Anakin Skywalker), James Arnold Taylor (Obi-Wan Kenobi), Ashley Eckstein (Ahsoka Tano), Anthony Daniels (C-3PO), Ahmed Best (Jar Jar Binks), Matthew Wood (General Grievous) u.a.
Vertrieb: Warner Home Video
Erscheinungsdatum: 20.11.2009
Länge: 502 min.
Bildformat: 2,35:1 (1080p HD)
Tonformat: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1), Französisch (Dolby Digital 5.1), Spanisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch
Bonusmaterial: 22 Behind-the-Scenes-Featurettes mit Interviews mit dem Regisseur und der Crew, 68-seitiges Booklet mit Zeichnungen und Anmerkungen der Künstler, Vorschau auf Staffel 2, Game_Trailer: Republic Heroes, Starwars.com-Trailer, Die Jedi-Tempel-Archive: eine umfangreiche Datenbank mit frühen Testanimationen, Konzeptentwürfen und 3D-Ansichten
Preis: EUR 47,99
bei amazon.de bestellen
Es gibt viele Blogs, die sich Fantasy-Themen widmen. Dieses Blog soll ganz der Science-Fiction in all ihren Spielarten gewidmet sein. Vor allem werde ich hier Buchrezensionen einstellen, aber auch gelegentlich solche von Filmen oder Brettspielen. Und mal sehen, was mir noch so einfällt.
Freitag, 27. November 2009
Sonntag, 2. August 2009
Mutant Chronicles (Blu-ray)
Wenn ein Rollenspieler den Titel „Mutant Chronicles“ hört, denkt er dieser Tage vor allem an das schicke Sammelfigurenspiel von Fantasy Flight Games. Tatsächlich ist das jedoch der Name eines 1993 von Target Games publizierten Rollenspiels, das in einer postapokalyptischen Welt die Soldaten von vier Megakonzernen gegen die Horden der Dark Legion ums Überleben der Menschheit kämpfen lässt. Aus diesem düsteren Setting hat Regisseur Simon Hunter jetzt einen futuristischen Actionkracher mit Thomas Jane, Ron Perlman, Benno Fürmann und John Malkovich gemacht.
von Frank Stein
Die Handlung
Wir schreiben das Jahr 2707. Die Menschheit hat alle natürlichen Ressourcen der Erde aufgebraucht, und es herrscht Krieg zwischen den Armeen der vier führenden Großkonzerne Bauhaus, Capitol, Imperial und Mishima. Während einer Schlacht zwischen Truppen von Bauhaus und Capitol wird versehentlich ein uraltes Siegel freigesprengt, das eine Welt unter der Erde verschlossen hielt. Hier unten sperrten die Menschen vor zwei Jahrtausenden „The Machine“ ein – eine aus dem All gekommene Maschine, die Menschen in blutrünstige Mutanten verwandelt. Erneut zum Leben erweckt, schwärmen die Schergen der Maschine über die Erde aus, und die Menschheit kann ihnen nichts entgegensetzen, denn die „untoten“ Krieger verspüren keine Schmerzen und sind kaum umzubringen.
In dieser auswegslosen Lage begibt sich Samuel – ein Priester jener geheimen Bruderschaft, die das Wissen um und die Lage der Maschine Jahrtausende geheim gehalten hat – mit seiner stummen, aber kampferprobten Novizin Severian auf die Reise, um eine Truppe tollkühner Söldner zusammenzustellen, die mit ihm zum Herz der Maschine vordringen und diese zerstören soll. Unter seinen Rekruten befinden sich der desillusionierte Ex-Capitol-Soldat Mitch Hunter, der aristokratische Bauhaus-Offizier Steiner und die Mishima-Kriegerin Valerie Duval. Im Gepäck haben sie ein uraltes Bauteil der Maschine, von dem es heißt, es mache die Maschine unschädlich, sowie ein Buch, das den Reisenden den Weg in die Dunkelheit zeigt. Es wird eine Mission ohne Wiederkehr.
Der Film
Trotz aller Versuche seiner Macher, dem Film mit Namen wie „Punisher“ Thomas Jane, „Hellboy“ Ron Perlman, John Malkovich, Benno Fürmann und der asiatischen „Sin City“-Schönheit Devon Aoki einen Hauch von Big Budget zu verleihen, ist „Mutant Chronicles“ im Grunde ein B-Movie. Die Story weist Löcher auf, die zu groß sind, um sie selbst mit dem Riesensiegel der Bruderschaft zu schließen. So mag man sich fragen, warum die Bruderschaft, wenn sie schon seit dem ersten Krieg gegen die Mutanten im Mittelalter die sehr exakte Anleitung und das Bauteil zur Zerstörung der Maschine besitzt, diese nicht bereits damals ausgeschaltet hat.
Ähnlich könnte man sich wundern, warum Samuel nur ein dreckiges Dutzend an Söldnern zur Verfügung gestellt wird, wenn man doch auch mit einer Legion von Schwert schwingenden Soldaten hätte angreifen können (nun gut, manchmal führt Heimlichkeit eher zum Ziel als Gewalt – das mag immerhin sein.) Dazu kommen mitunter völlig belanglose Dialoge, ein vor allem zu Anfang irgendwie holpriger Schnitt und Spezialeffekte, die den tatsächlichen Independent-Charakter der Produktion nicht verbergen können. Entsprechend startete der Film auch zuerst in Russland, dann Griechenland und den Philippinen. Hierzulande kam er direkt auf DVD heraus.
Man kann das Ganze aber auch anders sagen: „Mutant Chronicles“ ist im Grunde ein B-Movie. Als ein solches aber macht der Film durchaus Spaß! Das mit schmalem Budget, aber viel Herzblut auf der Isle of Man realisierte, düstere Kriegsszenario, das die visuelle Tristesse des 1. Weltkriegs mit Steampunk-Elementen und Zombie-Horror mischt, vermag Fans ungewöhnlicher Weltenentwürfe durch irre Ideen, wie etwa dampfbetriebene Raumschiffe, zu begeistern. Der Geldmangel wird durch viel Nebel, Regen, Dunkelheit und den geschickten Einsatz digitaler Farbfilter kaschiert, was dem Ganzen eine zusätzlich bedrückende Atmosphäre und einen sehr eigenen Stil verleiht, der stark mit Sepiatönen, viel Schwarz-Weiß und einigen gezielten Farbflecken arbeitet. Hierzu passt sogar das „Sin City“-artig grellrote Kunstblut, das in den Kampfszenen immer wieder spritzt.
Die Mutanten sind eine Art krude, aber durchaus sehenswerte Mischung aus frankenstein’schen Kreaturen und den Borg aus „Star Trek“ (in einer Szene erlebt man sogar die Steampunk-Version einer Borgifizierung des Protagonisten). Und die Handlung bietet so viel Stoff und lässt so viele Details einer spannenden „Spielwelt“ aufblitzen, dass einem die 112 Minuten viel zu kurz erscheinen. Die Queste Bruder Samuels und seiner achtköpfigen Ringgemeinschaft – pardon: Söldnertruppe –, die ausziehen, um Sauron – verflixt: The Maschine – ein ringförmiges Etwas ins Herz zu rammen, hätte also gerne noch länger dauern können.
Die Blu-ray
Die Blu-ray bietet theoretisch ein Top-Bild und sogar DTS-HD 7.1 Ton. Faktisch ist der Film über weite Strecken zu dunkel, als dass die hohe Auflösung wirklich zum Tragen käme. An einigen Stellen ist zudem Unruhe im Bild zu bemerken, etwa ein Flirren auf Ron Perlmans roter Mönchskutte oder leichtes Rauschen im Schwarzbereich. Dies dürfte aber weniger ein Kompressionsproblem, sondern eher der nachlässigen digitalen Nachbearbeitung geschuldet sein.
Das Bonusmaterial hält sich in Grenzen. Es gibt eine 6-minütige B-Roll, also unsortiert zusammenmontierte Filmaufnahmen der Dreharbeiten, außerdem eine Reihe Kurzinterviews mit den Darstellern und der Crew sowie den Trailer. Das war es auch schon. Kurioserweise gab es mal vor einem Jahr oder so eine offizielle Website zu dem Film, auf der sich diverse Weblogs zur Produktion befanden. Diese haben es leider nicht auf die Silberscheibe geschafft. Allerdings sind sie auch im Netz irgendwie nicht mehr zu finden (was bedauerlich ist).
Fazit: Im großen Ganzen ist „Mutant Chronicles“ durchaus eine positive Überraschung. Natürlich hat der Film diverse handwerkliche Schwächen, aber wer kein großes Kino erwartet, sondern schlichte Genre-Kost mit ein paar echt netten Einfällen, der wird nicht enttäuscht werden. Wer Filme in der Art von „Pitch Black“ mag, der dürfte auch mit diesem Science-Fiction-Action-Kriegsfilm (und ein paar Bier) einen unterhaltsamen Samstagabend verbringen.
Eine Anmerkung am Rande: Die DVD ist hierzulande in seiner ungekürzten Fassung nur mit SPIO/JK-Siegel erschienen, was einen furchtbare Brutalitäten erwarten lassen würde. Tatsächlich ist der Film kaum brutaler als der bereits angedeutete „Herr der Ringe“. Ja, ein paar Soldaten werden Mutanten-Dorne durch den Schädel getrieben. Ja, hier und da hauen die Helden dreckigen Untoten auch mal Gliedmaßen ab. Aber all das bewegt sich in einem derart fantastischen und optisch stilisierten Umfeld, dass es einen kaum mehr berührt, als wenn Gimli einem Uruk-hai die Rübe vom Hals hackt. Und all die Kriegsfilme, denen die Macher vor allem in der Eingangssequenz nacheifern, sind in ihrer realistischen Darstellung von Tod und Verstümmelung definitiv härter!
Mutant Chronicles
USA 2008
Regie: Simon Hunter
Darsteller: Thomas Jane (Mitch Hunter), Ron Perlman (Bruder Samuel), John Malkovich (Constantine), Benno Fürmann (Steiner), Devon Aoki (Valerie Duval)
Vertrieb: Splendid Film
Erscheinungsdatum: 31.10.2008
Länge: 112 min.
Bildformat: 1,85:1 (1080p HD)
Tonformat: Deutsch (Dolby DTS 7.1), Englisch (Dolby DTS 7.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: B-Roll, Interviews mit Cast & Crew, Trailer
Preis: EUR ca. 20,00
bei amazon.de bestellen (Die „FSK 18“-Version ist leicht gekürzt.)
von Frank Stein
Die Handlung
Wir schreiben das Jahr 2707. Die Menschheit hat alle natürlichen Ressourcen der Erde aufgebraucht, und es herrscht Krieg zwischen den Armeen der vier führenden Großkonzerne Bauhaus, Capitol, Imperial und Mishima. Während einer Schlacht zwischen Truppen von Bauhaus und Capitol wird versehentlich ein uraltes Siegel freigesprengt, das eine Welt unter der Erde verschlossen hielt. Hier unten sperrten die Menschen vor zwei Jahrtausenden „The Machine“ ein – eine aus dem All gekommene Maschine, die Menschen in blutrünstige Mutanten verwandelt. Erneut zum Leben erweckt, schwärmen die Schergen der Maschine über die Erde aus, und die Menschheit kann ihnen nichts entgegensetzen, denn die „untoten“ Krieger verspüren keine Schmerzen und sind kaum umzubringen.
In dieser auswegslosen Lage begibt sich Samuel – ein Priester jener geheimen Bruderschaft, die das Wissen um und die Lage der Maschine Jahrtausende geheim gehalten hat – mit seiner stummen, aber kampferprobten Novizin Severian auf die Reise, um eine Truppe tollkühner Söldner zusammenzustellen, die mit ihm zum Herz der Maschine vordringen und diese zerstören soll. Unter seinen Rekruten befinden sich der desillusionierte Ex-Capitol-Soldat Mitch Hunter, der aristokratische Bauhaus-Offizier Steiner und die Mishima-Kriegerin Valerie Duval. Im Gepäck haben sie ein uraltes Bauteil der Maschine, von dem es heißt, es mache die Maschine unschädlich, sowie ein Buch, das den Reisenden den Weg in die Dunkelheit zeigt. Es wird eine Mission ohne Wiederkehr.
Der Film
Trotz aller Versuche seiner Macher, dem Film mit Namen wie „Punisher“ Thomas Jane, „Hellboy“ Ron Perlman, John Malkovich, Benno Fürmann und der asiatischen „Sin City“-Schönheit Devon Aoki einen Hauch von Big Budget zu verleihen, ist „Mutant Chronicles“ im Grunde ein B-Movie. Die Story weist Löcher auf, die zu groß sind, um sie selbst mit dem Riesensiegel der Bruderschaft zu schließen. So mag man sich fragen, warum die Bruderschaft, wenn sie schon seit dem ersten Krieg gegen die Mutanten im Mittelalter die sehr exakte Anleitung und das Bauteil zur Zerstörung der Maschine besitzt, diese nicht bereits damals ausgeschaltet hat.
Ähnlich könnte man sich wundern, warum Samuel nur ein dreckiges Dutzend an Söldnern zur Verfügung gestellt wird, wenn man doch auch mit einer Legion von Schwert schwingenden Soldaten hätte angreifen können (nun gut, manchmal führt Heimlichkeit eher zum Ziel als Gewalt – das mag immerhin sein.) Dazu kommen mitunter völlig belanglose Dialoge, ein vor allem zu Anfang irgendwie holpriger Schnitt und Spezialeffekte, die den tatsächlichen Independent-Charakter der Produktion nicht verbergen können. Entsprechend startete der Film auch zuerst in Russland, dann Griechenland und den Philippinen. Hierzulande kam er direkt auf DVD heraus.
Man kann das Ganze aber auch anders sagen: „Mutant Chronicles“ ist im Grunde ein B-Movie. Als ein solches aber macht der Film durchaus Spaß! Das mit schmalem Budget, aber viel Herzblut auf der Isle of Man realisierte, düstere Kriegsszenario, das die visuelle Tristesse des 1. Weltkriegs mit Steampunk-Elementen und Zombie-Horror mischt, vermag Fans ungewöhnlicher Weltenentwürfe durch irre Ideen, wie etwa dampfbetriebene Raumschiffe, zu begeistern. Der Geldmangel wird durch viel Nebel, Regen, Dunkelheit und den geschickten Einsatz digitaler Farbfilter kaschiert, was dem Ganzen eine zusätzlich bedrückende Atmosphäre und einen sehr eigenen Stil verleiht, der stark mit Sepiatönen, viel Schwarz-Weiß und einigen gezielten Farbflecken arbeitet. Hierzu passt sogar das „Sin City“-artig grellrote Kunstblut, das in den Kampfszenen immer wieder spritzt.
Die Mutanten sind eine Art krude, aber durchaus sehenswerte Mischung aus frankenstein’schen Kreaturen und den Borg aus „Star Trek“ (in einer Szene erlebt man sogar die Steampunk-Version einer Borgifizierung des Protagonisten). Und die Handlung bietet so viel Stoff und lässt so viele Details einer spannenden „Spielwelt“ aufblitzen, dass einem die 112 Minuten viel zu kurz erscheinen. Die Queste Bruder Samuels und seiner achtköpfigen Ringgemeinschaft – pardon: Söldnertruppe –, die ausziehen, um Sauron – verflixt: The Maschine – ein ringförmiges Etwas ins Herz zu rammen, hätte also gerne noch länger dauern können.
Die Blu-ray
Die Blu-ray bietet theoretisch ein Top-Bild und sogar DTS-HD 7.1 Ton. Faktisch ist der Film über weite Strecken zu dunkel, als dass die hohe Auflösung wirklich zum Tragen käme. An einigen Stellen ist zudem Unruhe im Bild zu bemerken, etwa ein Flirren auf Ron Perlmans roter Mönchskutte oder leichtes Rauschen im Schwarzbereich. Dies dürfte aber weniger ein Kompressionsproblem, sondern eher der nachlässigen digitalen Nachbearbeitung geschuldet sein.
