Welcher Science-Fiction-Fan hat nicht noch den Postapokalypse-Blockbuster „I am Legend“ vor Augen, der Will Smith als scheinbar letzten Menschen auf Erden im gleichsam verzweifelten Kampf gegen Mutanten und auf der Suche nach einem Serum gegen die von Menschen heraufbeschworene, weltweite Seuche zeigte? Eine frühere Version dieser auf einem Roman von Richard Matheson basierenden Geschichte stammt aus dem Jahr 1971. Hier war der abgebrühte Charlton Heston „Der Omega-Mann“ – jetzt geht er auf Blu-ray Disc auf die Jagd nach bleichen Kultisten.
von Frank Stein
Die Handlung
Ein Mann fährt mit seinem offenen Wagen durch eine menschenleere Stadt. Er fährt über verschmutzte Straßen, an halbverfallenen Häusern vorbei und an Parks, in denen die Natur ihr Territorium zurückerobert. Plötzlich nimmt er aus den Augenwinkeln einen Schatten in einem der Gebäude wahr. Er bremst, springt auf und feuert mit seiner Maschinenpistole eine Salve in die Häuserfront.
So beginnt „Der Omega-Mann“, ein postapokalyptischer Science-Fiction-Film nach einem Roman von Richard Matheson. Die moderne Waffentechnologie der Menschheit, im Grenzstreit zwischen China und Russland entfesselt, hat ein tödliches Virus über die Erde gebracht, und Robert Neville, von Charlton Heston als harter Mann mit Macho-Allüren, aber gutem Herz verkörpert, ist einer der wenigen, die überlebt haben.
Leider Gottes sind die anderen, die der Katastrophe entronnen sind, größtenteils mutiert und wandeln als „Familie“, als Kult bleicher Zombiegestalten, die zu einer mittelalterlichen Gesellschaftsform zurück wollen und jede Technologie hassen und zerstören, durch Los Angeles. Glücklicherweise hat die Krankheit sie allergisch gegen Licht werden lassen, doch umso mehr setzen sie Neville, den sie als Relikt der Vergangenheit ansehen, in den Nächten zu.
Nevilles karges Leben, das im Wesentlichen aus Essen, Schlafen und dem Jagen der Zombies besteht, nimmt eine überraschende Wende, als er auf die junge Schwarze Lisa trifft, die mit einer Gruppe von Kindern außerhalb der Stadt überlebt hat. Denn auf einmal ist es für Neville nicht mehr das Wichtigste, den Tod zu bringen, sondern das Leben zu erhalten.
Der Film
Für manche ist es Trash, für andere ist es Kult. Fakt ist, dass Regisseur Boris Sagal hier eine Mahnung vor den Folgen unkontrollierter Kriegstreiberei gewissermaßen in der Verpackung eines Pulp-Heftromans bietet. Der eifernde Kriegszug der „Familie“ gegen den schießfreudigen und etwas eitlen Wissenschaftler Neville wirkt durch das klischeehafte Äußere der Zombies, die mit bleichen Gesichtern, Sonnenbrillen und stilechten schwarzen Kutten durch den Film steifen, auf heutige Zuschauer ungewollt komisch. Auch Nevilles Schicksal als Heilsbringer und Opferlamm einer zukünftigen Menschheit wird stellenweise etwas zu deutlich in Szene gesetzt – gleich zwei Mal steht er in schönster Jesus-Pose an einer kreuzähnlichen Struktur.
Der Film ist einerseits ein Kind seiner Zeit, nicht nur in der Ausstattung, sondern auch in der bedrückenden, ökologische oder gesellschaftliche Katastrophen beschreibenden Grundstimmung, die in vielen Science-Fiction-Filmen der 1970er zu finden war und diese Filme auch heute noch diskussionswürdiger als jedes CGI-Spektakel sein lassen. Durch Charlton Heston wirkt er aber gleichzeitig irgendwie konservativ – und das, obwohl Heston in den 1960ern durchaus liberal gesinnt war. Hestons Liebe für den alten Kinofilm „Woodstock“ nimmt man ihm weniger ab, als seine Begeisterung für Waffen. Und dass die junge, sexy Lisa den reifen Herrn dem sportlichen Jungspund vorzieht, der zu ihrer Gruppe von Überlebenden gehört, erscheint auch ein wenig wie die Wunschvorstellung eines alternden Hollywoodstars.
