Die Enterprise-E fliegt wieder. Und die erste Mission klingt nach angenehmer Routine. Es gilt, einen Grenzkonflikt zwischen zwei benachbarten Völkern beizulegen. Doch unvermittelt schlägt die Vergangenheit zu. Ein Übel, das längst besiegt geglaubt war, meldet sich im Geist von Jean-Luc Picard wieder zu Wort: Die verstreuten Reste der im Alpha-Quadranten gestrandeten Borg haben sich wieder gesammelt, und sie drohen, eine neue Königin zu „gebären“. Picard schwört, alles dranzusetzen, um das zu verhindern.
von Frank Stein
Die Erlebnisse mit den Borg gehören zu den schlimmsten, die Captain Jean-Luc Picard in seinem Leben machen musste. Von den Borg entführt und als Locutus gezwungen, eine Flotte von Föderationsschiffen zu vernichten, fühlte er an Körper und Geist regelrecht vergewaltigt. Dass er dieses Trauma nie wirklich überwunden hat, zeigte sich in seinem fanatischen und geradezu selbstzerstörerischen Kampf gegen die Borg-Queen um die Erde der Vergangenheit – kurz vor dem ersten Kontakt mit den Vulkaniern. Mit ihrem Tod – und Kathryn Janeways vernichtendem Sieg über die Borg im Delta-Quadranten – glaubte Picard, sein Leben wäre von diesem Albtraum befreit. Doch plötzlich hört er das Kollektiv wieder in seinem Geist!
Man könnte zunächst meinen, es wäre vielleicht ein Stress-Symptom. Denn der Captain der Enterprise-E muss einige Veränderungen verdauen. Zunächst wird B4, Datas debiler Prototyp, ins Daystrom-Institut geschickt. Dann verweigert Worf seine Beförderung vom temporären zum permanten Ersten Offizier, weil er sich nach einer alten Geschichte um eine schwere Kommandoentscheidung, die er zugunsten seiner Geliebten Jadzia Dax falsch traf, für eines Kommandos nicht würdig hält. Schließlich ist da noch die neue Counselor, die Vulkanierin T'Lana, die so völlig anders als Deanna Troi ist und Picard mit ihrer von Logik diktierten Perspektive regelmäßig Kontra gibt.
Doch es ist kein Stress. Picard ist sich sicher, dass die Borg zurück sind. Und obwohl ihm Admiral Janeway befiehlt, nichts zu unternehmen und auf die Ankunft der Borg-Spezialistin Seven-of-Nine zu warten, steuert er mit der Enterprise einen Mond in einem abgelegenen Sonnensystem an – und entdeckt dort tatsächlich einen neu gebauten Borg-Kubus. In dessen Innerem ist eine mysteriöse Prozedur im Gange, die eine neue Borg-Queen ins Leben rufen soll. Um das zu verhindern, ist Picard bereit, alles zu geben. Doch er muss feststellen, dass sich die Borg nach mehreren Niederlagen durch die Hand der Menschen weiterentwickelt haben. Sie assimilieren nicht mehr. Sie vernichten. Um sie zu stoppen, müssen Picard und die seinen zu drastischen Maßnahmen greifen.
J. M. Dillards Beitrag zum TNG-Relaunch hat von Fanseite einiges an Kritik einstecken müssen: Schon wieder Borg. Abklatsch von „Star Trek: Der erste Kontakt“. Zu wenig Charakterentwicklung. Zu hanebüchender Plot. Fakt ist, dass die Autorin vieles richtig macht, sich aber auch (aus Kanonsicht) ein paar unnötige Fehler leistet. „Resistance“ geht ziemlich schnell in die Vollen. Bereits nach wenigen Seiten ist man als Leser von der Handlung gefangen, die sich auch sehr rasch, ähnlich einem Kinofilm, fortentwickelt. Dabei ist das Buch keineswegs ein reines Remake von „Der erste Kontakt“, sondern nutzt vielmehr das Vorwissen um diese Geschichten, um eine düstere und von Schicksalhaftigkeit geprägte Atmosphäre zu schaffen. Insofern zählen die Szenen, in denen Picard erst von der Rückkehr der Borg ahnt, dann die furchtbare Bestätigung erhält und sich schließlich darüber klar wird, dass es Opfer kosten wird, das sich gerade neu bildende Kollektiv aufzuhalten, dramaturgisch zu den stärksten.
Die Action selbst, die folgt, ist dagegen in der Tat eher konventionell geraten und würde auf der großen Leinwand kaum spektakulär wirken. Dazu kommt, dass Dillard an diesem Punkt gleich mehrfach einige recht dreiste Fakten in den Raum wirft, die den bisherigen Kanon ignorieren oder ziemlich eigenmächtig erweitern (bei „Star Trek“ von Kanon zu sprechen ist ja immer etwas kritisch, aber zumindest seit den Serien-Relaunchs in Romanform scheinen die Macher bei Pocket Books um eine stimmige Kontinuität bemüht, sodass eigentlich jeder Autor darauf achten sollte, was er seinen später nachfolgenden Kollegen auf den Tisch haut). ACHTUNG SPOILER: So wird behauptet, dass jedes neuere Schiff der Sternenflotte in ihre Rechner die Spezifikationen für romulanische Tarntechnologie eingespeist hat und es nur eines Admirals-Codes bedarf, um eine Tarnvorrichtung nachzubauen. Außerdem kann sich die Enterprise-E plötzlich teilen wie ihre Vorgängerin, eine Fähigkeit, die ihr schon allein aus Designgründen abgehen müsste. Zu guter Letzt wird mit der Royal-Jelly-Theorie um die Entstehung der Borg-Queen die Royal-Protocol-Theorie, die der Voyager-Relaunch etabliert hatte, missachtet. Ein unnötiger Widerspruch.
Fazit: Mit „Resistance“ liegt ein Buch vor, das zu Beginn sehr atmosphärisch von der Rückkehr der Borg als Erzfeind der Föderation erzählt, gegen Ende aber an den Actionsequenzen scheitert, die mal hanebüchend, mal recht altbacken wirken. Die Borg als Feind sind natürlich nicht neu, aber immer noch gut und nach wie vor mit Potenzial, der Föderation richtig Druck zu machen. Als Ausgangspunkt des zentralen Handlungsbogens, der das literarische „Star Trek“-Universum bis heute („Destiny“-Trilogie und Nachwehen) prägt, ist der Roman für Fans jedenfalls ein Muss.
Star Trek TNG: Resistance (Second Decade 2)
Film/Serien-Roman
J. M. Dillard
Pocket Books 2007
ISBN: 978-0743499552
306 S., Taschenbuch, englisch
Preis: $ 7,99
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