Das Bonusmaterial hält sich in Grenzen. Es gibt eine 6-minütige B-Roll, also unsortiert zusammenmontierte Filmaufnahmen der Dreharbeiten, außerdem eine Reihe Kurzinterviews mit den Darstellern und der Crew sowie den Trailer. Das war es auch schon. Kurioserweise gab es mal vor einem Jahr oder so eine offizielle Website zu dem Film, auf der sich diverse Weblogs zur Produktion befanden. Diese haben es leider nicht auf die Silberscheibe geschafft. Allerdings sind sie auch im Netz irgendwie nicht mehr zu finden (was bedauerlich ist).
Fazit: Im großen Ganzen ist „Mutant Chronicles“ durchaus eine positive Überraschung. Natürlich hat der Film diverse handwerkliche Schwächen, aber wer kein großes Kino erwartet, sondern schlichte Genre-Kost mit ein paar echt netten Einfällen, der wird nicht enttäuscht werden. Wer Filme in der Art von „Pitch Black“ mag, der dürfte auch mit diesem Science-Fiction-Action-Kriegsfilm (und ein paar Bier) einen unterhaltsamen Samstagabend verbringen.
Eine Anmerkung am Rande: Die DVD ist hierzulande in seiner ungekürzten Fassung nur mit SPIO/JK-Siegel erschienen, was einen furchtbare Brutalitäten erwarten lassen würde. Tatsächlich ist der Film kaum brutaler als der bereits angedeutete „Herr der Ringe“. Ja, ein paar Soldaten werden Mutanten-Dorne durch den Schädel getrieben. Ja, hier und da hauen die Helden dreckigen Untoten auch mal Gliedmaßen ab. Aber all das bewegt sich in einem derart fantastischen und optisch stilisierten Umfeld, dass es einen kaum mehr berührt, als wenn Gimli einem Uruk-hai die Rübe vom Hals hackt. Und all die Kriegsfilme, denen die Macher vor allem in der Eingangssequenz nacheifern, sind in ihrer realistischen Darstellung von Tod und Verstümmelung definitiv härter!
Mutant Chronicles
USA 2008
Regie: Simon Hunter
Darsteller: Thomas Jane (Mitch Hunter), Ron Perlman (Bruder Samuel), John Malkovich (Constantine), Benno Fürmann (Steiner), Devon Aoki (Valerie Duval)
Vertrieb: Splendid Film
Erscheinungsdatum: 31.10.2008
Länge: 112 min.
Bildformat: 1,85:1 (1080p HD)
Tonformat: Deutsch (Dolby DTS 7.1), Englisch (Dolby DTS 7.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: B-Roll, Interviews mit Cast & Crew, Trailer
Preis: EUR ca. 20,00
bei amazon.de bestellen (Die „FSK 18“-Version ist leicht gekürzt.)
Montag, 29. Juni 2009
Terminator – Infinity
Der Blechmann ist nicht totzukriegen. Während in den Kinos bereits die vierte Fortsetzung des 1984 von James Camerons aus der Schmelzgrube gehobenen „Terminator“-Franchise läuft, bringt Panini Comics parallel den Comic „Terminator – Infinity“ heraus, der die Handlung nach Kinofilm Nummer 3, „Rebellion der Maschinen“, fortsetzt. Auf einer zerstörten Erde des Jahres 2009 – genauer dem 17.07.2009, also in ein paar Tagen ;-) – macht sich ein junger John Connor auf den Weg, Geschichte zu schreiben.
von Frank Stein
2033. Skynet steht vor dem Ende. Der Widerstand der Menschheit gegen die Maschinen war erfolgreich, und das intelligente Computernetzwerk mit seinen Roboterschergen steht vor der Vernichtung. Um dies zu verhindern, wird der T-Infinity auf den Weg gebracht, der Prototyp eines Temporal-Terminators, der gezielt in Zeitlinien eingreift, um diese zu Skynets Gunsten zu korrigieren. (Nicht, dass das nicht alle anderen Terminatoren auch schon getan hätten, aber Temporal-Terminator klingt doch mal echt schick – und er weist auch ganz tolle blaue Leuchteffekte auf seiner Chromrüstung auf.) Dabei verfolgt das Netz eine betörende neue Strategie: Kill Your Darlings. Soll heißen: Vernichte die alten Terminatoren, denn letzten Endes sind deren Eingriffe in die Vergangenheit ja Schuld daran, dass John Connor überhaupt zum Gejagten und zum Krieger wird (an dieser Stelle verliert selbst Doc Brown aus „Zurück in die Zukunft“ den Überblick über die Zeitlogik des „Terminator“-Franchise… Aber was soll’s; es bietet coole Action, nur darauf kommt es an).
Im Jahr 2009 sitzt derweil ein versoffener, vom Leben verprügelter John Connor in seinem Bunker, der in den letzten paar Jahren seit dem nuklearen Holocaust seine Heimat war. Sein Mädel aus „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ ist natürlich zwischendurch gestorben, denn man muss ja Platz machen für eine neue Liebesgeschichte. Eigentlich will John nur noch in Selbstmitleid versinken, doch irgendwann brennt die Umweltkontrolle des Bunkers durch, und er wird gezwungen, sich der Welt da draußen zu stellen. Dabei trifft er nicht nur auf Widerstandskämpfer, denen er sich anschließt, sondern auch auf einen neuen Freund namens „Onkel Bob“ (was natürlich für Ärger sorgt). Gemeinsam versuchen sie, Skynet da zu treffen, wo es richtig wehtut, während John langsam seine Bestimmung entdeckt und annimmt. Unglücklicherweise setzt sich ein unerbittlicher Feind auf ihre Spur: der T-Infinity.
„Terminator – Infinity“ bietet auf 132 Seiten genau das, was Fans des Franchise lieben: krachende Action, wilde Zeitmanipulationsversuche und überall Verweise auf die bisherigen Filme, die – vom aktuellen Christian-Bale-Streifen abgesehen – alle in die Continuity der Autoren aufgenommen wurden. Erfreulich ist auch die Optik. Autor Simon Furman und Illustrator Nigel Raynor orientieren sich an der dunklen Zukunft der Cameron-Streifen. Gerippe zerstörter Städte ragen in einen mal schwarzen, mal blutroten Himmel auf, ständig regnet es und dazwischen gleiten die Jäger-Killer unter den dichten Wolken dahin, während T-800er auf den Straßen patrouillieren. Alt-Fans, denen das Irak-Krieg-meets-Transformers-Setting von „Terminator: Die Erlösung“ nicht so zusagt, werden an der hier gebotenen Atmosphäre sicher ihren Spaß haben, denn der Comic fühlt sich – und das nicht nur vom Cover her – noch so an, wie Cameron und Schwarzenegger „Terminator“ seinerzeit angelegt haben.
Kleiner Gag am Rande: Die ISBN weist nach dem obligatorischen Länder- und Verlagscode die Ziffer 800-0 auf. Ob das wohl eine Anspielung auf den klassischsten aller Terminatoren sein soll? ;-)
Fazit: Allen Freunden der Kampfroboter-Ikone mit dem Konterfei Arnold Schwarzeneggers ist „Terminator – Infinity“ nur ans Herz zu legen. Der Temporal-Terminator und die seltsamen Zeit-Ränkespiele von Skynet sind zwar etwas undurchsichtig. Dafür punktet der Comic-Band mit seiner tollen Atmosphäre und der überzeugenden Fortführung von John Connors Lebenslauf im Anschluss an den Film „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“.
Terminator – Infinity
Comic
Simon Furman, Nigel Raynor
Panini Comics 2009
ISBN: 978-3-86607-800-0
132 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95
bei amazon.de bestellen
von Frank Stein
2033. Skynet steht vor dem Ende. Der Widerstand der Menschheit gegen die Maschinen war erfolgreich, und das intelligente Computernetzwerk mit seinen Roboterschergen steht vor der Vernichtung. Um dies zu verhindern, wird der T-Infinity auf den Weg gebracht, der Prototyp eines Temporal-Terminators, der gezielt in Zeitlinien eingreift, um diese zu Skynets Gunsten zu korrigieren. (Nicht, dass das nicht alle anderen Terminatoren auch schon getan hätten, aber Temporal-Terminator klingt doch mal echt schick – und er weist auch ganz tolle blaue Leuchteffekte auf seiner Chromrüstung auf.) Dabei verfolgt das Netz eine betörende neue Strategie: Kill Your Darlings. Soll heißen: Vernichte die alten Terminatoren, denn letzten Endes sind deren Eingriffe in die Vergangenheit ja Schuld daran, dass John Connor überhaupt zum Gejagten und zum Krieger wird (an dieser Stelle verliert selbst Doc Brown aus „Zurück in die Zukunft“ den Überblick über die Zeitlogik des „Terminator“-Franchise… Aber was soll’s; es bietet coole Action, nur darauf kommt es an).
Im Jahr 2009 sitzt derweil ein versoffener, vom Leben verprügelter John Connor in seinem Bunker, der in den letzten paar Jahren seit dem nuklearen Holocaust seine Heimat war. Sein Mädel aus „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ ist natürlich zwischendurch gestorben, denn man muss ja Platz machen für eine neue Liebesgeschichte. Eigentlich will John nur noch in Selbstmitleid versinken, doch irgendwann brennt die Umweltkontrolle des Bunkers durch, und er wird gezwungen, sich der Welt da draußen zu stellen. Dabei trifft er nicht nur auf Widerstandskämpfer, denen er sich anschließt, sondern auch auf einen neuen Freund namens „Onkel Bob“ (was natürlich für Ärger sorgt). Gemeinsam versuchen sie, Skynet da zu treffen, wo es richtig wehtut, während John langsam seine Bestimmung entdeckt und annimmt. Unglücklicherweise setzt sich ein unerbittlicher Feind auf ihre Spur: der T-Infinity.
„Terminator – Infinity“ bietet auf 132 Seiten genau das, was Fans des Franchise lieben: krachende Action, wilde Zeitmanipulationsversuche und überall Verweise auf die bisherigen Filme, die – vom aktuellen Christian-Bale-Streifen abgesehen – alle in die Continuity der Autoren aufgenommen wurden. Erfreulich ist auch die Optik. Autor Simon Furman und Illustrator Nigel Raynor orientieren sich an der dunklen Zukunft der Cameron-Streifen. Gerippe zerstörter Städte ragen in einen mal schwarzen, mal blutroten Himmel auf, ständig regnet es und dazwischen gleiten die Jäger-Killer unter den dichten Wolken dahin, während T-800er auf den Straßen patrouillieren. Alt-Fans, denen das Irak-Krieg-meets-Transformers-Setting von „Terminator: Die Erlösung“ nicht so zusagt, werden an der hier gebotenen Atmosphäre sicher ihren Spaß haben, denn der Comic fühlt sich – und das nicht nur vom Cover her – noch so an, wie Cameron und Schwarzenegger „Terminator“ seinerzeit angelegt haben.
Kleiner Gag am Rande: Die ISBN weist nach dem obligatorischen Länder- und Verlagscode die Ziffer 800-0 auf. Ob das wohl eine Anspielung auf den klassischsten aller Terminatoren sein soll? ;-)
Fazit: Allen Freunden der Kampfroboter-Ikone mit dem Konterfei Arnold Schwarzeneggers ist „Terminator – Infinity“ nur ans Herz zu legen. Der Temporal-Terminator und die seltsamen Zeit-Ränkespiele von Skynet sind zwar etwas undurchsichtig. Dafür punktet der Comic-Band mit seiner tollen Atmosphäre und der überzeugenden Fortführung von John Connors Lebenslauf im Anschluss an den Film „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“.
Terminator – Infinity
Comic
Simon Furman, Nigel Raynor
Panini Comics 2009
ISBN: 978-3-86607-800-0
132 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95
bei amazon.de bestellen
Mittwoch, 20. Mai 2009
Star Trek – Orginal Motion Picture Collection (Blu Ray)
„Star Trek“ von J.J. Abrams hat es wirklich geschafft. Das Franchise, das nach „Star Trek – Nemesis“ als erledigt galt, ist wieder da, und nicht wenige Kritiker nennen den neusten Film den vielleicht besten „Star Trek“-Film, der jemals die große Leinwand gesehen hat. Action, Humor, große Gefühle – alles drin. Da mag manch einer vergessen, wie groß „Star Trek“ früher schon war. Um uns eine kleine Erinnerungshilfe zu geben, hat Paramount nun die sechs Abenteuer der klassischen Crew um James Tiberius Kirk in einer Blu-Ray-Box herausgebracht.
von Frank Stein
Ich muss eines vorab gestehen, damit der geneigte Leser verstehen kann, was gleich folgen wird: Ich war (und werde es immer sein) ein Freund der Abenteuer der klassischen Enterprise-Crew. Kirk, Spock und McCoy – dargestellt von William Shatner, Leonard Nimoy und DeForest Kelley – stellen für mich den Inbegriff einer Männerfreundschaft dar, die jeder Herausforderung gewachsen ist und buchstäblich selbst den Tod zu überdauern vermag. In den sechs Kinofilmen kam das noch deutlicher zum tragen, als in der alten Serie aus den 1960ern. Erfreulich zudem, dass gemeinsam mit dem Trio auch die übrigen Brückenmitglieder – Sulu, Checkov, Scotty und Uhura – noch enger zu einer Familie zusammenrückten. „Familienausflug im All“, nannten das manche Kritiker. „Zynisches Pack, geht doch mit Michael Myers und Hannibal Lector spielen, wenn euch solche Freunde lieber sind“, antworte ich darauf.
Abgesehen vom Motiv der Freundschaft behandelten diese Filme bei allen Actioneinlagen und humorvollen Momenten zutiefst menschliche Probleme (die Auseinandersetzung mit dem Tod in „Star Trek II – Zorn des Khan“), stellten sich Fragen zur menschlichen Natur (in der Suche V’gers nach seinem Schöpfer in „Star Trek – The Motion Picture“) und transportierten mal mehr, mal weniger verborgene politische Botschaften (etwa zum Umweltschutz in „Star Trek IV – Zurück in die Vergangenheit“ oder zum Ende des Kalten Krieges in „Star Trek VI – Das unentdeckte Land“). All das – und obendrein eine U.S.S. Enterprise, die niemals schöner, niemals erhabener wirkte, als in ihrer Motion-Picture-Inkarnation – macht die sechs ersten „Star Trek“-Kinoepisoden zu Science-Fiction-Filmen, die erstaunlich gut gealtert sind. Selbst, wenn man sie nicht, wie ich als Kind der 1980er, mit einem solch nostalgisch verklärten Blick anschaut.
Die Box
Die „Star Trek – Orginal Motion Picture Collection“ kommt in einem einfachen, aber schönen weißen Pappschuber daher, der von einem aufgeklebten Hologramm in Form des berühmten Kommunikators geziert wird, das die Enterprise im Orbit um einen Planeten zeigt. Eine Klarsicht-Plastikhülle, die auf der Vorderseite den Schriftzug und auf der Rückseite eine geschmackvolle Collage zeigt, schützt den Schuber.
Im Inneren befinden sich sieben Blu-Rays in sieben Einzelhüllen, die auf der Vorderseite jeweils das silbern eingefärbte Konterfei eines Mitglieds von Captain Kirks Kerncrew zeigt, während auf der Rückseite eine Collage wichtiger Charaktere und Filmmomente auf den Filmgenuss einstimmt und Informationen zum neu für diese Edition hergestellten Bonusmaterial gegeben werden. Auf das alte Bonusmaterial, das den DVDs der Special Editions entnommen wurde, wird seltsamerweise nicht extra hingewiesen – es befindet sich aber auch fast komplett auf den Silberlingen.
Neben den sechs Filmen befindet sich eine siebte Blu-Ray mit dem Feature „Star Trek: Höhepunkte“ in der Box, die eine Talkrunde zwischen William Shatner, Leonard Nimoy, Patrick Steward, Jonathan Frakes und Whoopi Goldberg als Moderatorin enthält. Alles in allem kann man nur sagen, dass die Aufmachung schlicht, aber elegant wirkt und dem Stoff durchaus angemessen.