Die Blu-ray
Der Silberling bietet ordentliches Bildmaterial, das vor allem in den Stadtansichten überzeugen kann – bis hin zu dem Punkt, an dem man am Horizont ein Auto über eine Brücke fahren sieht, obwohl Los Angeles eigentlich menschenleer sein soll! Nichtsdestotrotz sieht man dem Film natürlich sein Alter an – sowohl vom Bild her, das keinesfalls so lupenrein sein kann, wie die Digitalqualität moderner Produktionen, als auch vom Ton, der nur in Dolby Digital 1.0 (Mono) vorliegt. Dennoch kann man sich über das Technische kaum beschweren.
Das Bonusmaterial hält sich allerdings in Grenzen. Es gibt eine kurze Einleitung der Co-Stars Eric Laneuville und Paul Koslo sowie der Drehbuchautorin Joyce H. Corrington, die indes über ein paar nette Worte nicht hinausgeht. Interessanter gestaltet sich die zeitgenössische Dokumentation „Der letzte Überlebende – Der Omega Mann“, der den Zuschauer über das Film-Set führt und Charlton Heston im Gespräch mit einem Soziologen zeigt, der mit dem Schauspieler fast belustigend ernsthaft über die Psyche des Protagonisten Robert Neville diskutiert. Ein Kinotrailer rundet das eher schmale Angebot, das auch schon auf der DVD von 2003 zu finden war, ab.
Fazit: Zweifellos gehört „Der Omega-Mann“ zu den wichtigen Science-Fiction-Filmen der 1970er Jahre. Auch wenn das plakative Auftreten der Bösewichte aus heutiger Sicht mitunter schmunzeln lässt, geht die insgesamt bedrückende und auch eindringliche Stimmung keineswegs unter. Ein Film für Genre-Liebhaber, die nicht immer nur das Neuste in ihren DVD-Spieler einlegen müssen. Apropos DVD: Der Kauf der Blu-ray lohnt nur bedingt. Außer einem leicht verbesserten Bild existiert kein Unterschied zu der seit 2003 existierenden DVD – ein Preisunterschied von mehr als 20 Euro scheint hier nicht gerechtfertigt.
Der Omega-Mann
USA 1971
Regie: Boris Sagal
Darsteller: Charlton Heston (Robert Neville), Rosalind Cash (Rosa), Anthony Zerbe (Matthias), Paul Koslo (Dutch), Eric Laneuville (Richie)
Vertrieb: Warner Home Video
Erscheinungsdatum: 20.11.2008
Länge: 98 min.
Bildformat: 2,40:1 (1080p HD)
Tonformat: Deutsch (Dolby Digital 1.0), Englisch (Dolby Digital 1.0), Spanisch (Dolby Digital 1.0), Französisch (Dolby Digital 1.0), Italienisch (Dolby Digital 1.0)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Portugisisch, Spanisch, Dänisch, Holländisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Koreanisch, Norwegisch, Schwedisch
Bonusmaterial: Einleitung von Eric Laneuville, Paul Koslo und Joyce H. Corrington, Vintage-Dokumentation „Der letzte Überlebende – Der Omega-Mann“, Trailer
Preis: EUR 29,99
bei amazon.de bestellen
Es gibt viele Blogs, die sich Fantasy-Themen widmen. Dieses Blog soll ganz der Science-Fiction in all ihren Spielarten gewidmet sein. Vor allem werde ich hier Buchrezensionen einstellen, aber auch gelegentlich solche von Filmen oder Brettspielen. Und mal sehen, was mir noch so einfällt.
