Mittwoch, 15. April 2009

Star Trek TNG (Second Decade 1): Death in Winter

„Star Trek“ meldet sich aus seinem Dornröschenschlaf zurück. Für zumindest kurze Zeit werden die neuen, von Kultregisseur J. J. Abrams verfilmten Abenteuer von James T. Kirk und seiner Crew an Bord der Enterprise die Aufmerksamkeit der Welt auf sich ziehen. Kurioserweise haben selbige in der fernen Zukunft ihren Ausgangspunkt, in einer Föderation etwa zehn Jahre nach „Star Trek: Nemesis“. Doch was ist in diesen Jahren geschehen? Der (bislang nur auf Englisch erhältliche) TNG-Relaunch, auch als „Second Decade“, das „zweite Jahrzehnt“, bezeichnet, erzählt, was Picard und seine Getreuen nach dem Sieg über Shinzon erlebt haben.

von Frank Stein

Es sieht trostlos aus in Jean-Luc Picards Leben: Data ist tot, Will Riker und Deanna Troi haben die Enterprise-E verlassen und mit der U.S.S. Titan ihr eigenes Raumschiff übernommen, die Enterprise selbst liegt im Dock und muss nach dem Kampf gegen den wahnsinnigen Picard-Klon und romulanischen Praetor Shinzon generalüberholt werden – und dann ist da noch Beverly Crusher, Picards CMO (Chief Medical Officer) und jahrelange heimliche Liebe, die sich entschieden hat, die oberste Medizinerin von Starfleet zu werden und dafür das Schiff zu verlassen. Was bleibt einem da noch, möchte man fragen? (Worf und Geordi LaForge, um genau zu sein, und dafür ist man als TNG-Fan redlich dankbar.)

Doch es kommt noch schlimmer. Denn Picard erhält eine Nachricht, die ihm mitteilt, dass Beverly während eines Einsatzes im romulanischen Raum verschollen ist. Als Spezialistin auf diesem Gebiet sollte sie auf dem romulanischen Randplaneten Kevratas eine grassierende Seuche in den Griff bekommen und so vielleicht ganz nebenbei die Gunst der Einheimischen gewinnen. Unglücklicherweise hatte auch die amtierende Praetorin Tal'Aura, die sich in den unruhigen Zeiten nach Shinzons Tod vor die schwere Aufgabe gestellt sieht, ein Reich zusammenzuhalten, die rebellischen Randbereiche des Romulanischen Imperiums im Blick und so befand sich deren getreue rechte Hand, die eiskalte Sela, vor Ort (ein auch in der TV-Serie mehrfach in Erscheinung getretener, aus einem Paralleluniversum stammender Sproß der ehemaligen Enterprise-Sicherheitschefin Tasha Yar und einem Romulaner). Pech für Doktor Crusher.

Als alter Romulaner-Kenner ist Picard natürlich die zweite Wahl der Starfleet-Oberen, um die Kevratas-Krise in den Griff zu bekommen (und sollte er dabei zufällig die Chefin von Starfleet Medical retten können, umso besser). Und so bricht Jean-Luc undercover und in Begleitung eines romulanischen Überläufers namens Decalon sowie zweier alter Kollegen von der U.S.S. Stargazer – Pug Joseph and Doktor Carter Greyhorse – auf, um im feindlichen Gebiet nach einem dringend benötigten Impfstoff und einer guten alten Freundin zu suchen.

Der bereits im September 2005 als Hardcover-Band und 2007 als Taschenbuch erschienene TNG-Roman „Death in Winter“ von Michael Jan Friedman stellt eine Übergangsgeschichte zwischen den Ereignissen in „Star Trek: Nemesis“ und den neuen Abenteuern des Raumschiffs Enterprise dar. Kurze Zeit nach der Filmhandlung angesiedelt, widmet sich die Geschichte vor allem der Beziehung von Jean-Luc Picard und Beverly Crusher sowie den politischen Unruhen im Romulanischen Imperium, zu denen die aus „Nemesis“ bekannte Kommandantin Donatra als Gefolgsfrau des militaristischen Aufrührers Braeg kräftig beiträgt.

Entsprechend folgt die Geschichte zwei großen Handlungslinien. Zum einen werden Doktor Crushers Gefangennahme durch die Romulaner sowie ihre Flucht und Picards Rettungseinsatz beschrieben, zum anderen gewährt Friedman dem Leser und Fan immer wieder Einblicke in die Intrigen auf der Kernwelt Romulus, die nur unter viel Blut und Tränen zu einer neuen Regierung findet. Dieser Part ist im Grunde der spanndere und auch drastischere Teil des Romans. Die Ereignisse auf Kevratas nehmen sich dagegen recht provinziell aus und werden nur durch die Anwesenheit der TNG-Antagonistin Sela sowie die sich spürbar entwickelnde Romanze zwischen Picard und Crusher aufgewertet. Dennoch hat das Finale eher TV-Serien-Format anstatt wirklich große Bilder zu evozieren, wie es für einen TNG-Relaunch in Romanform (bei dem man im Grunde alles hätte machen können) angemessen gewesen wäre.

Fazit: „Death in Winter“ ist eine solide Übergangsgeschichte, die vor allem durch die Entwicklung der Beziehung zwischen Jean-Luc Picard und Beverly Crusher glänzt, sowie die spannenden politischen Geschehnisse auf Romulus. Die Kevratas-Mission dagegen kommt sehr konventionell daher, und der Nebenplot um Worf und Geordi, die unbedingt Picard helfen wollen, aber nicht dürfen, hat schon fast komödiantische Qualitäten. Fans der Friedman-Reihe „U.S.S. Stargazer“ um Picards früheres Kommando freuen sich sicher über die zahllosen Verweise dorthin sowie die Wiederkehr der Figuren Pug Joseph und Carter Greyhorse.

Star Trek TNG: Death in Winter (Second Decade 1)
Film/Serien-Roman
Michael Jan Friedman
Pocket Books 2007
ISBN: 978-0743497220
368 S., Taschenbuch, englisch
Preis: $ 7,99

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