Die Filme
Über die sechs Filme muss im Grunde nicht viel gesagt werden. Den meisten dürften sie bekannt sein. Doch weil eine Rezension nicht komplett wäre, würde man die besprochenen Filme nicht wenigstens kurz vorstellen, hier ein Überblick samt knapper Bewertung.
„Star Trek – The Motion Picture“ stellte 1979 die Rückkehr der Enterprise und ihrer Besatzung und zugleich den Sprung vom Fernsehbildschirm auf die große Leinwand dar. Erzählt wird vom Auftauchen eines gewaltigen, außerirdischen Maschinenwesens, das sich selbst V’ger nennt und in unbekannter Mission auf die Erde zusteuert, wobei es alles ausschaltet, was ihm im Weg steht. Admiral James T. Kirk kehrt an Bord seines alten Schiffes zurück, und die Enterprise geht auf Abfangkurs. – Von vielen Fans als dröge und langatmig gescholten, besticht der Film von Robert Wise allerdings durch phänomenale, an „2001“ erinnernde Weltraumbilder sowie die Handlung gewordene Trek-Maxime, mit offenem Geist auf alles Fremde zuzugehen und durch Menschlichkeit ein tieferes, gegenseitiges Verständnis herbeizuführen. (Kurioser Gag am Rande: Spock weist einmal während des Films darauf hin, dass angesichts der Macht des Maschinenwesens V’gers „jeder Widerstand zwecklos“ sei.)
„Star Trek II – Der Zorn des Khan“ greift die Handlung der Fernsehepisode „Der schlafende Tiger“ um Khan Noonien Singh und seinen genetischen Übermenschen auf. Khan gelingt es, aus seinem Gefängnis zu entkommen, in das ihn Kirk verbannt hatte, und er brennt darauf, Rache zu nehmen. Hierzu will er sich des Genesis-Projekts bemächtigen, das tote Welten mittels Materieumwandlung in blühende Paradise verwandeln kann – und nebenbei ein Sprengkörper von verheerenden Auswirkungen ist. – Das Katz-und-Maus-Spiel im All gilt vielen Fans als der beste aller „Star Trek“-Filme, auch wenn das spannende Duell mit dem heldenhaften Tod von Mr. Spock eines der schlimmsten Opfer forderte. (Kleiner Anschlussfehler: Khan versichert Chekov bei deren ersten Zusammentreffen, dass er nie ein Gesicht vergisst; tatsächlich war Chekov während der besagten Classic-Episode noch gar nicht an Bord.)
„Star Trek III – Auf der Suche nach Mr. Spock“ ist der vielleicht seltsamste und zugleich anrührendste Teil der Reihe, denn er handelt im Grunde von nichts anderem als dem Versuch der Gefährten um Captain Kirk, den Körper ihres verstorbenen Freunds Spock gegen alle Bürokratenwillkür vom Genesis-Planeten zu bergen, um ihn nach Vulkan zu bringen, wo er, gemeinsam mit Spocks Seele, Frieden finden soll. Doch auch die Klingonen interessieren sich für Genesis, und auf der Oberfläche selbst erwartet die Gefährten eine Überraschung. – Es war wohl unvermeidlich, dass der spitzohrige Vulkanier zurückkehren würde, aber dass diesem Umstand ein ganzer Film gewidmet wird, zeigt doch sehr deutlich, welchen Status „Star Trek“ in den 1980ern noch hatte. Aber das herzerwärmende Fazit „Das Wohl eines Einzelnen wiegt genauso schwer wie das Wohl Vieler“ lässt auch über die ansonsten eher dünne Handlung hinwegsehen (die allerdings einen weiteren Schockmoment für Fans in petto hatte).
„Star Trek IV – Zurück in die Vergangenheit“ ist die Komödie des filmischen Sixpacks. Ganz im Geiste der Ökobewegung der 1980er Jahre sucht eine gewaltige Sonde die Erde heim, sendet Grußbotschaften zur Erde – und als diese nicht beantwortet werden, beginnt sie mit deren Vernichtung. Kirk und Co finden heraus, dass die Sonde nach Buckelwalen sucht, die aber leider auf der Erde der Zukunft ausgestorben sind. Also geht es auf Zeitreise, um ein paar der sanften Riesen in die Zukunft zu schaffen. – Ein Russe und eine Afrikanerin auf der Suche nach „atomgetrriebenen Krriegsschiffen“, ein vulkanisches Blumenkind, das sich zu viel LDS reingezogen hat, und eine wilde Jagd durch ein Krankenhaus zeigten, wie selbstironisch Ikonen der Popkultur mit ihrer eigenen Legende umzugehen vermochten und machten diesen Film seinerzeit zum Fanliebling.
„Star Trek V – Am Rande des Universums“ beginnt schon mit dem falschen Titel, denn eigentlich führt die Handlung die Helden ins Zentrum des Universums. Dorthin nämlich zieht es einen abtrünnigen Vulkanier, der sich auf einer unglaublichen Suche nach Gott befindet und hierzu die Enterprise in seine Gewalt bringt. Um ihn zu bezwingen, müssen sich Kirk und Co ihren ureigenen Dämonen stellen, während gleichzeitig immer mehr Besatzungsmitglieder dem Charisma des Aufrührers erliegen. – William Shatners erste Regiearbeit wird von vielen Fans mit hochgezogener Augenbraue abgetan. Mir persönlich gefällt aber das starke Motiv der Freundschaft zwischen den Protagonisten Kirk, Spock und McCoy. Selbst wenn uns der Film sonst nichts gegeben haben sollte, so zumindest den Kanon dreier Männer am Lagerfeuer im Yosemite Park: Row, row, row your boat …
„Star Trek VI – Das unentdeckte Land“ beschließt die Reihe der klassischen „Star Trek“-Filme mit einem Paukenschlag. Nach der Zerstörung des Rohstoffmondes Praxis steht das klingonische Reich am Abgrund. Um einen furchtbaren Krieg abzuwenden, sucht der politisch aufgeschlossene Kanzler Gorkon den Dialog mit der Föderation. Leider wird Gorkon von ewig gestrigen Elementen ermordet, und ausgerechnet Kirk und die Enterprise sollen Schuld daran haben. – Das Ende des Kalten Krieges im „Star Trek“-Universum wies unübersehbare Parallelen zu irdischen Friedensbemühungen zwischen Ost und West auf und bestach (und besticht auch heute noch) durch eine clevere politische Intrige sowie seine zutiefst humane Botschaft von der Versöhnung einst verfeindeter Völker.
Die Blu-Ray
Die „Star Trek“-Filme sind zwischen 1979 und 1991 entstanden und somit nicht mehr ganz neu. Das darf man nie vergessen, wenn man die Qualität bewertet. Diese aber ist überwiegend wirklich beachtlich. Der digital restaurierte „Star Trek II – Zorn des Khan“ sieht noch am schlechtesten aus und weist, trotz guter Farbigkeit und vielen Details eine spürbare Unruhe im Bild auf. Dafür kommen die anderen Filme, vor allem „Star Trek IV – Zurück in die Vergangenheit“ mitunter so brillant und knackscharf daher, dass man immer wieder verführt ist, das Bild anzuhalten und zu staunen. Manche Momente möchte man sich glatt so als Gemälde an die Wand hängen!
Der Ton liegt auf Englisch in allen Filmen als 7.1 TrueHD vor und gibt sich keine Blöße. Die Abmischung ist wirklich sehr gut gelungen. Auf Deutsch muss man sich von Film 1 bis 4 mit Dolby Surround, bei Film 5 und 6 mit Dolby Digital 5.1 zufrieden geben, wobei ein wirklicher Mehrkanalton allerdings nicht vorliegt, weil es keine entsprechenden deutschen Masterbänder geben soll. (Auf dem Fernseher stört das allerdings niemanden.)
Leider liegen „Star Trek – The Motion Picture“ und „Star Trek IV – Das unentdeckte Land“ hier nur in der Original-Kinoversion vor und nicht in ihren jeweiligen (und in beiden Fällen besseren) Director’s Cuts. Hier wurde eine Chance verschenkt. Eine Wahlmöglichkeit zwischen beiden Versionen via Seamless Branching wäre das Tüpfelchen auf dem i gewesen. So mag sich manch einer fragen, ob es wohl noch eine „Director’s Edition“-Box geben wird, auf die es sich zu warten lohnt.
Die Extras
Das komplette Bonusmaterial an dieser Stelle aufzuzählen, würde den Rahmen dieser Rezension sprengen. Fakt ist: Es ist eine unglaubliche Menge! Das ist einerseits dem Umstand geschuldet, dass so gut wie alle Features der DVD Special Editions auf die Blu Rays übernommen wurden (hier fehlt mal eine Bildergalerie, dort ein Storyboard – die größte Lücke hat „Star Trek – The Motion Picture“ zu verzeichnen, denn dort wurden sowohl der alte Audiokommentar von Robert Wise als auch ein langes Feature zur Filmentstehung aus mir unerfindlichen Gründen weggelassen). Zum anderen wurde das bestehende Material aber noch um etliche neue Features ergänzt!
Das neue Material umfasst pro Silberling je einen neuen Audiokommentar von Trek-Schöpfern wie Nicholas Meyer, Manny Coto, Roberto Orci, Alex Kurtzman, Ronald D. Moore, Michael Taylor, dem Ehepaar Okuda und den Reeves-Stevens. Dazu kommen kurze Features beispielweise über die Musik von James Horner, die Effekte von ILM, das Science-Fiction-Museum von Seattle (das eine große „Star Trek“-Sektion hat), Klingonen & Shakespeare und mehr. Jeder Silberling weist obendrein einen kurzen Vortrag der „Akademie der Sternenflotte“ zum jeweiligen Kernthema des Films, etwa der Wal-Sonde oder V’ger, auf sowie eine Schiffsdatenbank, die (als Ersatz der überall weggefallenen Textkommentare der Okudas) entweder filmbegleitend Informationen zu Schiffen, Personen, Technik und mehr bietet oder aber einfach so durchstöbert werden kann. Über einen BD-Live-Zugang kann man zu guter Letzt beim „Star Trek IQ“ sein Wissen in Trivia-Spielen testen.
Das Highlight bildet zweifellos – und auch vom Titel her – „Star Trek: Höhepunkte“, die 70-minütige Talkrunde von zwei Captains, zwei ersten Offizieren und einer Barkeeperin. William Shatner, Leonard Nimoy, Patrick Steward, Jonathan Frakes und Whoopi Goldberg sitzen um den runden Tisch zusammen und erinnern sich an persönliche Momente, Storys vom Set, die Arbeit miteinander und wie „Star Trek“ ihr Leben beeinflusst hat.
Alles in allem gibt der Boxentext an, dass mehr als zwölf Stunden bereits erschienener Inhalte und über zweieinhalb Stunden neuer Special Features die Filmkollektion flankieren. Ich habe das nicht nachgerechnet, aber angesichts von allein elf Audiokommentaren dürfte das eher noch tiefgestapelt sein. In jedem Fall handelt es sich um eine so phänomenale Fülle an Informationen und Anekdoten rund um die Original Motion Pictures, dass selbst hartgesottene Fans noch Neues während des Anschauens erfahren sollten.
Fazit: Hätte ich noch keinen Blu-Ray-Player gehabt, ich hätte mir wegen dieser Box einen gekauft! Oder etwas weniger plakativ gesagt: Für Fans der klassischen Enterprise-Crew um Kirk, Spock und Co ist die „Star Trek – Orginal Motion Picture Collection“ auf Blu-Ray ein kleines Fest. Die Bildqualität hebt sich deutlich von allem ab, was zuvor auf DVD erschienen ist, das Bonusmaterial ist schlicht und ergreifen üppig zu nennen und die Aufmachung wirkt zwar einfach, aber trotzdem irgendwie edel. Zu bemängeln gibt es allein das Fehlen der Director’s Cuts von „Star Trek – The Motion Picture“ und „Star Trek VI – Das unentdeckte Land“. Außerdem wurde leider nicht sämtliches Bonusmaterial der vorigen DVD Special Editions auf die Silberlinge der nächsten Generation hinübergerettet. Dennoch: die beste Filmedition der klassischen „Star Trek“-Abenteuer, die aktuell auf dem Markt existiert.
Star Trek – Orginal Motion Picture Collection
USA 1979-1991
Regie: Robert Wise, Nicolas Meyer, Leonard Nimoy, William Shatner
Darsteller: William Shatner (James T. Kirk), Leonard Nimoy (Spock), DeForest Kelley (Dr. Leonard McCoy), James Doohan (Montgomery „Scotty“ Scott), Walter Koenig (Pavel Chekov), Nichelle Nichols (Nyota Uhura), George Takei (Hikaru Sulu)
Vertrieb: Paramount Home Entertainment
Erscheinungsdatum: 27.04.2009
Länge: 685 min.
Bildformat: 2,35:1 (1080p HD)
Tonformat: Englisch (Dolby TrueHD 7.1), Deutsch (Dolby Digital 2.0/5.1), Französisch (Dolby Digital 2.0/5.1), Spanisch (Dolby Digital 1.0/2.0/5.1), Italienisch (Dolby Digital 2.0/5.1)
Untertitel: Englisch, Englisch für Hörgeschädigte, Arabisch, Kroatisch, Dänisch, Holländisch, Finnisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Norwegisch, Spanisch, Portugiesisch, Schwedisch
Bonusmaterial: viel (u. a. zwölf Audiokommentare, Schiffsdatenbank, Trailer, Deleted Scenes, Akademie der Sternenflotte, Features über die Produktion, Visuelle Effekte, die Musik und das Universum, Interviews, „Star Trek“ in anderen Lebensbereichen usw.)
Preis: EUR 99,95
bei amazon.de bestellen
von Frank Stein
Ich muss eines vorab gestehen, damit der geneigte Leser verstehen kann, was gleich folgen wird: Ich war (und werde es immer sein) ein Freund der Abenteuer der klassischen Enterprise-Crew. Kirk, Spock und McCoy – dargestellt von William Shatner, Leonard Nimoy und DeForest Kelley – stellen für mich den Inbegriff einer Männerfreundschaft dar, die jeder Herausforderung gewachsen ist und buchstäblich selbst den Tod zu überdauern vermag. In den sechs Kinofilmen kam das noch deutlicher zum tragen, als in der alten Serie aus den 1960ern. Erfreulich zudem, dass gemeinsam mit dem Trio auch die übrigen Brückenmitglieder – Sulu, Checkov, Scotty und Uhura – noch enger zu einer Familie zusammenrückten. „Familienausflug im All“, nannten das manche Kritiker. „Zynisches Pack, geht doch mit Michael Myers und Hannibal Lector spielen, wenn euch solche Freunde lieber sind“, antworte ich darauf.
Abgesehen vom Motiv der Freundschaft behandelten diese Filme bei allen Actioneinlagen und humorvollen Momenten zutiefst menschliche Probleme (die Auseinandersetzung mit dem Tod in „Star Trek II – Zorn des Khan“), stellten sich Fragen zur menschlichen Natur (in der Suche V’gers nach seinem Schöpfer in „Star Trek – The Motion Picture“) und transportierten mal mehr, mal weniger verborgene politische Botschaften (etwa zum Umweltschutz in „Star Trek IV – Zurück in die Vergangenheit“ oder zum Ende des Kalten Krieges in „Star Trek VI – Das unentdeckte Land“). All das – und obendrein eine U.S.S. Enterprise, die niemals schöner, niemals erhabener wirkte, als in ihrer Motion-Picture-Inkarnation – macht die sechs ersten „Star Trek“-Kinoepisoden zu Science-Fiction-Filmen, die erstaunlich gut gealtert sind. Selbst, wenn man sie nicht, wie ich als Kind der 1980er, mit einem solch nostalgisch verklärten Blick anschaut.