Mittwoch, 3. Dezember 2008
Dienstag, 4. November 2008
Starship Troopers 3 – Marauder (Blu-ray)
Es ist schon ein paar Jahre her, dass der niederländische Filmregisseur Paul Verhoeven mit seiner bitterbösen Verfilmung des Heinlein-Romans „Starship Troopers“ für Aufsehen sorgte: Die offiziellen Stellen mochten den Film überhaupt nicht und sorgten alsbald für seine Indizierung. Doch unter Fans gilt „SST“ nicht nur wegen seiner spektakulären Action, sondern auch wegen seines satirischen Untertons, als Genre-Perle. Im Laufe der Zeit hat sich daraus ein regelrechtes Franchise entwickelt – jüngster Sproß ist die Direct-to-DVD-Premiere „Starship Troopers 3 – Marauder“.
von Ye Loyal Federation Citizen
The Story
Der Krieg gegen die Bugs findet und findet kein Ende. Jüngstes Schlachtfeld ist der Planet Roku San, auf dem Colonel Johnny Rico, der Kriegsheld von Planet P, mit markigen Sprüchen das Regiment führt. Während einer Inspektion von Sky Marshall Omar Anoke, bei der Rico zwei alte Freunde, General Dix Hauser und Captain Lola Beck, wiedertrifft, kommt es zu einem Angriff der Bugs, und der Planet fällt. Während Rico wegen Befehlsverweigerung in den Bau wandert und Dix das Kommando übernimmt, stranden Anoke, Lola und ein paar Crewmitglieder ihres Schiffes auf der Flucht vor den Insekten auf dem ominösen Planeten OM-1. Dort entdeckt Anoke seine Religiösität und schleppt die übrigen Überlebenden mit sich auf seiner Suche nach Gott. Doch nicht nur im Staate Dänemark ist einiges faul – und schließlich wird Rico in einen riesigen Kampfanzug gesteckt und mit einer Truppe Elitesoldaten ausgeschickt, um die verlorenen Kinder heim in den Schoß der Föderation zu holen.
The Good
Casper Van Dien ist zurück – und mimt einmal mehr seinen harten Starship Trooper Johnny Rico. Der Begeisterung, mit der er sich Befehle schreiend und Platzpatronen verschießend, in den Krieg gegen die Bugs wirft, kann man sich auch als Zuschauer kaum entziehen. Dass er mittlerweile zehn Jahre älter geworden ist, sieht man ihm, weiß Gott, nicht an. Ebenfalls durchaus Potenzial haben diverse der „bösen“ Ideen der Drehbuchautoren: Ein aalglatter, das Volk durch schmissige Popsongs umwerbender Sky Marshall, der den Verstand verliert, roboterähnliche Kampfanzüge mit immenser Feuerkraft, ein cthuloider Oberbug, der parasitär einen halben Planeten im Griff hat, und immer wieder herrlich zynische „Newseinblendungen“ lassen einen erahnen, was „Starship Troopers 3 – Marauders“ hätte werden können. Wenn, ja wenn nicht …
The Bad
… die Umsetzung so halbgar wäre. Schön, es ist eine Direct-to-DVD-Produktion. Das limitiert das Budget – auf 20 Millionen, wie ich mir habe sagen lassen. Und das ist bei einem (satirischen) Kriegsfilm prinzipiell erst mal schlecht, erst recht, wenn er im Science-Fiction-Milieu angesiedelt ist, denn ein (satirischer) Science-Fiction-Kriegsfilm verlangt nach glaubwürdigen Kämpfen, zünftiger Action, bedrohlichen Gegnern und guten Effekten – ordentliche Schauspieler schaden übrigens auch nicht. Das alles kann „Starship Troopers 3“ leider nur sehr bedingt bieten. Die Bugs erinnern, bei aller Sympathie für die Geeks, die sie verzapft haben (man lernt sie in einem der Specials kennen), wahlweise an flächig animierte, digitale Zebras oder ungelenk gesteuerte Puppen. Explosionen und Feuer wirken über weite Strecken wie auf die Szene gesetzte CGI. Die Raumschiffe erreichen gute Videospielqualität – aber auch nicht mehr. Dies überrascht vor allem, wenn man sich aktuelle Fernsehserien, wie „Battlestar Galactica“ anschaut, die makellos Effekte, Spannungsdramaturgie und Schauspielkunst zusammenzuführen vermögen.