Die Box
Die „Star Trek – Orginal Motion Picture Collection“ kommt in einem einfachen, aber schönen weißen Pappschuber daher, der von einem aufgeklebten Hologramm in Form des berühmten Kommunikators geziert wird, das die Enterprise im Orbit um einen Planeten zeigt. Eine Klarsicht-Plastikhülle, die auf der Vorderseite den Schriftzug und auf der Rückseite eine geschmackvolle Collage zeigt, schützt den Schuber.
Im Inneren befinden sich sieben Blu-Rays in sieben Einzelhüllen, die auf der Vorderseite jeweils das silbern eingefärbte Konterfei eines Mitglieds von Captain Kirks Kerncrew zeigt, während auf der Rückseite eine Collage wichtiger Charaktere und Filmmomente auf den Filmgenuss einstimmt und Informationen zum neu für diese Edition hergestellten Bonusmaterial gegeben werden. Auf das alte Bonusmaterial, das den DVDs der Special Editions entnommen wurde, wird seltsamerweise nicht extra hingewiesen – es befindet sich aber auch fast komplett auf den Silberlingen.
Neben den sechs Filmen befindet sich eine siebte Blu-Ray mit dem Feature „Star Trek: Höhepunkte“ in der Box, die eine Talkrunde zwischen William Shatner, Leonard Nimoy, Patrick Steward, Jonathan Frakes und Whoopi Goldberg als Moderatorin enthält. Alles in allem kann man nur sagen, dass die Aufmachung schlicht, aber elegant wirkt und dem Stoff durchaus angemessen.
Die Filme
Über die sechs Filme muss im Grunde nicht viel gesagt werden. Den meisten dürften sie bekannt sein. Doch weil eine Rezension nicht komplett wäre, würde man die besprochenen Filme nicht wenigstens kurz vorstellen, hier ein Überblick samt knapper Bewertung.
„Star Trek – The Motion Picture“ stellte 1979 die Rückkehr der Enterprise und ihrer Besatzung und zugleich den Sprung vom Fernsehbildschirm auf die große Leinwand dar. Erzählt wird vom Auftauchen eines gewaltigen, außerirdischen Maschinenwesens, das sich selbst V’ger nennt und in unbekannter Mission auf die Erde zusteuert, wobei es alles ausschaltet, was ihm im Weg steht. Admiral James T. Kirk kehrt an Bord seines alten Schiffes zurück, und die Enterprise geht auf Abfangkurs. – Von vielen Fans als dröge und langatmig gescholten, besticht der Film von Robert Wise allerdings durch phänomenale, an „2001“ erinnernde Weltraumbilder sowie die Handlung gewordene Trek-Maxime, mit offenem Geist auf alles Fremde zuzugehen und durch Menschlichkeit ein tieferes, gegenseitiges Verständnis herbeizuführen. (Kurioser Gag am Rande: Spock weist einmal während des Films darauf hin, dass angesichts der Macht des Maschinenwesens V’gers „jeder Widerstand zwecklos“ sei.)
„Star Trek II – Der Zorn des Khan“ greift die Handlung der Fernsehepisode „Der schlafende Tiger“ um Khan Noonien Singh und seinen genetischen Übermenschen auf. Khan gelingt es, aus seinem Gefängnis zu entkommen, in das ihn Kirk verbannt hatte, und er brennt darauf, Rache zu nehmen. Hierzu will er sich des Genesis-Projekts bemächtigen, das tote Welten mittels Materieumwandlung in blühende Paradise verwandeln kann – und nebenbei ein Sprengkörper von verheerenden Auswirkungen ist. – Das Katz-und-Maus-Spiel im All gilt vielen Fans als der beste aller „Star Trek“-Filme, auch wenn das spannende Duell mit dem heldenhaften Tod von Mr. Spock eines der schlimmsten Opfer forderte. (Kleiner Anschlussfehler: Khan versichert Chekov bei deren ersten Zusammentreffen, dass er nie ein Gesicht vergisst; tatsächlich war Chekov während der besagten Classic-Episode noch gar nicht an Bord.)
„Star Trek III – Auf der Suche nach Mr. Spock“ ist der vielleicht seltsamste und zugleich anrührendste Teil der Reihe, denn er handelt im Grunde von nichts anderem als dem Versuch der Gefährten um Captain Kirk, den Körper ihres verstorbenen Freunds Spock gegen alle Bürokratenwillkür vom Genesis-Planeten zu bergen, um ihn nach Vulkan zu bringen, wo er, gemeinsam mit Spocks Seele, Frieden finden soll. Doch auch die Klingonen interessieren sich für Genesis, und auf der Oberfläche selbst erwartet die Gefährten eine Überraschung. – Es war wohl unvermeidlich, dass der spitzohrige Vulkanier zurückkehren würde, aber dass diesem Umstand ein ganzer Film gewidmet wird, zeigt doch sehr deutlich, welchen Status „Star Trek“ in den 1980ern noch hatte. Aber das herzerwärmende Fazit „Das Wohl eines Einzelnen wiegt genauso schwer wie das Wohl Vieler“ lässt auch über die ansonsten eher dünne Handlung hinwegsehen (die allerdings einen weiteren Schockmoment für Fans in petto hatte).
„Star Trek IV – Zurück in die Vergangenheit“ ist die Komödie des filmischen Sixpacks. Ganz im Geiste der Ökobewegung der 1980er Jahre sucht eine gewaltige Sonde die Erde heim, sendet Grußbotschaften zur Erde – und als diese nicht beantwortet werden, beginnt sie mit deren Vernichtung. Kirk und Co finden heraus, dass die Sonde nach Buckelwalen sucht, die aber leider auf der Erde der Zukunft ausgestorben sind. Also geht es auf Zeitreise, um ein paar der sanften Riesen in die Zukunft zu schaffen. – Ein Russe und eine Afrikanerin auf der Suche nach „atomgetrriebenen Krriegsschiffen“, ein vulkanisches Blumenkind, das sich zu viel LDS reingezogen hat, und eine wilde Jagd durch ein Krankenhaus zeigten, wie selbstironisch Ikonen der Popkultur mit ihrer eigenen Legende umzugehen vermochten und machten diesen Film seinerzeit zum Fanliebling.
„Star Trek V – Am Rande des Universums“ beginnt schon mit dem falschen Titel, denn eigentlich führt die Handlung die Helden ins Zentrum des Universums. Dorthin nämlich zieht es einen abtrünnigen Vulkanier, der sich auf einer unglaublichen Suche nach Gott befindet und hierzu die Enterprise in seine Gewalt bringt. Um ihn zu bezwingen, müssen sich Kirk und Co ihren ureigenen Dämonen stellen, während gleichzeitig immer mehr Besatzungsmitglieder dem Charisma des Aufrührers erliegen. – William Shatners erste Regiearbeit wird von vielen Fans mit hochgezogener Augenbraue abgetan. Mir persönlich gefällt aber das starke Motiv der Freundschaft zwischen den Protagonisten Kirk, Spock und McCoy. Selbst wenn uns der Film sonst nichts gegeben haben sollte, so zumindest den Kanon dreier Männer am Lagerfeuer im Yosemite Park: Row, row, row your boat …
„Star Trek VI – Das unentdeckte Land“ beschließt die Reihe der klassischen „Star Trek“-Filme mit einem Paukenschlag. Nach der Zerstörung des Rohstoffmondes Praxis steht das klingonische Reich am Abgrund. Um einen furchtbaren Krieg abzuwenden, sucht der politisch aufgeschlossene Kanzler Gorkon den Dialog mit der Föderation. Leider wird Gorkon von ewig gestrigen Elementen ermordet, und ausgerechnet Kirk und die Enterprise sollen Schuld daran haben. – Das Ende des Kalten Krieges im „Star Trek“-Universum wies unübersehbare Parallelen zu irdischen Friedensbemühungen zwischen Ost und West auf und bestach (und besticht auch heute noch) durch eine clevere politische Intrige sowie seine zutiefst humane Botschaft von der Versöhnung einst verfeindeter Völker.
Die Blu-Ray
Die „Star Trek“-Filme sind zwischen 1979 und 1991 entstanden und somit nicht mehr ganz neu. Das darf man nie vergessen, wenn man die Qualität bewertet. Diese aber ist überwiegend wirklich beachtlich. Der digital restaurierte „Star Trek II – Zorn des Khan“ sieht noch am schlechtesten aus und weist, trotz guter Farbigkeit und vielen Details eine spürbare Unruhe im Bild auf. Dafür kommen die anderen Filme, vor allem „Star Trek IV – Zurück in die Vergangenheit“ mitunter so brillant und knackscharf daher, dass man immer wieder verführt ist, das Bild anzuhalten und zu staunen. Manche Momente möchte man sich glatt so als Gemälde an die Wand hängen!
Der Ton liegt auf Englisch in allen Filmen als 7.1 TrueHD vor und gibt sich keine Blöße. Die Abmischung ist wirklich sehr gut gelungen. Auf Deutsch muss man sich von Film 1 bis 4 mit Dolby Surround, bei Film 5 und 6 mit Dolby Digital 5.1 zufrieden geben, wobei ein wirklicher Mehrkanalton allerdings nicht vorliegt, weil es keine entsprechenden deutschen Masterbänder geben soll. (Auf dem Fernseher stört das allerdings niemanden.)
Leider liegen „Star Trek – The Motion Picture“ und „Star Trek IV – Das unentdeckte Land“ hier nur in der Original-Kinoversion vor und nicht in ihren jeweiligen (und in beiden Fällen besseren) Director’s Cuts. Hier wurde eine Chance verschenkt. Eine Wahlmöglichkeit zwischen beiden Versionen via Seamless Branching wäre das Tüpfelchen auf dem i gewesen. So mag sich manch einer fragen, ob es wohl noch eine „Director’s Edition“-Box geben wird, auf die es sich zu warten lohnt.
Die Extras
Das komplette Bonusmaterial an dieser Stelle aufzuzählen, würde den Rahmen dieser Rezension sprengen. Fakt ist: Es ist eine unglaubliche Menge! Das ist einerseits dem Umstand geschuldet, dass so gut wie alle Features der DVD Special Editions auf die Blu Rays übernommen wurden (hier fehlt mal eine Bildergalerie, dort ein Storyboard – die größte Lücke hat „Star Trek – The Motion Picture“ zu verzeichnen, denn dort wurden sowohl der alte Audiokommentar von Robert Wise als auch ein langes Feature zur Filmentstehung aus mir unerfindlichen Gründen weggelassen). Zum anderen wurde das bestehende Material aber noch um etliche neue Features ergänzt!
Das neue Material umfasst pro Silberling je einen neuen Audiokommentar von Trek-Schöpfern wie Nicholas Meyer, Manny Coto, Roberto Orci, Alex Kurtzman, Ronald D. Moore, Michael Taylor, dem Ehepaar Okuda und den Reeves-Stevens. Dazu kommen kurze Features beispielweise über die Musik von James Horner, die Effekte von ILM, das Science-Fiction-Museum von Seattle (das eine große „Star Trek“-Sektion hat), Klingonen & Shakespeare und mehr. Jeder Silberling weist obendrein einen kurzen Vortrag der „Akademie der Sternenflotte“ zum jeweiligen Kernthema des Films, etwa der Wal-Sonde oder V’ger, auf sowie eine Schiffsdatenbank, die (als Ersatz der überall weggefallenen Textkommentare der Okudas) entweder filmbegleitend Informationen zu Schiffen, Personen, Technik und mehr bietet oder aber einfach so durchstöbert werden kann. Über einen BD-Live-Zugang kann man zu guter Letzt beim „Star Trek IQ“ sein Wissen in Trivia-Spielen testen.
Das Highlight bildet zweifellos – und auch vom Titel her – „Star Trek: Höhepunkte“, die 70-minütige Talkrunde von zwei Captains, zwei ersten Offizieren und einer Barkeeperin. William Shatner, Leonard Nimoy, Patrick Steward, Jonathan Frakes und Whoopi Goldberg sitzen um den runden Tisch zusammen und erinnern sich an persönliche Momente, Storys vom Set, die Arbeit miteinander und wie „Star Trek“ ihr Leben beeinflusst hat.
Alles in allem gibt der Boxentext an, dass mehr als zwölf Stunden bereits erschienener Inhalte und über zweieinhalb Stunden neuer Special Features die Filmkollektion flankieren. Ich habe das nicht nachgerechnet, aber angesichts von allein elf Audiokommentaren dürfte das eher noch tiefgestapelt sein. In jedem Fall handelt es sich um eine so phänomenale Fülle an Informationen und Anekdoten rund um die Original Motion Pictures, dass selbst hartgesottene Fans noch Neues während des Anschauens erfahren sollten.
Fazit: Hätte ich noch keinen Blu-Ray-Player gehabt, ich hätte mir wegen dieser Box einen gekauft! Oder etwas weniger plakativ gesagt: Für Fans der klassischen Enterprise-Crew um Kirk, Spock und Co ist die „Star Trek – Orginal Motion Picture Collection“ auf Blu-Ray ein kleines Fest. Die Bildqualität hebt sich deutlich von allem ab, was zuvor auf DVD erschienen ist, das Bonusmaterial ist schlicht und ergreifen üppig zu nennen und die Aufmachung wirkt zwar einfach, aber trotzdem irgendwie edel. Zu bemängeln gibt es allein das Fehlen der Director’s Cuts von „Star Trek – The Motion Picture“ und „Star Trek VI – Das unentdeckte Land“. Außerdem wurde leider nicht sämtliches Bonusmaterial der vorigen DVD Special Editions auf die Silberlinge der nächsten Generation hinübergerettet. Dennoch: die beste Filmedition der klassischen „Star Trek“-Abenteuer, die aktuell auf dem Markt existiert.
Star Trek – Orginal Motion Picture Collection
USA 1979-1991
Regie: Robert Wise, Nicolas Meyer, Leonard Nimoy, William Shatner
Darsteller: William Shatner (James T. Kirk), Leonard Nimoy (Spock), DeForest Kelley (Dr. Leonard McCoy), James Doohan (Montgomery „Scotty“ Scott), Walter Koenig (Pavel Chekov), Nichelle Nichols (Nyota Uhura), George Takei (Hikaru Sulu)
Vertrieb: Paramount Home Entertainment
Erscheinungsdatum: 27.04.2009
Länge: 685 min.
Bildformat: 2,35:1 (1080p HD)
Tonformat: Englisch (Dolby TrueHD 7.1), Deutsch (Dolby Digital 2.0/5.1), Französisch (Dolby Digital 2.0/5.1), Spanisch (Dolby Digital 1.0/2.0/5.1), Italienisch (Dolby Digital 2.0/5.1)
Untertitel: Englisch, Englisch für Hörgeschädigte, Arabisch, Kroatisch, Dänisch, Holländisch, Finnisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Norwegisch, Spanisch, Portugiesisch, Schwedisch
Bonusmaterial: viel (u. a. zwölf Audiokommentare, Schiffsdatenbank, Trailer, Deleted Scenes, Akademie der Sternenflotte, Features über die Produktion, Visuelle Effekte, die Musik und das Universum, Interviews, „Star Trek“ in anderen Lebensbereichen usw.)
Preis: EUR 99,95
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Montag, 27. April 2009
Star Trek TNG (Second Decade 2): Resistance
Die Enterprise-E fliegt wieder. Und die erste Mission klingt nach angenehmer Routine. Es gilt, einen Grenzkonflikt zwischen zwei benachbarten Völkern beizulegen. Doch unvermittelt schlägt die Vergangenheit zu. Ein Übel, das längst besiegt geglaubt war, meldet sich im Geist von Jean-Luc Picard wieder zu Wort: Die verstreuten Reste der im Alpha-Quadranten gestrandeten Borg haben sich wieder gesammelt, und sie drohen, eine neue Königin zu „gebären“. Picard schwört, alles dranzusetzen, um das zu verhindern.
von Frank Stein
Die Erlebnisse mit den Borg gehören zu den schlimmsten, die Captain Jean-Luc Picard in seinem Leben machen musste. Von den Borg entführt und als Locutus gezwungen, eine Flotte von Föderationsschiffen zu vernichten, fühlte er an Körper und Geist regelrecht vergewaltigt. Dass er dieses Trauma nie wirklich überwunden hat, zeigte sich in seinem fanatischen und geradezu selbstzerstörerischen Kampf gegen die Borg-Queen um die Erde der Vergangenheit – kurz vor dem ersten Kontakt mit den Vulkaniern. Mit ihrem Tod – und Kathryn Janeways vernichtendem Sieg über die Borg im Delta-Quadranten – glaubte Picard, sein Leben wäre von diesem Albtraum befreit. Doch plötzlich hört er das Kollektiv wieder in seinem Geist!
Man könnte zunächst meinen, es wäre vielleicht ein Stress-Symptom. Denn der Captain der Enterprise-E muss einige Veränderungen verdauen. Zunächst wird B4, Datas debiler Prototyp, ins Daystrom-Institut geschickt. Dann verweigert Worf seine Beförderung vom temporären zum permanten Ersten Offizier, weil er sich nach einer alten Geschichte um eine schwere Kommandoentscheidung, die er zugunsten seiner Geliebten Jadzia Dax falsch traf, für eines Kommandos nicht würdig hält. Schließlich ist da noch die neue Counselor, die Vulkanierin T'Lana, die so völlig anders als Deanna Troi ist und Picard mit ihrer von Logik diktierten Perspektive regelmäßig Kontra gibt.
Doch es ist kein Stress. Picard ist sich sicher, dass die Borg zurück sind. Und obwohl ihm Admiral Janeway befiehlt, nichts zu unternehmen und auf die Ankunft der Borg-Spezialistin Seven-of-Nine zu warten, steuert er mit der Enterprise einen Mond in einem abgelegenen Sonnensystem an – und entdeckt dort tatsächlich einen neu gebauten Borg-Kubus. In dessen Innerem ist eine mysteriöse Prozedur im Gange, die eine neue Borg-Queen ins Leben rufen soll. Um das zu verhindern, ist Picard bereit, alles zu geben. Doch er muss feststellen, dass sich die Borg nach mehreren Niederlagen durch die Hand der Menschen weiterentwickelt haben. Sie assimilieren nicht mehr. Sie vernichten. Um sie zu stoppen, müssen Picard und die seinen zu drastischen Maßnahmen greifen.
J. M. Dillards Beitrag zum TNG-Relaunch hat von Fanseite einiges an Kritik einstecken müssen: Schon wieder Borg. Abklatsch von „Star Trek: Der erste Kontakt“. Zu wenig Charakterentwicklung. Zu hanebüchender Plot. Fakt ist, dass die Autorin vieles richtig macht, sich aber auch (aus Kanonsicht) ein paar unnötige Fehler leistet. „Resistance“ geht ziemlich schnell in die Vollen. Bereits nach wenigen Seiten ist man als Leser von der Handlung gefangen, die sich auch sehr rasch, ähnlich einem Kinofilm, fortentwickelt. Dabei ist das Buch keineswegs ein reines Remake von „Der erste Kontakt“, sondern nutzt vielmehr das Vorwissen um diese Geschichten, um eine düstere und von Schicksalhaftigkeit geprägte Atmosphäre zu schaffen. Insofern zählen die Szenen, in denen Picard erst von der Rückkehr der Borg ahnt, dann die furchtbare Bestätigung erhält und sich schließlich darüber klar wird, dass es Opfer kosten wird, das sich gerade neu bildende Kollektiv aufzuhalten, dramaturgisch zu den stärksten.
Die Action selbst, die folgt, ist dagegen in der Tat eher konventionell geraten und würde auf der großen Leinwand kaum spektakulär wirken. Dazu kommt, dass Dillard an diesem Punkt gleich mehrfach einige recht dreiste Fakten in den Raum wirft, die den bisherigen Kanon ignorieren oder ziemlich eigenmächtig erweitern (bei „Star Trek“ von Kanon zu sprechen ist ja immer etwas kritisch, aber zumindest seit den Serien-Relaunchs in Romanform scheinen die Macher bei Pocket Books um eine stimmige Kontinuität bemüht, sodass eigentlich jeder Autor darauf achten sollte, was er seinen später nachfolgenden Kollegen auf den Tisch haut). ACHTUNG SPOILER: So wird behauptet, dass jedes neuere Schiff der Sternenflotte in ihre Rechner die Spezifikationen für romulanische Tarntechnologie eingespeist hat und es nur eines Admirals-Codes bedarf, um eine Tarnvorrichtung nachzubauen. Außerdem kann sich die Enterprise-E plötzlich teilen wie ihre Vorgängerin, eine Fähigkeit, die ihr schon allein aus Designgründen abgehen müsste. Zu guter Letzt wird mit der Royal-Jelly-Theorie um die Entstehung der Borg-Queen die Royal-Protocol-Theorie, die der Voyager-Relaunch etabliert hatte, missachtet. Ein unnötiger Widerspruch.
Fazit: Mit „Resistance“ liegt ein Buch vor, das zu Beginn sehr atmosphärisch von der Rückkehr der Borg als Erzfeind der Föderation erzählt, gegen Ende aber an den Actionsequenzen scheitert, die mal hanebüchend, mal recht altbacken wirken. Die Borg als Feind sind natürlich nicht neu, aber immer noch gut und nach wie vor mit Potenzial, der Föderation richtig Druck zu machen. Als Ausgangspunkt des zentralen Handlungsbogens, der das literarische „Star Trek“-Universum bis heute („Destiny“-Trilogie und Nachwehen) prägt, ist der Roman für Fans jedenfalls ein Muss.
Star Trek TNG: Resistance (Second Decade 2)
Film/Serien-Roman
J. M. Dillard
Pocket Books 2007
ISBN: 978-0743499552
306 S., Taschenbuch, englisch
Preis: $ 7,99
bei amazon.de bestellen
von Frank Stein
Die Erlebnisse mit den Borg gehören zu den schlimmsten, die Captain Jean-Luc Picard in seinem Leben machen musste. Von den Borg entführt und als Locutus gezwungen, eine Flotte von Föderationsschiffen zu vernichten, fühlte er an Körper und Geist regelrecht vergewaltigt. Dass er dieses Trauma nie wirklich überwunden hat, zeigte sich in seinem fanatischen und geradezu selbstzerstörerischen Kampf gegen die Borg-Queen um die Erde der Vergangenheit – kurz vor dem ersten Kontakt mit den Vulkaniern. Mit ihrem Tod – und Kathryn Janeways vernichtendem Sieg über die Borg im Delta-Quadranten – glaubte Picard, sein Leben wäre von diesem Albtraum befreit. Doch plötzlich hört er das Kollektiv wieder in seinem Geist!
Man könnte zunächst meinen, es wäre vielleicht ein Stress-Symptom. Denn der Captain der Enterprise-E muss einige Veränderungen verdauen. Zunächst wird B4, Datas debiler Prototyp, ins Daystrom-Institut geschickt. Dann verweigert Worf seine Beförderung vom temporären zum permanten Ersten Offizier, weil er sich nach einer alten Geschichte um eine schwere Kommandoentscheidung, die er zugunsten seiner Geliebten Jadzia Dax falsch traf, für eines Kommandos nicht würdig hält. Schließlich ist da noch die neue Counselor, die Vulkanierin T'Lana, die so völlig anders als Deanna Troi ist und Picard mit ihrer von Logik diktierten Perspektive regelmäßig Kontra gibt.
Doch es ist kein Stress. Picard ist sich sicher, dass die Borg zurück sind. Und obwohl ihm Admiral Janeway befiehlt, nichts zu unternehmen und auf die Ankunft der Borg-Spezialistin Seven-of-Nine zu warten, steuert er mit der Enterprise einen Mond in einem abgelegenen Sonnensystem an – und entdeckt dort tatsächlich einen neu gebauten Borg-Kubus. In dessen Innerem ist eine mysteriöse Prozedur im Gange, die eine neue Borg-Queen ins Leben rufen soll. Um das zu verhindern, ist Picard bereit, alles zu geben. Doch er muss feststellen, dass sich die Borg nach mehreren Niederlagen durch die Hand der Menschen weiterentwickelt haben. Sie assimilieren nicht mehr. Sie vernichten. Um sie zu stoppen, müssen Picard und die seinen zu drastischen Maßnahmen greifen.
J. M. Dillards Beitrag zum TNG-Relaunch hat von Fanseite einiges an Kritik einstecken müssen: Schon wieder Borg. Abklatsch von „Star Trek: Der erste Kontakt“. Zu wenig Charakterentwicklung. Zu hanebüchender Plot. Fakt ist, dass die Autorin vieles richtig macht, sich aber auch (aus Kanonsicht) ein paar unnötige Fehler leistet. „Resistance“ geht ziemlich schnell in die Vollen. Bereits nach wenigen Seiten ist man als Leser von der Handlung gefangen, die sich auch sehr rasch, ähnlich einem Kinofilm, fortentwickelt. Dabei ist das Buch keineswegs ein reines Remake von „Der erste Kontakt“, sondern nutzt vielmehr das Vorwissen um diese Geschichten, um eine düstere und von Schicksalhaftigkeit geprägte Atmosphäre zu schaffen. Insofern zählen die Szenen, in denen Picard erst von der Rückkehr der Borg ahnt, dann die furchtbare Bestätigung erhält und sich schließlich darüber klar wird, dass es Opfer kosten wird, das sich gerade neu bildende Kollektiv aufzuhalten, dramaturgisch zu den stärksten.
Die Action selbst, die folgt, ist dagegen in der Tat eher konventionell geraten und würde auf der großen Leinwand kaum spektakulär wirken. Dazu kommt, dass Dillard an diesem Punkt gleich mehrfach einige recht dreiste Fakten in den Raum wirft, die den bisherigen Kanon ignorieren oder ziemlich eigenmächtig erweitern (bei „Star Trek“ von Kanon zu sprechen ist ja immer etwas kritisch, aber zumindest seit den Serien-Relaunchs in Romanform scheinen die Macher bei Pocket Books um eine stimmige Kontinuität bemüht, sodass eigentlich jeder Autor darauf achten sollte, was er seinen später nachfolgenden Kollegen auf den Tisch haut). ACHTUNG SPOILER: So wird behauptet, dass jedes neuere Schiff der Sternenflotte in ihre Rechner die Spezifikationen für romulanische Tarntechnologie eingespeist hat und es nur eines Admirals-Codes bedarf, um eine Tarnvorrichtung nachzubauen. Außerdem kann sich die Enterprise-E plötzlich teilen wie ihre Vorgängerin, eine Fähigkeit, die ihr schon allein aus Designgründen abgehen müsste. Zu guter Letzt wird mit der Royal-Jelly-Theorie um die Entstehung der Borg-Queen die Royal-Protocol-Theorie, die der Voyager-Relaunch etabliert hatte, missachtet. Ein unnötiger Widerspruch.
Fazit: Mit „Resistance“ liegt ein Buch vor, das zu Beginn sehr atmosphärisch von der Rückkehr der Borg als Erzfeind der Föderation erzählt, gegen Ende aber an den Actionsequenzen scheitert, die mal hanebüchend, mal recht altbacken wirken. Die Borg als Feind sind natürlich nicht neu, aber immer noch gut und nach wie vor mit Potenzial, der Föderation richtig Druck zu machen. Als Ausgangspunkt des zentralen Handlungsbogens, der das literarische „Star Trek“-Universum bis heute („Destiny“-Trilogie und Nachwehen) prägt, ist der Roman für Fans jedenfalls ein Muss.
Star Trek TNG: Resistance (Second Decade 2)
Film/Serien-Roman
J. M. Dillard
Pocket Books 2007
ISBN: 978-0743499552
306 S., Taschenbuch, englisch
Preis: $ 7,99
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Sonntag, 19. April 2009
Terminator S.C.C.: The Sarah Connor Chronicles – Staffel 1 (Blu-ray)
Es war im Grunde ein kleines Action-Movie um einen Killer-Roboter in der Menschengestalt Arnold Schwarzeneggers, der aus der Zukunft gekommen war, um eine Frau namens Sarah Connor umzubringen, weil ihr ungeborener Sohn später zum Anführer der Menschheit im Krieg gegen die Maschinen werden sollte. So begann die Erfolgsgeschichte von James Camerons „Terminator“, die mittlerweile zwei weitere Kinofilme, Computerspiele, Comics und vielerlei mehr hervorgebracht hat. Und während im Kino mit „Terminator: Die Erlösung“ der nächste Blockbuster ins Haus steht, ist jetzt eine TV-Serie auf Blu-ray erschienen, die vom Überlebenskampf Sarah Connors und ihres Sohns John erzählt: „Terminator S.C.C.“.
von Frank Stein
Die Handlung beginnt unmittelbar dort, wo James Camerons Erfolgs-Sequel „Terminator 2: Tag der Abrechnung“ geendet hatte: auf einer Straße, die in eine ungewisse – und damit gute – Zukunft führt. Doch wie es in derlei Franchises üblich ist, waren der Sieg über den T-1000 und die Vernichtung des SkyNet entwickelnden Computerkonzerns CyberDyne Systems – beides Maßnahmen, um den zukünftigen Aufstand der Maschinen zu verhindern – natürlich letztlich furchtlos. Die Zukunft weiß sich selbst zu schützen. Und so währt das beschauliche Leben von Sarah Connor und ihrem Sohn John, die als gesuchte Verbrecher ein Dasein unter dem Radar führen, nicht lange. Denn ein neuer Terminator (nicht Arnold Schwarzenegger ;-) ) taucht auf der Bildfläche auf, mit dem Ziel, John Connor umzubringen. Glücklicherweise wird der Junge in letzter Sekunde von einem weiblichen Cyborg namens Cameron (eine Hommage an James C.) gerettet, der von seinem zukünftigen Ich umprogrammiert und zum Schutz in die Vergangenheit geschickt worden war – man kennt das ja (und beginnt sich zu fragen, wie viele „Bauern“ beide Kriegsparteien eigentlich insgesamt durch die Zeit geschickt haben, um jeweils den letzten Schachzug der Gegenseite zu kontern).
Nach diesem furiosen Action-Einstieg folgt ein buchstäblicher Zeitsprung ins Jahr 2007 (natürlich vor allem aus Budgetgründen, um im Hier und Heute drehen zu können). Doch auch diese Flucht durch die Zeit reicht nicht aus, um dem Trio Sarah, John und Cameron Ruhe vor seinen Verfolgern – einerseits sind nach wie vor die Maschinen hinter ihnen her, andererseits ein allzu neugieriger FBI-Agent – zu gewähren. Und so beschließen sie wohl oder übel, einmal mehr selbst in die Offensive zu gehen und die Entwicklung der SkyNet-KI, die einmal mehr droht, zu verhindern, während sie sich gleichzeitig dem Zugriff ihrer Feinde zu entziehen versuchen. Hilfe erhalten sie dabei von dem aus der Zukunft angereisten Derek Reese, dem Bruder von Sarahs Liebhaber und Johns Vater Kyle, der als letzter Überlebender eines Team aus Spezialisten übrig geblieben ist, die sich in Johns Namen eigentlich um SkyNet kümmern sollten (dummerweise trafen sie vorher auf einen der „neuen“ Triple-Eights, wie die T-888 genannt werden).
„Terminator: S.C.C.“ wurde von vielen Fans im Vorfeld sehr kritisch beäugt. Kann ein derartiges Effekte-Blockbuster-Franchise erfolgreich auf den kleinen Bildschirm übertragen werden? Und: Langweilt die stetige Wiederholung der versuchten Zerstörung SkyNets und der Kampf gegen Cyborgs nicht irgendwann? Diese Fragen können mit „Ja“ respektive „Nein“ beantwortet werden. Denn es gelingt den Machern erstaunlich gut, sich von den Explosionen auf der großen Leinwand zu emanzipieren und stattdessen die Figuren in den Vordergrund zu stellen. Lena Headey („300“) überzeugt als Frau, die zwischen dem Bemühen, einem Teenager ein normales Leben bieten zu können und eine gute Mutter zu sein, sowie dem unbeugsamen Willen, eine furchtbare Zukunft um jeden Preis aufzuhalten, ihren eigenen Weg zu finden versucht. Thomas Dekker („Heroes“) gewinnt die Sympathien der Zuschauer als ein Junge, der sein ganzes Leben auf der Flucht war und eigentlich absolut keine Lust mehr darauf hat, dass sein verdammtes Schicksal bereits vor seiner Geburt geschrieben wurde.