The Ugly
Es gibt so ein paar Szenen im Film, die sind Trash pur. Mein Lieblingsbeispiel: Rico und seine Truppe sollen sich auf ihren Einsatz mit den neuen „Marauder“-Kampfanzügen vorbereiten. Da jedes B-Movie seinen Anteil an nackter Haut braucht, heißt es natürlich „ausziehen“. Weil wir aber in „Starship Troopers“ (die gemischte Duschszene) gelernt haben, dass Soldaten auch nackt völlig unbefangen miteinander umgehen – man ist im Schützengraben ja mit dem Arsch des Nebenmannes verheiratet –, fangen die Krieger auch hier, völlig aus dem Nichts heraus, an, willkürlich über ihre Zukunftspläne nach dem Krieg zu schwadronieren (als hätten sie nicht am Anfang des Films zusammen in der Cantina von Roku San gehockt), um von den unbedeckten Brüsten „abzulenken“, die natürlich absolut zufällig ins Bild blitzen. Eine Szene, die – bei aller Zitathaftigkeit – gestelzter nicht wirken könnte.
The Blu-ray
Der Film ist vergleichsweise „billig“ produziert und das kann die höhere Bildauflösung der Blu-ray Disc nur noch schonungsloser enthüllen. Dabei sind die meisten Szenen relativ grobkörnig (Nacht- und Actionaufnahmen kommen dazu), sodass aus dem Medium nicht allzu viel herausgeholt wird. Ganz nett ist indes das Bonusmaterial: In gleich zwei Audiokommentaren erzählt Regisseur Ed Neumeier (nicht ganz ohne Dopplungen) von der Herstellung des Films – einmal unterstützt von Produzent David Lancaster und Effektemann Robert Skotak (der einst für „Aliens“ und „T2“ Oscars gewonnen hat), einmal von den Darstellern Casper Van Dien und Jolene Blalock. Ein weiteres Mal ist Neumeier mit Van Dien im so genannten „Marauder“-Mode zu sehen, der neben der Filmhandlung Interviewschnipsel, Datenmaterial und Behind-the-Scenes-Footage einstreut. In zwei kürzeren Features („Evolution: The Bugs of Starship Troopers 3: Marauder“ und „Enlist: Marauder’s Mobile Infantry“) kommen noch einmal die Special Effects Macher zu Wort, ebenso die Schauspieler. Das Sahnehäubchen bildet schließlich ein Musikvideo zu SM Anokes Smash-Hit „It’s a Good Day to Die“.
Fazit: Schön, es ist eine Direct-to-DVD-Produktion. (Das sagte ich bereits.) Und sie hat auch ihre Momente – der singende Sky Marshall Anoke tanzt noch heute mit seinem Zahnpastalächeln durch meine Träume. Dennoch: Im Großen und Ganzen ist „Starship Troopers 3 – Marauder“ eben ein dritter Teil eines seinerzeit großartigen Science-Fiction-Films. Gut für einen Samstagabend mit reichlich Bier. Aber es beschwere sich bitte später niemand bei mir über Logiklöcher, Muppet-Bugs und Schauspieler, die nur zwei Gesichtsausdrücke beherrschen (ist mir seltsamerweise bei „Star Trek: Enterprise“ nie aufgefallen, dass das für vier Staffeln T’Pol reichte - aber gut, Vulkanier eben …)
Starship Troopers 3 – Marauder
USA/ZA/DE 2008
Regie: Edward Neumeier
Darsteller: Casper Van Dien (Colonel Johnny Rico), Jolene Blalock (Captain Lola Beck), Stephen Hogan (Sky Marshal Omar Anoke), Boris Kodjoe (General Dix Hauser), Amanda Donohoe (Admiral Enolo Phid), Marnette Patterson (Holly Little)
Vertrieb: Sony Pictures Home Entertainment
Erscheinungsdatum: 16.10.2008
Länge: 105 min.
Bildformat: 1,85:1 (1080p HD)
Tonformat: Englisch (DTS-HD 7.1), Deutsch (DTS-HD 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Bonusmaterial: Audiokommentar Filmemacher, Audiokommentar Regisseur & Besetzung, Marauder-Modus (Interviews, Aufnahmen vom Set, Hintergrundfakten zum Film), Werden Sie zum Trooper im Film – Kämpfen Sie mit! (BD-Live), Dokumentationen: Evolution: The Bugs of Starship Troopers 3: Marauder, Enlist: Marauder’s Mobile Infantry, Musikvideo: „It’s a Good Day to Die“, Trailer
Preis: EUR 28,99
bei amazon.de bestellen
von Ye Loyal Federation Citizen
The Story
Der Krieg gegen die Bugs findet und findet kein Ende. Jüngstes Schlachtfeld ist der Planet Roku San, auf dem Colonel Johnny Rico, der Kriegsheld von Planet P, mit markigen Sprüchen das Regiment führt. Während einer Inspektion von Sky Marshall Omar Anoke, bei der Rico zwei alte Freunde, General Dix Hauser und Captain Lola Beck, wiedertrifft, kommt es zu einem Angriff der Bugs, und der Planet fällt. Während Rico wegen Befehlsverweigerung in den Bau wandert und Dix das Kommando übernimmt, stranden Anoke, Lola und ein paar Crewmitglieder ihres Schiffes auf der Flucht vor den Insekten auf dem ominösen Planeten OM-1. Dort entdeckt Anoke seine Religiösität und schleppt die übrigen Überlebenden mit sich auf seiner Suche nach Gott. Doch nicht nur im Staate Dänemark ist einiges faul – und schließlich wird Rico in einen riesigen Kampfanzug gesteckt und mit einer Truppe Elitesoldaten ausgeschickt, um die verlorenen Kinder heim in den Schoß der Föderation zu holen.
The Good
Casper Van Dien ist zurück – und mimt einmal mehr seinen harten Starship Trooper Johnny Rico. Der Begeisterung, mit der er sich Befehle schreiend und Platzpatronen verschießend, in den Krieg gegen die Bugs wirft, kann man sich auch als Zuschauer kaum entziehen. Dass er mittlerweile zehn Jahre älter geworden ist, sieht man ihm, weiß Gott, nicht an. Ebenfalls durchaus Potenzial haben diverse der „bösen“ Ideen der Drehbuchautoren: Ein aalglatter, das Volk durch schmissige Popsongs umwerbender Sky Marshall, der den Verstand verliert, roboterähnliche Kampfanzüge mit immenser Feuerkraft, ein cthuloider Oberbug, der parasitär einen halben Planeten im Griff hat, und immer wieder herrlich zynische „Newseinblendungen“ lassen einen erahnen, was „Starship Troopers 3 – Marauders“ hätte werden können. Wenn, ja wenn nicht …
The Bad
… die Umsetzung so halbgar wäre. Schön, es ist eine Direct-to-DVD-Produktion. Das limitiert das Budget – auf 20 Millionen, wie ich mir habe sagen lassen. Und das ist bei einem (satirischen) Kriegsfilm prinzipiell erst mal schlecht, erst recht, wenn er im Science-Fiction-Milieu angesiedelt ist, denn ein (satirischer) Science-Fiction-Kriegsfilm verlangt nach glaubwürdigen Kämpfen, zünftiger Action, bedrohlichen Gegnern und guten Effekten – ordentliche Schauspieler schaden übrigens auch nicht. Das alles kann „Starship Troopers 3“ leider nur sehr bedingt bieten. Die Bugs erinnern, bei aller Sympathie für die Geeks, die sie verzapft haben (man lernt sie in einem der Specials kennen), wahlweise an flächig animierte, digitale Zebras oder ungelenk gesteuerte Puppen. Explosionen und Feuer wirken über weite Strecken wie auf die Szene gesetzte CGI. Die Raumschiffe erreichen gute Videospielqualität – aber auch nicht mehr. Dies überrascht vor allem, wenn man sich aktuelle Fernsehserien, wie „Battlestar Galactica“ anschaut, die makellos Effekte, Spannungsdramaturgie und Schauspielkunst zusammenzuführen vermögen.