Den stärksten Eindruck aber hinterlässt überraschend Summer Glau, die in der Joss-Whedon-Serie „Firefly“ als debile River Tam noch eher eine Nebenrolle spielte, hier aber als Terminatrix zum Rückgrat der Serie wird. Man darf es als einen Casting-Coup sehen: Denn Glaus zu Ausdruckarmut neigendes Gesicht passt perfekt zu einer Maschine, die absolut gefühllos ihrer Programmierung folgt. Umso stärker wirken die kleinen Gesten – ein fragender Blick, ein winziges Lächeln –, diese Momente, in denen der weibliche Terminator Cameron versucht, zu verstehen, was es bedeutet, Mensch zu sein. Es erzeugt eine eigenartige Atmosphäre, wenn sich eine Killermaschine jenseits allen „Onkel-Bob“-Humors des zweiten „Terminator“-Films in die Tradition eines Data aus „Star Trek TNG“ stellt und für sich versucht, seine „Seele“ zu entdecken, gleichzeitig aber nach wie vor tötet, ohne nachzudenken. (Übrigens mag sich niemand wundern, warum Cameron in Episode 1 noch so menschlich wirkt, danach aber nicht mehr. Es war ein Experiment der Macher mit einem „Emotionschip“ für die nächste Generation der Terminatoren; ein Experiment, das nach Testvorführungen rasch wieder über Bord geworfen wurde.)
Die erste Staffel besteht aus schlanken neun Episoden auf drei Silberlingen, die lückenlos aneinander anschließen, sodass sich die Serie regelrecht dazu anbietet, im Heimkino in zeitnahen Blöcken genossen zu werden, anstatt im wöchentlichen Abstand im Fernsehen. Die Bildqualität der Blu-ray wirkt sehr gut und gibt sich keine Blöße, der Ton ist aus unerfindlichen Gründen auf Deutsch aber nur in Stereo abgemischt (in Englisch immerhin in 5.1 – wobei auch das für eine Blu-ray als veraltetes Tonformat gilt). Das Bonusmaterial sticht nicht durch seine Qualität hervor, ist aber ordentlich. Es gibt Audiokommentare zu drei Episoden sowie eine längere Version der Episode „Die Hand Gottes“ (wobei die eingefügten Teile unbearbeitet sind). Dazu kommt mit „Die Entstehung der Chroniken“ ein 3-teiliger Blick auf die Entstehungsgeschichte der Serie, in welchem die Macher ihren Ansatz einer „Terminator“-Serie darlegen, allerdings auch reichlich die Gelegenheit nutzen, sich und andere zu loben. Die Castingbänder von Lena Headey, Thomas Dekker und Richard T. Jones, nicht verwendete Szenen, ein kurzes Storyboard, die Tanzproben von Summer Glau und ein leider nicht wirklich lustiges Gag-Reel runden die „Specials“ der Blu-ray ab.
Fazit: Die Serie „Terminator S.C.C.“ bereichert das „Terminator“-Franchise eben dadurch, dass sie nicht versucht, die Action-Orgien der Filme schlecht (weil mit viel geringerem Budget) zu kopieren, sondern vielmehr den Fokus auf die Figuren legt. Wie weit darf man gehen, um den Untergang der Menschheit zu verhindern? Und inwieweit kann eine Maschine zum Menschen werden? Das sind die Fragen, welche die neun Folgen der ersten Serienstaffel unter anderem vorantreiben. Sehenswerte Schauspieler, clevere intermediale Querverweise und die eine oder andere augenzwinkernde Hommage vor allem an „Terminator 2“ machen „Terminator S.C.C.“ für Fans guter Science-Fiction-Unterhaltung zum (leider recht kurz währenden) Vergnügen. Die Blu-ray besticht durch ihr sehr gutes Bild, enttäuscht aber durch seinen veralteten Stereo-Ton (!). Das Bonusmaterial liegt im guten Mittelfeld vergleichbarer Silberlinge.
Terminator S.C.C.: The Sarah Connor Chronicles – Staffel 1
USA 2008
Regie: David Nutter, Paul A. Edwards u. a.
Darsteller: Lena Headey (Sarah Connor), Thomas Dekker (John Connor), Summer Glau (Cameron Phillips), Richard T. Jones (Agent James Ellison), Brian Austin Green (Derek Reese), Garret Dillahunt (Cromartie)
Vertrieb: Warner Home Video
Erscheinungsdatum: 27.03.2009
Länge: 392 min.
Bildformat: 1,78:1 (1080p HD)
Tonformat: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 5.1), Französisch (Dolby Digital 5.1), Spanisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch
Bonusmaterial: Audiokommentar zu 3 Episoden von Produzent Josh Friedman, den Schauspielern und der Crew, Die Entstehung der Chroniken: 3-teiliger Blick auf die Entstehungsgeschichte der Serie (in HD), Die 52-minütige ungeschnittene Version sowie nicht verwendete Szenen aus Episode 7 „Die Hand Gottes“, Castingbänder von Lena Headey, Thomas Dekker und Richard T. Jones, Nicht verwendete Szenen, Das Storyboard zu einer ausgewählten Szene, Die Tanzproben von Summer Glau, Verpatzte Szenen
Preis: EUR 41,99
bei amazon.de bestellen
von Frank Stein
Die Handlung beginnt unmittelbar dort, wo James Camerons Erfolgs-Sequel „Terminator 2: Tag der Abrechnung“ geendet hatte: auf einer Straße, die in eine ungewisse – und damit gute – Zukunft führt. Doch wie es in derlei Franchises üblich ist, waren der Sieg über den T-1000 und die Vernichtung des SkyNet entwickelnden Computerkonzerns CyberDyne Systems – beides Maßnahmen, um den zukünftigen Aufstand der Maschinen zu verhindern – natürlich letztlich furchtlos. Die Zukunft weiß sich selbst zu schützen. Und so währt das beschauliche Leben von Sarah Connor und ihrem Sohn John, die als gesuchte Verbrecher ein Dasein unter dem Radar führen, nicht lange. Denn ein neuer Terminator (nicht Arnold Schwarzenegger ;-) ) taucht auf der Bildfläche auf, mit dem Ziel, John Connor umzubringen. Glücklicherweise wird der Junge in letzter Sekunde von einem weiblichen Cyborg namens Cameron (eine Hommage an James C.) gerettet, der von seinem zukünftigen Ich umprogrammiert und zum Schutz in die Vergangenheit geschickt worden war – man kennt das ja (und beginnt sich zu fragen, wie viele „Bauern“ beide Kriegsparteien eigentlich insgesamt durch die Zeit geschickt haben, um jeweils den letzten Schachzug der Gegenseite zu kontern).
Nach diesem furiosen Action-Einstieg folgt ein buchstäblicher Zeitsprung ins Jahr 2007 (natürlich vor allem aus Budgetgründen, um im Hier und Heute drehen zu können). Doch auch diese Flucht durch die Zeit reicht nicht aus, um dem Trio Sarah, John und Cameron Ruhe vor seinen Verfolgern – einerseits sind nach wie vor die Maschinen hinter ihnen her, andererseits ein allzu neugieriger FBI-Agent – zu gewähren. Und so beschließen sie wohl oder übel, einmal mehr selbst in die Offensive zu gehen und die Entwicklung der SkyNet-KI, die einmal mehr droht, zu verhindern, während sie sich gleichzeitig dem Zugriff ihrer Feinde zu entziehen versuchen. Hilfe erhalten sie dabei von dem aus der Zukunft angereisten Derek Reese, dem Bruder von Sarahs Liebhaber und Johns Vater Kyle, der als letzter Überlebender eines Team aus Spezialisten übrig geblieben ist, die sich in Johns Namen eigentlich um SkyNet kümmern sollten (dummerweise trafen sie vorher auf einen der „neuen“ Triple-Eights, wie die T-888 genannt werden).
„Terminator: S.C.C.“ wurde von vielen Fans im Vorfeld sehr kritisch beäugt. Kann ein derartiges Effekte-Blockbuster-Franchise erfolgreich auf den kleinen Bildschirm übertragen werden? Und: Langweilt die stetige Wiederholung der versuchten Zerstörung SkyNets und der Kampf gegen Cyborgs nicht irgendwann? Diese Fragen können mit „Ja“ respektive „Nein“ beantwortet werden. Denn es gelingt den Machern erstaunlich gut, sich von den Explosionen auf der großen Leinwand zu emanzipieren und stattdessen die Figuren in den Vordergrund zu stellen. Lena Headey („300“) überzeugt als Frau, die zwischen dem Bemühen, einem Teenager ein normales Leben bieten zu können und eine gute Mutter zu sein, sowie dem unbeugsamen Willen, eine furchtbare Zukunft um jeden Preis aufzuhalten, ihren eigenen Weg zu finden versucht. Thomas Dekker („Heroes“) gewinnt die Sympathien der Zuschauer als ein Junge, der sein ganzes Leben auf der Flucht war und eigentlich absolut keine Lust mehr darauf hat, dass sein verdammtes Schicksal bereits vor seiner Geburt geschrieben wurde.
Den stärksten Eindruck aber hinterlässt überraschend Summer Glau, die in der Joss-Whedon-Serie „Firefly“ als debile River Tam noch eher eine Nebenrolle spielte, hier aber als Terminatrix zum Rückgrat der Serie wird. Man darf es als einen Casting-Coup sehen: Denn Glaus zu Ausdruckarmut neigendes Gesicht passt perfekt zu einer Maschine, die absolut gefühllos ihrer Programmierung folgt. Umso stärker wirken die kleinen Gesten – ein fragender Blick, ein winziges Lächeln –, diese Momente, in denen der weibliche Terminator Cameron versucht, zu verstehen, was es bedeutet, Mensch zu sein. Es erzeugt eine eigenartige Atmosphäre, wenn sich eine Killermaschine jenseits allen „Onkel-Bob“-Humors des zweiten „Terminator“-Films in die Tradition eines Data aus „Star Trek TNG“ stellt und für sich versucht, seine „Seele“ zu entdecken, gleichzeitig aber nach wie vor tötet, ohne nachzudenken. (Übrigens mag sich niemand wundern, warum Cameron in Episode 1 noch so menschlich wirkt, danach aber nicht mehr. Es war ein Experiment der Macher mit einem „Emotionschip“ für die nächste Generation der Terminatoren; ein Experiment, das nach Testvorführungen rasch wieder über Bord geworfen wurde.)
Die erste Staffel besteht aus schlanken neun Episoden auf drei Silberlingen, die lückenlos aneinander anschließen, sodass sich die Serie regelrecht dazu anbietet, im Heimkino in zeitnahen Blöcken genossen zu werden, anstatt im wöchentlichen Abstand im Fernsehen. Die Bildqualität der Blu-ray wirkt sehr gut und gibt sich keine Blöße, der Ton ist aus unerfindlichen Gründen auf Deutsch aber nur in Stereo abgemischt (in Englisch immerhin in 5.1 – wobei auch das für eine Blu-ray als veraltetes Tonformat gilt). Das Bonusmaterial sticht nicht durch seine Qualität hervor, ist aber ordentlich. Es gibt Audiokommentare zu drei Episoden sowie eine längere Version der Episode „Die Hand Gottes“ (wobei die eingefügten Teile unbearbeitet sind). Dazu kommt mit „Die Entstehung der Chroniken“ ein 3-teiliger Blick auf die Entstehungsgeschichte der Serie, in welchem die Macher ihren Ansatz einer „Terminator“-Serie darlegen, allerdings auch reichlich die Gelegenheit nutzen, sich und andere zu loben. Die Castingbänder von Lena Headey, Thomas Dekker und Richard T. Jones, nicht verwendete Szenen, ein kurzes Storyboard, die Tanzproben von Summer Glau und ein leider nicht wirklich lustiges Gag-Reel runden die „Specials“ der Blu-ray ab.
Fazit: Die Serie „Terminator S.C.C.“ bereichert das „Terminator“-Franchise eben dadurch, dass sie nicht versucht, die Action-Orgien der Filme schlecht (weil mit viel geringerem Budget) zu kopieren, sondern vielmehr den Fokus auf die Figuren legt. Wie weit darf man gehen, um den Untergang der Menschheit zu verhindern? Und inwieweit kann eine Maschine zum Menschen werden? Das sind die Fragen, welche die neun Folgen der ersten Serienstaffel unter anderem vorantreiben. Sehenswerte Schauspieler, clevere intermediale Querverweise und die eine oder andere augenzwinkernde Hommage vor allem an „Terminator 2“ machen „Terminator S.C.C.“ für Fans guter Science-Fiction-Unterhaltung zum (leider recht kurz währenden) Vergnügen. Die Blu-ray besticht durch ihr sehr gutes Bild, enttäuscht aber durch seinen veralteten Stereo-Ton (!). Das Bonusmaterial liegt im guten Mittelfeld vergleichbarer Silberlinge.
Terminator S.C.C.: The Sarah Connor Chronicles – Staffel 1
USA 2008
Regie: David Nutter, Paul A. Edwards u. a.
Darsteller: Lena Headey (Sarah Connor), Thomas Dekker (John Connor), Summer Glau (Cameron Phillips), Richard T. Jones (Agent James Ellison), Brian Austin Green (Derek Reese), Garret Dillahunt (Cromartie)
Vertrieb: Warner Home Video
Erscheinungsdatum: 27.03.2009
Länge: 392 min.
Bildformat: 1,78:1 (1080p HD)
Tonformat: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 5.1), Französisch (Dolby Digital 5.1), Spanisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch
Bonusmaterial: Audiokommentar zu 3 Episoden von Produzent Josh Friedman, den Schauspielern und der Crew, Die Entstehung der Chroniken: 3-teiliger Blick auf die Entstehungsgeschichte der Serie (in HD), Die 52-minütige ungeschnittene Version sowie nicht verwendete Szenen aus Episode 7 „Die Hand Gottes“, Castingbänder von Lena Headey, Thomas Dekker und Richard T. Jones, Nicht verwendete Szenen, Das Storyboard zu einer ausgewählten Szene, Die Tanzproben von Summer Glau, Verpatzte Szenen
Preis: EUR 41,99
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Mittwoch, 15. April 2009
Star Trek TNG (Second Decade 1): Death in Winter
„Star Trek“ meldet sich aus seinem Dornröschenschlaf zurück. Für zumindest kurze Zeit werden die neuen, von Kultregisseur J. J. Abrams verfilmten Abenteuer von James T. Kirk und seiner Crew an Bord der Enterprise die Aufmerksamkeit der Welt auf sich ziehen. Kurioserweise haben selbige in der fernen Zukunft ihren Ausgangspunkt, in einer Föderation etwa zehn Jahre nach „Star Trek: Nemesis“. Doch was ist in diesen Jahren geschehen? Der (bislang nur auf Englisch erhältliche) TNG-Relaunch, auch als „Second Decade“, das „zweite Jahrzehnt“, bezeichnet, erzählt, was Picard und seine Getreuen nach dem Sieg über Shinzon erlebt haben.
von Frank Stein
Es sieht trostlos aus in Jean-Luc Picards Leben: Data ist tot, Will Riker und Deanna Troi haben die Enterprise-E verlassen und mit der U.S.S. Titan ihr eigenes Raumschiff übernommen, die Enterprise selbst liegt im Dock und muss nach dem Kampf gegen den wahnsinnigen Picard-Klon und romulanischen Praetor Shinzon generalüberholt werden – und dann ist da noch Beverly Crusher, Picards CMO (Chief Medical Officer) und jahrelange heimliche Liebe, die sich entschieden hat, die oberste Medizinerin von Starfleet zu werden und dafür das Schiff zu verlassen. Was bleibt einem da noch, möchte man fragen? (Worf und Geordi LaForge, um genau zu sein, und dafür ist man als TNG-Fan redlich dankbar.)