The Ugly
Es gibt so ein paar Szenen im Film, die sind Trash pur. Mein Lieblingsbeispiel: Rico und seine Truppe sollen sich auf ihren Einsatz mit den neuen „Marauder“-Kampfanzügen vorbereiten. Da jedes B-Movie seinen Anteil an nackter Haut braucht, heißt es natürlich „ausziehen“. Weil wir aber in „Starship Troopers“ (die gemischte Duschszene) gelernt haben, dass Soldaten auch nackt völlig unbefangen miteinander umgehen – man ist im Schützengraben ja mit dem Arsch des Nebenmannes verheiratet –, fangen die Krieger auch hier, völlig aus dem Nichts heraus, an, willkürlich über ihre Zukunftspläne nach dem Krieg zu schwadronieren (als hätten sie nicht am Anfang des Films zusammen in der Cantina von Roku San gehockt), um von den unbedeckten Brüsten „abzulenken“, die natürlich absolut zufällig ins Bild blitzen. Eine Szene, die – bei aller Zitathaftigkeit – gestelzter nicht wirken könnte.
The Blu-ray
Der Film ist vergleichsweise „billig“ produziert und das kann die höhere Bildauflösung der Blu-ray Disc nur noch schonungsloser enthüllen. Dabei sind die meisten Szenen relativ grobkörnig (Nacht- und Actionaufnahmen kommen dazu), sodass aus dem Medium nicht allzu viel herausgeholt wird. Ganz nett ist indes das Bonusmaterial: In gleich zwei Audiokommentaren erzählt Regisseur Ed Neumeier (nicht ganz ohne Dopplungen) von der Herstellung des Films – einmal unterstützt von Produzent David Lancaster und Effektemann Robert Skotak (der einst für „Aliens“ und „T2“ Oscars gewonnen hat), einmal von den Darstellern Casper Van Dien und Jolene Blalock. Ein weiteres Mal ist Neumeier mit Van Dien im so genannten „Marauder“-Mode zu sehen, der neben der Filmhandlung Interviewschnipsel, Datenmaterial und Behind-the-Scenes-Footage einstreut. In zwei kürzeren Features („Evolution: The Bugs of Starship Troopers 3: Marauder“ und „Enlist: Marauder’s Mobile Infantry“) kommen noch einmal die Special Effects Macher zu Wort, ebenso die Schauspieler. Das Sahnehäubchen bildet schließlich ein Musikvideo zu SM Anokes Smash-Hit „It’s a Good Day to Die“.
Fazit: Schön, es ist eine Direct-to-DVD-Produktion. (Das sagte ich bereits.) Und sie hat auch ihre Momente – der singende Sky Marshall Anoke tanzt noch heute mit seinem Zahnpastalächeln durch meine Träume. Dennoch: Im Großen und Ganzen ist „Starship Troopers 3 – Marauder“ eben ein dritter Teil eines seinerzeit großartigen Science-Fiction-Films. Gut für einen Samstagabend mit reichlich Bier. Aber es beschwere sich bitte später niemand bei mir über Logiklöcher, Muppet-Bugs und Schauspieler, die nur zwei Gesichtsausdrücke beherrschen (ist mir seltsamerweise bei „Star Trek: Enterprise“ nie aufgefallen, dass das für vier Staffeln T’Pol reichte - aber gut, Vulkanier eben …)
Starship Troopers 3 – Marauder
USA/ZA/DE 2008
Regie: Edward Neumeier
Darsteller: Casper Van Dien (Colonel Johnny Rico), Jolene Blalock (Captain Lola Beck), Stephen Hogan (Sky Marshal Omar Anoke), Boris Kodjoe (General Dix Hauser), Amanda Donohoe (Admiral Enolo Phid), Marnette Patterson (Holly Little)
Vertrieb: Sony Pictures Home Entertainment
Erscheinungsdatum: 16.10.2008
Länge: 105 min.