Doch es kommt noch schlimmer. Denn Picard erhält eine Nachricht, die ihm mitteilt, dass Beverly während eines Einsatzes im romulanischen Raum verschollen ist. Als Spezialistin auf diesem Gebiet sollte sie auf dem romulanischen Randplaneten Kevratas eine grassierende Seuche in den Griff bekommen und so vielleicht ganz nebenbei die Gunst der Einheimischen gewinnen. Unglücklicherweise hatte auch die amtierende Praetorin Tal'Aura, die sich in den unruhigen Zeiten nach Shinzons Tod vor die schwere Aufgabe gestellt sieht, ein Reich zusammenzuhalten, die rebellischen Randbereiche des Romulanischen Imperiums im Blick und so befand sich deren getreue rechte Hand, die eiskalte Sela, vor Ort (ein auch in der TV-Serie mehrfach in Erscheinung getretener, aus einem Paralleluniversum stammender Sproß der ehemaligen Enterprise-Sicherheitschefin Tasha Yar und einem Romulaner). Pech für Doktor Crusher.
Als alter Romulaner-Kenner ist Picard natürlich die zweite Wahl der Starfleet-Oberen, um die Kevratas-Krise in den Griff zu bekommen (und sollte er dabei zufällig die Chefin von Starfleet Medical retten können, umso besser). Und so bricht Jean-Luc undercover und in Begleitung eines romulanischen Überläufers namens Decalon sowie zweier alter Kollegen von der U.S.S. Stargazer – Pug Joseph and Doktor Carter Greyhorse – auf, um im feindlichen Gebiet nach einem dringend benötigten Impfstoff und einer guten alten Freundin zu suchen.
Der bereits im September 2005 als Hardcover-Band und 2007 als Taschenbuch erschienene TNG-Roman „Death in Winter“ von Michael Jan Friedman stellt eine Übergangsgeschichte zwischen den Ereignissen in „Star Trek: Nemesis“ und den neuen Abenteuern des Raumschiffs Enterprise dar. Kurze Zeit nach der Filmhandlung angesiedelt, widmet sich die Geschichte vor allem der Beziehung von Jean-Luc Picard und Beverly Crusher sowie den politischen Unruhen im Romulanischen Imperium, zu denen die aus „Nemesis“ bekannte Kommandantin Donatra als Gefolgsfrau des militaristischen Aufrührers Braeg kräftig beiträgt.
Entsprechend folgt die Geschichte zwei großen Handlungslinien. Zum einen werden Doktor Crushers Gefangennahme durch die Romulaner sowie ihre Flucht und Picards Rettungseinsatz beschrieben, zum anderen gewährt Friedman dem Leser und Fan immer wieder Einblicke in die Intrigen auf der Kernwelt Romulus, die nur unter viel Blut und Tränen zu einer neuen Regierung findet. Dieser Part ist im Grunde der spanndere und auch drastischere Teil des Romans. Die Ereignisse auf Kevratas nehmen sich dagegen recht provinziell aus und werden nur durch die Anwesenheit der TNG-Antagonistin Sela sowie die sich spürbar entwickelnde Romanze zwischen Picard und Crusher aufgewertet. Dennoch hat das Finale eher TV-Serien-Format anstatt wirklich große Bilder zu evozieren, wie es für einen TNG-Relaunch in Romanform (bei dem man im Grunde alles hätte machen können) angemessen gewesen wäre.
Fazit: „Death in Winter“ ist eine solide Übergangsgeschichte, die vor allem durch die Entwicklung der Beziehung zwischen Jean-Luc Picard und Beverly Crusher glänzt, sowie die spannenden politischen Geschehnisse auf Romulus. Die Kevratas-Mission dagegen kommt sehr konventionell daher, und der Nebenplot um Worf und Geordi, die unbedingt Picard helfen wollen, aber nicht dürfen, hat schon fast komödiantische Qualitäten. Fans der Friedman-Reihe „U.S.S. Stargazer“ um Picards früheres Kommando freuen sich sicher über die zahllosen Verweise dorthin sowie die Wiederkehr der Figuren Pug Joseph und Carter Greyhorse.
Star Trek TNG: Death in Winter (Second Decade 1)
Film/Serien-Roman
Michael Jan Friedman
Pocket Books 2007
ISBN: 978-0743497220
368 S., Taschenbuch, englisch
Preis: $ 7,99
bei amazon.de bestellen
von Frank Stein
Es sieht trostlos aus in Jean-Luc Picards Leben: Data ist tot, Will Riker und Deanna Troi haben die Enterprise-E verlassen und mit der U.S.S. Titan ihr eigenes Raumschiff übernommen, die Enterprise selbst liegt im Dock und muss nach dem Kampf gegen den wahnsinnigen Picard-Klon und romulanischen Praetor Shinzon generalüberholt werden – und dann ist da noch Beverly Crusher, Picards CMO (Chief Medical Officer) und jahrelange heimliche Liebe, die sich entschieden hat, die oberste Medizinerin von Starfleet zu werden und dafür das Schiff zu verlassen. Was bleibt einem da noch, möchte man fragen? (Worf und Geordi LaForge, um genau zu sein, und dafür ist man als TNG-Fan redlich dankbar.)
Doch es kommt noch schlimmer. Denn Picard erhält eine Nachricht, die ihm mitteilt, dass Beverly während eines Einsatzes im romulanischen Raum verschollen ist. Als Spezialistin auf diesem Gebiet sollte sie auf dem romulanischen Randplaneten Kevratas eine grassierende Seuche in den Griff bekommen und so vielleicht ganz nebenbei die Gunst der Einheimischen gewinnen. Unglücklicherweise hatte auch die amtierende Praetorin Tal'Aura, die sich in den unruhigen Zeiten nach Shinzons Tod vor die schwere Aufgabe gestellt sieht, ein Reich zusammenzuhalten, die rebellischen Randbereiche des Romulanischen Imperiums im Blick und so befand sich deren getreue rechte Hand, die eiskalte Sela, vor Ort (ein auch in der TV-Serie mehrfach in Erscheinung getretener, aus einem Paralleluniversum stammender Sproß der ehemaligen Enterprise-Sicherheitschefin Tasha Yar und einem Romulaner). Pech für Doktor Crusher.
Als alter Romulaner-Kenner ist Picard natürlich die zweite Wahl der Starfleet-Oberen, um die Kevratas-Krise in den Griff zu bekommen (und sollte er dabei zufällig die Chefin von Starfleet Medical retten können, umso besser). Und so bricht Jean-Luc undercover und in Begleitung eines romulanischen Überläufers namens Decalon sowie zweier alter Kollegen von der U.S.S. Stargazer – Pug Joseph and Doktor Carter Greyhorse – auf, um im feindlichen Gebiet nach einem dringend benötigten Impfstoff und einer guten alten Freundin zu suchen.
Der bereits im September 2005 als Hardcover-Band und 2007 als Taschenbuch erschienene TNG-Roman „Death in Winter“ von Michael Jan Friedman stellt eine Übergangsgeschichte zwischen den Ereignissen in „Star Trek: Nemesis“ und den neuen Abenteuern des Raumschiffs Enterprise dar. Kurze Zeit nach der Filmhandlung angesiedelt, widmet sich die Geschichte vor allem der Beziehung von Jean-Luc Picard und Beverly Crusher sowie den politischen Unruhen im Romulanischen Imperium, zu denen die aus „Nemesis“ bekannte Kommandantin Donatra als Gefolgsfrau des militaristischen Aufrührers Braeg kräftig beiträgt.
Entsprechend folgt die Geschichte zwei großen Handlungslinien. Zum einen werden Doktor Crushers Gefangennahme durch die Romulaner sowie ihre Flucht und Picards Rettungseinsatz beschrieben, zum anderen gewährt Friedman dem Leser und Fan immer wieder Einblicke in die Intrigen auf der Kernwelt Romulus, die nur unter viel Blut und Tränen zu einer neuen Regierung findet. Dieser Part ist im Grunde der spanndere und auch drastischere Teil des Romans. Die Ereignisse auf Kevratas nehmen sich dagegen recht provinziell aus und werden nur durch die Anwesenheit der TNG-Antagonistin Sela sowie die sich spürbar entwickelnde Romanze zwischen Picard und Crusher aufgewertet. Dennoch hat das Finale eher TV-Serien-Format anstatt wirklich große Bilder zu evozieren, wie es für einen TNG-Relaunch in Romanform (bei dem man im Grunde alles hätte machen können) angemessen gewesen wäre.
Fazit: „Death in Winter“ ist eine solide Übergangsgeschichte, die vor allem durch die Entwicklung der Beziehung zwischen Jean-Luc Picard und Beverly Crusher glänzt, sowie die spannenden politischen Geschehnisse auf Romulus. Die Kevratas-Mission dagegen kommt sehr konventionell daher, und der Nebenplot um Worf und Geordi, die unbedingt Picard helfen wollen, aber nicht dürfen, hat schon fast komödiantische Qualitäten. Fans der Friedman-Reihe „U.S.S. Stargazer“ um Picards früheres Kommando freuen sich sicher über die zahllosen Verweise dorthin sowie die Wiederkehr der Figuren Pug Joseph und Carter Greyhorse.
Star Trek TNG: Death in Winter (Second Decade 1)
Film/Serien-Roman
Michael Jan Friedman
Pocket Books 2007
ISBN: 978-0743497220
368 S., Taschenbuch, englisch
Preis: $ 7,99
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Montag, 9. Februar 2009
Star Wars – The Clone Wars (Blu-ray)
Die neue Animationsserie „The Clone Wars“ (nicht zu verwechseln mit der Zeichentrickserie „Clone Wars“ aus den Jahren 2003-2005) beherrscht im Augenblick das „Star Wars“-Universum. In eigenwilliger Optik, aber mit spektakulären Effekten bringt die sie Fans rund um den Globus Woche für Woche neue Geschichten aus der Zeit der Klonkriege. Quasi als 98-minütiger Teaser kam der Film „The Clone Wars“ im Sommer in die Kinos. Jetzt ist die Blu-ray erschienen und bringt die dramatische Zeit zwischen „Angriff der Klonkrieger“ und „Die Rache der Sith“ auch auf die heimischen Bildschirme.
von Frank Stein
Es war einmal, vor langer Zeit…
Der Film beginnt mit einem sehr gewöhnungsbedürftigen Intro. Zu den poppigen Klängen der bekannten John-Williams-Fanfare jagt das „Star Wars – Clone Wars“-Logo durchs Bild. Dann setzt nicht der obligatorische Rolltext ein; stattdessen hebt ein Erzähler an, zu einer schnellen Bildmontage in reißerischem Tonfall die aktuelle Situation in der Galaxis zu beschreiben. Das kann man entweder als cleveres Zitat an alte Wochenschauen aus dem Zweiten Weltkrieg verstehen – oder als Konzession an eine Zielgruppe, die des flüssigen Lesens noch nicht mächtig ist.
Es folgt eine mehr oder minder beliebige Episode aus den Klonkriegen, jenem galaxisweiten Konflikt zwischen der Alten Republik und den Jedi-Rittern auf der einen Seite und den Separatisten mit ihren Droiden-Armeen auf der anderen. Nach der Schlacht um Christophsis wird der junge Jedi-Ritter Anakin Skywalker gemeinsam mit seinem neuen Padawan, der neunmalklugen Ahsoka, von Yoda losgeschickt, Jabbas Sohn aus den Händen von Entführern zu retten, denn die Republik braucht die Allianz mit den Hutts, um ihre Streitkräfte im Äußeren Rand ungehindert bewegen zu können. Natürlich ist das Ganze eine Falle der Separatisten, die einen Keil zwischen Jedi und Hutts treiben wollen, doch mit viel Kampfgeschick und dem ein oder anderen Trick gelingt es Anakin und Ahsoka, die Aufgabe zu bewältigen.
Die Handlung besteht im Wesentlichen aus der Schlacht um Christophsis, der Befreiungsaktion auf dem Planeten Teth und dem Finale auf Tatooine. Damit reiht sich „The Clone Wars“ durchaus in die dreiteilige Erzählstruktur aller früheren „Star Wars“-Filme ein. Allerdings unterläuft den Machern in diesem Fall ein dramaturgischer Fehler: Denn während die Schlacht um Christophsis brachial zu nennen ist und die Befreiungsaktion auf Teth kaum weniger furios daherkommt, lassen Tempo und Spannung ausgerechnet im letzten Drittel spürbar nach, und der Schluss ist fast ernüchternd unspektakulär.
Zugute halten muss man der Produktion, dass das Maß an kindischen Witzen für eine „Kinderserie“ angenehm zurückgenommen ist. Ein paar täppische Droiden, ein rülpsendes Hutt-Baby und ein geckenhaft aufgemachter Onkel von Jabba strapazieren die Nerven kritischer Fans deutlich weniger als etwa ein Jar Jar Binks (der erst in der TV-Serie selbst auftreten wird). Stattdessen überwiegt ein ernster, ja militaristischer Tonfall. Der Fokus liegt auf den Klontruppen sowie auf düster dreinblickenden Lichtschwertschwingern, was sich für die Stimmung des Films als sehr vorteilhaft erweist. Selbst die kindliche Ahsoka, die dem jüngeren Publikum als Identifikationsfigur dienen dürfte, funktioniert als mal großäugige, mal schnippische Anspielpartnerin für den launischen Anakin Skywalker.
Aardman Animation meets LucasArts
Technisch wirkt „The Clone Wars“ irritierend unausgeglichen. Auf der einen Seite stehen großartig gerenderte Raumschiffe und Kampfmaschinen – allen voran die Venator-Klasse-Sternenzerstörer, die sich als gewaltige Kolosse durchs Sternenmeer schieben. Auch das Schlachtengetümmel auf Christophsis und Teth ist mit seinem Blitzgewitter aus Blasterschüssen, dem Wummern der AT-TE Truppentransporter und einer Kakophonie aus Explosionen mitreißend eingefangen. Je biologischer das Ambiente aber wird, desto mehr fallen die Grenzen des Lucas’schen Verfahrens auf.
Während die Hauptdarsteller nurmehr wie leicht hölzern agierende, digitalisierte Plastilinpuppen wirken (damit lässt sich leben, wenn man es als „Stil“ akzeptiert hat), haben gerade die Aliens in Jabbas Palast kaum noch den Charme von Computerspielfiguren – sie wirken blass, statisch und weit davon entfernt, dreckiger, stinkender Abschaum zu sein. Ähnliches gilt für die Bildhintergründe, die mitunter einfach nur aus unscharfen, wenig detailreichen Strukturen bestehen. Während das auf Christophsis mit den fernen Hochhäusern noch halbwegs funktioniert, versagt es erneut in Jabbas Palast, der einfach nur mattgrau aussieht. Eine Ausnahme bildet eine Vergnügungsstraße auf dem Stadtplaneten Coruscant, die mit viel Neonlicht und Extravaganz erfreulich frivol und verrucht daherkommt.
Gerettet werden die optischen Ausrutscher in jedem Moment von der umwerfenden Tonkulisse. Hier muss man den Machern Respekt zollen. Es kracht und donnert so hingebungsvoll während der präsentierten Schlachtsequenzen, dass man den Film am liebsten als Hörspiel genießen würde. Untermalt wird das Ganze von einem Score von Kevin Kiner, der trotz seiner stellenweise störend poppigen Anwandlungen immer wieder mit orchestralem Bombast seinen Teil zur Atmosphäre beiträgt. Die Sprecher scheinen überwiegend aus der Riege der Synchronsprecher der Realschauspieler zu stammen, womit wir in Deutschland einen Vorteil gegenüber dem US-Publikum genießen, das natürlich nicht Ewan McGregor und Natalie Portman zu hören bekommt – wenngleich es sich durchaus einige Schauspieler, darunter Sam Jackson als Mace Windu und Christopher Lee als Count Dooku, nicht nehmen ließen, ihren Charakteren erneut die Stimme zu leihen.
Der Klonkrieg im Heimkino
Man mag von „The Clone Wars“ halten, was man will; die Blu-ray jedenfalls ist ein Leckerbissen für Fans hochauflösender Heimkinounterhaltung. Das Bild ist von knackiger Schärfe und Farbigkeit, was man bei einer Computeranimation allerdings auch irgendwie erwarten würde. Der Ton wirkt allerdings etwas zu hell. Vor allem Explosionen und dem Antriebswummern der Raumschiffe fehlt es ein wenig an Druck. Ton-Fetischisten werden zudem mit Unmut bemerken, dass keine True-HD-Tonspur vorliegt, wie man es von aktuellen Blu-ray-Scheiben eigentlich erwartet, sondern nur Dolby Digital 5.1 EX.
Das Bonusmaterial, das übrigens fast komplett in HD vorliegt, gefällt durch Art und Umfang. So existiert ein durchgängiger Videokommentar, der parallel zur Filmhandlung Regisseur Dave Filoni, Produzent Catherine Winer, Autor Henry Gilroy und Cutter Jason W. A. Tucker zu Wort kommen lässt. Dazu werden immer wieder Skizzen und anderes Entwurfsmaterial eingeblendet. „The Clone Wars: Unerzählte Geschichten“ gibt einen Ausblick auf die kommende erste Staffel der TV-Serie. Figuren, Welten, Geschichten und übergeordnete Themen werden hier dem Zuschauer näher gebracht und sollen so Lust auf das Kommende machen.
Das Feature „Die Stimmen von Clone Wars“ widmet sich den Synchronsprechern und verleiht somit den (englischen) Stimmen der animierten Charaktere ein sympathisches Gesicht. Eine weitere Dokumentation stellt „Die neue Filmmusik“ vor. Dabei steht Kevin Kiners Herangehensweise an die musikalische Untermalung der Serie im Fokus. Er erzählt ebenso von seinem Versuch, Elemente aus John Williams’ bekannten Kompositionen aufzunehmen, aber gleichzeitig auch etwas ganz eigenes zu schaffen, wie auch von dem Konzept, jeder Welt ihren eigenen, ungewöhnlichen Klang zu verleihen. Abgeschlossen wird der Behind-the-Scenes-Teil durch eine Fotogalerie sowie sechs Making-of-Featurettes, die zuvor im Internet zu sehen waren.
Fünf nicht verwendete Szenen, verschiedene Trailer zum Film und ein Hologramm-Memory-Spiel, das bei erfolgreicher Bewältigung drei TV-Serien-Sneak-Peaks freischaltet (die allerdings aus den frühen Serien-Episoden stammen und mittlerweile schon nicht mehr so geheim sind), runden das Bonusmaterial ab.
Fazit: Keine Frage: „The Clone Wars“ ist die beste „Star Wars“-TV-Produktion, die jemals der Ideenschmiede von George Lucas entsprungen ist. Alles, was zuvor war, wird sowohl technisch als auch inhaltlich sichtbar deklassiert. Die überlange Kino-Episode hingegen hinterlässt einen gemischten Eindruck. Die Qualität der Animationen schwankt leider, die Musik lässt stellenweise John Williams vermissen und der wahrhaft schwungvolle Einstieg in die Geschichte wird durch eine eher kurios anmutende Handlung und ein schwaches Ende relativiert. Die Blu-ray dagegen ist von nahezu makelloser Qualität: Das Bonusmaterial ist umfangreich und das Bild gestochen scharf. Nur Ton-Fetischisten werden das Fehlen einer True-HD-Tonspur monieren.
Star Wars – The Clone Wars
USA 2008
Regie: Dave Filoni
Sprecher: Matt Lanter (Anakin Skywalker), Ashley Eckstein (Ahsoka Tano), James Arnold Taylor (Obi-Wan Kenobi), Samuel L. Jackson (Mace Windu), Christopher Lee ( Count Dooku), Anthony Daniels (C-3PO)
Vertrieb: Warner Home Video
Erscheinungsdatum: 11.12.2008
Länge: 98 min.
Bildformat: 2,4:1 (1080p HD)
Tonformat: Deutsch (Dolby Digital 5.1 EX), Englisch (Dolby Digital 5.1 EX), Spanisch (Dolby Digital 5.1 EX), Dänisch (Dolby Digital 5.1 EX), Niederländisch (Dolby Digital 5.1 EX), Französisch (Dolby Digital 5.1 EX), Norwegisch (Dolby Digital 5.1 EX), Schwedisch (Dolby Digital 5.1 EX)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Dänisch, Finnisch, Holländisch, Koreanisch, Chinesisch, Norwegisch, Schwedisch, Spanisch
Bonusmaterial: Videokommentar, Unerzählte Geschichten: Vorschau, Geschichten, Fahrzeuge, Planeten und Kriege aus Staffel 1 der TV-Serie, Die Stimmen von „The Clone Wars“, Eine neue Filmmusik, Fotogalerie, Webisodes: 6 Making-of Featurettes, Nicht verwendete Szenen, Das Hologramm-Gedächtnis-Spiel, Trailer
Preis: EUR 29,95
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von Frank Stein
Es war einmal, vor langer Zeit…
Der Film beginnt mit einem sehr gewöhnungsbedürftigen Intro. Zu den poppigen Klängen der bekannten John-Williams-Fanfare jagt das „Star Wars – Clone Wars“-Logo durchs Bild. Dann setzt nicht der obligatorische Rolltext ein; stattdessen hebt ein Erzähler an, zu einer schnellen Bildmontage in reißerischem Tonfall die aktuelle Situation in der Galaxis zu beschreiben. Das kann man entweder als cleveres Zitat an alte Wochenschauen aus dem Zweiten Weltkrieg verstehen – oder als Konzession an eine Zielgruppe, die des flüssigen Lesens noch nicht mächtig ist.
Es folgt eine mehr oder minder beliebige Episode aus den Klonkriegen, jenem galaxisweiten Konflikt zwischen der Alten Republik und den Jedi-Rittern auf der einen Seite und den Separatisten mit ihren Droiden-Armeen auf der anderen. Nach der Schlacht um Christophsis wird der junge Jedi-Ritter Anakin Skywalker gemeinsam mit seinem neuen Padawan, der neunmalklugen Ahsoka, von Yoda losgeschickt, Jabbas Sohn aus den Händen von Entführern zu retten, denn die Republik braucht die Allianz mit den Hutts, um ihre Streitkräfte im Äußeren Rand ungehindert bewegen zu können. Natürlich ist das Ganze eine Falle der Separatisten, die einen Keil zwischen Jedi und Hutts treiben wollen, doch mit viel Kampfgeschick und dem ein oder anderen Trick gelingt es Anakin und Ahsoka, die Aufgabe zu bewältigen.
Die Handlung besteht im Wesentlichen aus der Schlacht um Christophsis, der Befreiungsaktion auf dem Planeten Teth und dem Finale auf Tatooine. Damit reiht sich „The Clone Wars“ durchaus in die dreiteilige Erzählstruktur aller früheren „Star Wars“-Filme ein. Allerdings unterläuft den Machern in diesem Fall ein dramaturgischer Fehler: Denn während die Schlacht um Christophsis brachial zu nennen ist und die Befreiungsaktion auf Teth kaum weniger furios daherkommt, lassen Tempo und Spannung ausgerechnet im letzten Drittel spürbar nach, und der Schluss ist fast ernüchternd unspektakulär.
Zugute halten muss man der Produktion, dass das Maß an kindischen Witzen für eine „Kinderserie“ angenehm zurückgenommen ist. Ein paar täppische Droiden, ein rülpsendes Hutt-Baby und ein geckenhaft aufgemachter Onkel von Jabba strapazieren die Nerven kritischer Fans deutlich weniger als etwa ein Jar Jar Binks (der erst in der TV-Serie selbst auftreten wird). Stattdessen überwiegt ein ernster, ja militaristischer Tonfall. Der Fokus liegt auf den Klontruppen sowie auf düster dreinblickenden Lichtschwertschwingern, was sich für die Stimmung des Films als sehr vorteilhaft erweist. Selbst die kindliche Ahsoka, die dem jüngeren Publikum als Identifikationsfigur dienen dürfte, funktioniert als mal großäugige, mal schnippische Anspielpartnerin für den launischen Anakin Skywalker.
Aardman Animation meets LucasArts
Technisch wirkt „The Clone Wars“ irritierend unausgeglichen. Auf der einen Seite stehen großartig gerenderte Raumschiffe und Kampfmaschinen – allen voran die Venator-Klasse-Sternenzerstörer, die sich als gewaltige Kolosse durchs Sternenmeer schieben. Auch das Schlachtengetümmel auf Christophsis und Teth ist mit seinem Blitzgewitter aus Blasterschüssen, dem Wummern der AT-TE Truppentransporter und einer Kakophonie aus Explosionen mitreißend eingefangen. Je biologischer das Ambiente aber wird, desto mehr fallen die Grenzen des Lucas’schen Verfahrens auf.
Während die Hauptdarsteller nurmehr wie leicht hölzern agierende, digitalisierte Plastilinpuppen wirken (damit lässt sich leben, wenn man es als „Stil“ akzeptiert hat), haben gerade die Aliens in Jabbas Palast kaum noch den Charme von Computerspielfiguren – sie wirken blass, statisch und weit davon entfernt, dreckiger, stinkender Abschaum zu sein. Ähnliches gilt für die Bildhintergründe, die mitunter einfach nur aus unscharfen, wenig detailreichen Strukturen bestehen. Während das auf Christophsis mit den fernen Hochhäusern noch halbwegs funktioniert, versagt es erneut in Jabbas Palast, der einfach nur mattgrau aussieht. Eine Ausnahme bildet eine Vergnügungsstraße auf dem Stadtplaneten Coruscant, die mit viel Neonlicht und Extravaganz erfreulich frivol und verrucht daherkommt.
Gerettet werden die optischen Ausrutscher in jedem Moment von der umwerfenden Tonkulisse. Hier muss man den Machern Respekt zollen. Es kracht und donnert so hingebungsvoll während der präsentierten Schlachtsequenzen, dass man den Film am liebsten als Hörspiel genießen würde. Untermalt wird das Ganze von einem Score von Kevin Kiner, der trotz seiner stellenweise störend poppigen Anwandlungen immer wieder mit orchestralem Bombast seinen Teil zur Atmosphäre beiträgt. Die Sprecher scheinen überwiegend aus der Riege der Synchronsprecher der Realschauspieler zu stammen, womit wir in Deutschland einen Vorteil gegenüber dem US-Publikum genießen, das natürlich nicht Ewan McGregor und Natalie Portman zu hören bekommt – wenngleich es sich durchaus einige Schauspieler, darunter Sam Jackson als Mace Windu und Christopher Lee als Count Dooku, nicht nehmen ließen, ihren Charakteren erneut die Stimme zu leihen.
Der Klonkrieg im Heimkino
Man mag von „The Clone Wars“ halten, was man will; die Blu-ray jedenfalls ist ein Leckerbissen für Fans hochauflösender Heimkinounterhaltung. Das Bild ist von knackiger Schärfe und Farbigkeit, was man bei einer Computeranimation allerdings auch irgendwie erwarten würde. Der Ton wirkt allerdings etwas zu hell. Vor allem Explosionen und dem Antriebswummern der Raumschiffe fehlt es ein wenig an Druck. Ton-Fetischisten werden zudem mit Unmut bemerken, dass keine True-HD-Tonspur vorliegt, wie man es von aktuellen Blu-ray-Scheiben eigentlich erwartet, sondern nur Dolby Digital 5.1 EX.
Das Bonusmaterial, das übrigens fast komplett in HD vorliegt, gefällt durch Art und Umfang. So existiert ein durchgängiger Videokommentar, der parallel zur Filmhandlung Regisseur Dave Filoni, Produzent Catherine Winer, Autor Henry Gilroy und Cutter Jason W. A. Tucker zu Wort kommen lässt. Dazu werden immer wieder Skizzen und anderes Entwurfsmaterial eingeblendet. „The Clone Wars: Unerzählte Geschichten“ gibt einen Ausblick auf die kommende erste Staffel der TV-Serie. Figuren, Welten, Geschichten und übergeordnete Themen werden hier dem Zuschauer näher gebracht und sollen so Lust auf das Kommende machen.
Das Feature „Die Stimmen von Clone Wars“ widmet sich den Synchronsprechern und verleiht somit den (englischen) Stimmen der animierten Charaktere ein sympathisches Gesicht. Eine weitere Dokumentation stellt „Die neue Filmmusik“ vor. Dabei steht Kevin Kiners Herangehensweise an die musikalische Untermalung der Serie im Fokus. Er erzählt ebenso von seinem Versuch, Elemente aus John Williams’ bekannten Kompositionen aufzunehmen, aber gleichzeitig auch etwas ganz eigenes zu schaffen, wie auch von dem Konzept, jeder Welt ihren eigenen, ungewöhnlichen Klang zu verleihen. Abgeschlossen wird der Behind-the-Scenes-Teil durch eine Fotogalerie sowie sechs Making-of-Featurettes, die zuvor im Internet zu sehen waren.
Fünf nicht verwendete Szenen, verschiedene Trailer zum Film und ein Hologramm-Memory-Spiel, das bei erfolgreicher Bewältigung drei TV-Serien-Sneak-Peaks freischaltet (die allerdings aus den frühen Serien-Episoden stammen und mittlerweile schon nicht mehr so geheim sind), runden das Bonusmaterial ab.
Fazit: Keine Frage: „The Clone Wars“ ist die beste „Star Wars“-TV-Produktion, die jemals der Ideenschmiede von George Lucas entsprungen ist. Alles, was zuvor war, wird sowohl technisch als auch inhaltlich sichtbar deklassiert. Die überlange Kino-Episode hingegen hinterlässt einen gemischten Eindruck. Die Qualität der Animationen schwankt leider, die Musik lässt stellenweise John Williams vermissen und der wahrhaft schwungvolle Einstieg in die Geschichte wird durch eine eher kurios anmutende Handlung und ein schwaches Ende relativiert. Die Blu-ray dagegen ist von nahezu makelloser Qualität: Das Bonusmaterial ist umfangreich und das Bild gestochen scharf. Nur Ton-Fetischisten werden das Fehlen einer True-HD-Tonspur monieren.
Star Wars – The Clone Wars
USA 2008
Regie: Dave Filoni
Sprecher: Matt Lanter (Anakin Skywalker), Ashley Eckstein (Ahsoka Tano), James Arnold Taylor (Obi-Wan Kenobi), Samuel L. Jackson (Mace Windu), Christopher Lee ( Count Dooku), Anthony Daniels (C-3PO)
Vertrieb: Warner Home Video
Erscheinungsdatum: 11.12.2008
Länge: 98 min.
Bildformat: 2,4:1 (1080p HD)
Tonformat: Deutsch (Dolby Digital 5.1 EX), Englisch (Dolby Digital 5.1 EX), Spanisch (Dolby Digital 5.1 EX), Dänisch (Dolby Digital 5.1 EX), Niederländisch (Dolby Digital 5.1 EX), Französisch (Dolby Digital 5.1 EX), Norwegisch (Dolby Digital 5.1 EX), Schwedisch (Dolby Digital 5.1 EX)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Dänisch, Finnisch, Holländisch, Koreanisch, Chinesisch, Norwegisch, Schwedisch, Spanisch
Bonusmaterial: Videokommentar, Unerzählte Geschichten: Vorschau, Geschichten, Fahrzeuge, Planeten und Kriege aus Staffel 1 der TV-Serie, Die Stimmen von „The Clone Wars“, Eine neue Filmmusik, Fotogalerie, Webisodes: 6 Making-of Featurettes, Nicht verwendete Szenen, Das Hologramm-Gedächtnis-Spiel, Trailer
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