Bildformat: 1,85:1 (1080p HD)
Tonformat: Englisch (DTS-HD 7.1), Deutsch (DTS-HD 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Bonusmaterial: Audiokommentar Filmemacher, Audiokommentar Regisseur & Besetzung, Marauder-Modus (Interviews, Aufnahmen vom Set, Hintergrundfakten zum Film), Werden Sie zum Trooper im Film – Kämpfen Sie mit! (BD-Live), Dokumentationen: Evolution: The Bugs of Starship Troopers 3: Marauder, Enlist: Marauder’s Mobile Infantry, Musikvideo: „It’s a Good Day to Die“, Trailer
Preis: EUR 28,99
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Montag, 15. September 2008
Miles Flint 5: Paloma
Miles Flint kehrt nach langer Abwesenheit auf den Mond zurück. Sogleich erhält er einen panischen Anruf von seiner früheren Mentorin Paloma. Er eilt zu ihrem Apartment, doch es ist bereits zu spät: Paloma wurde brutal ermordet. Zuvor hat sie ihn zu ihrem Alleinerben ernannt, was Flint nicht nur eine Menge Geld, sondern auch eine Menge Schwierigkeiten einhandelt. Als potenzieller Mörder gesucht und mit einer Festplatte voll brisanter Daten gerät Flint in Spiel auf Leben und Tod.
von Frank Stein
Kristine Kathryn Rusch war mir bislang nur als Franchise-Schreiberin bekannt. Sie hat Romane zu „Star Trek“ verfasst, zu „Roswell“ und einen Beitrag zu „Star Wars“, dessen Qualität sich in Grenzen hielt. Doch seit einer Weile ist mir nun schon ihre Science-Fiction-Krimireihe um den Ermittler Miles Flint aufgefallen. Jüngst habe ich dann auf einem Bahnhof vor einer längeren Zugreise spontan zugeschlagen – und es nicht bereut!
„Paloma“ ist der fünfte Band einer Reihe lose verknüpfter Fälle, in die der Protagonist Miles Flint verstrickt wird. Flint, ein Ex-Cop, der sich selbstständig gemacht hat, um nur seinem Gewissen folgen zu müssen und nicht irgendwelchen obskuren Aliengesetzen, arbeitet als Lokalisierungsspezialist. Sein Job ist es, Verschwundene aufzufinden – jedoch nicht, um sie wie ein Kopfgeldjäger dem Gesetz zuzuführen, sondern eher um selbigen gute Nachrichten zu überbringen (etwa die Aufhebung eines Haftbefehls).
Doch der aktuelle Fall trifft ihn persönlich: Seine Mentorin Paloma, die er seit Monaten nicht mehr gesehen hat, wird just in dem Augenblick auf bestialische Weise umgebracht, als Flint nach einer längeren Reise zur Mondkuppel Armstrong zurückkehrt. Da sie ihm eine Menge Geld vermacht hat, gerät er natürlich ins Visier seiner früheren Kollegen und muss sich unsichtbar machen, um auf eigene Faust die Täter und vor allem die Motive des Mords zu ermitteln. In alten Dateien von Paloma stößt er dabei auf Unglaubliches. Die Frau, die er zu kennen glaubte, ist nicht die, für die er sie immer gehalten hatte.
Rusch entwirft in „Paloma“ (und ich nehme an, der ganzen „Miles Flint“-Reihe) eine futuristische Cop-Story, ohne jedoch in die allzu beliebte Future-Noir-Richtung abzudriften. Flint ist kein „Blade Runner“ und es treten keine korrupten Bullen, leichten Mädchen und schmierigen Informaten auf. Zwar wirkt das Setting mitunter heruntergekommen und schwer vom Mondstaub angegriffen – doch im Grunde bewegt sich die Handlung in sehr zivilisierten Kreisen, in denen die Handelnden teure Kleidung tragen, gutes Essen mögen und ein nicht unbeträchtliches Vermögen auf dem Bankkonto haben. Und dennoch haben die meisten irgendwie Dreck am Stecken und/oder kommen aus deutlich einfacheren Verhältnissen. Ihre Vergangenheit, die zum Teil wohl in früheren Bänden erzählt wurde, ist hier nur in Andeutungen wiedergegeben – wodurch der Roman auch gut für sich alleine stehend gelesen werden kann (auch wenn natürlich Neugierde geweckt wird).
Sehr gelungen ist die Umsetzung des Science-Fiction-Elements. Das Futuristische wird als etwas höchst Alltägliches dargeboten, und es wird kein großes Aufheben darum gemacht, dass man auf dem Mond lebt, Aliens durch die Straßen laufen und es offenbar überlichtschnellen Raumflug gibt. Eher beschwert man sich über das miese künstliche Essen, begegnet voller Misstrauen den Biomodifikationen seiner Mitmenschen und lebt mit der vollständigen Vernetzung des eigenen Ichs mit seiner Umwelt (in Form so genannter „Links“, einer Art Biocomputer inklusive Aufnahmegeräten, Datendisplays im Auge, Festplatten im Kopf und mental gesteuerten Funkkanälen).
Wenn man „Paloma“ etwas vorwerfen kann, dann am ehesten, dass die Ermittlungsarbeit ziemlich unspektakulär verläuft und sich neue Erkenntnisse vor allem aus Laborberichten, Internetrecherche und dem Wühlen durch Palomas Vermächtnis einstellen. So wird zwar eine üble Verschwörung aufgedeckt, aber irgendwie lässt es einen als Leser auch ein wenig kalt, denn das Verbrechen ist alt und abstrakt und wird nur in trockener Datenform präsentiert. Emotional aufwühlende Nähe zum Geschehen erlaubt Rusch dem Leser nicht – und auch ihre Figuren sind nur ganz selten wirklich „erregt“. Das meiste scheint Polizeiarbeit „as usual“ zu sein.
Nichtsdestoweniger gelingt es Rusch, den Leser an ihre Geschichte zu fesseln. Das liegt zum einen an den interessanten Nebenfiguren, wie dem aufrechten Detective Nyquist und der abgebrühten Anwältin Van Alen, zum anderen aber schlicht an den geschickt hinausgezögerten Antworten auf die Fragen nach den Hintergründen von Palomas Ermordung. Und selbst wenn die Handlung in diesem Fall nicht völlig überzeugt hat, macht das Buch neugierig auf die anderen Abenteuer von Miles Flint.
Fazit: „Paloma“ ist ein kleiner, gefälliger Science-Fiction-Krimi, wobei der Schwerpunkt deutlich auf der Kriminalhandlung liegt. Würden nicht Aliens herumlaufen und das Ganze auf dem Mond spielen, könnte der Roman auch eine sehr irdische Cop-und-Anwalt-Story sein. Die Handlung lebt etwas zu sehr von der Schreibtischarbeit, doch die realistischen Figuren und das betont unaufgeregte Zukunfts-Setting machen Ruschs Roman dennoch zu einem Buch, das einen Spontankauf wert ist.
Paloma (Miles Flint Bd. 5)
Science-Fiction-Roman
Kristine Kathryn Rusch
Bastei Lübbe 2008
ISBN: 978-3-404-23325-0
463 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 8,95
bei amazon.de bestellen
von Frank Stein
Kristine Kathryn Rusch war mir bislang nur als Franchise-Schreiberin bekannt. Sie hat Romane zu „Star Trek“ verfasst, zu „Roswell“ und einen Beitrag zu „Star Wars“, dessen Qualität sich in Grenzen hielt. Doch seit einer Weile ist mir nun schon ihre Science-Fiction-Krimireihe um den Ermittler Miles Flint aufgefallen. Jüngst habe ich dann auf einem Bahnhof vor einer längeren Zugreise spontan zugeschlagen – und es nicht bereut!
„Paloma“ ist der fünfte Band einer Reihe lose verknüpfter Fälle, in die der Protagonist Miles Flint verstrickt wird. Flint, ein Ex-Cop, der sich selbstständig gemacht hat, um nur seinem Gewissen folgen zu müssen und nicht irgendwelchen obskuren Aliengesetzen, arbeitet als Lokalisierungsspezialist. Sein Job ist es, Verschwundene aufzufinden – jedoch nicht, um sie wie ein Kopfgeldjäger dem Gesetz zuzuführen, sondern eher um selbigen gute Nachrichten zu überbringen (etwa die Aufhebung eines Haftbefehls).
Doch der aktuelle Fall trifft ihn persönlich: Seine Mentorin Paloma, die er seit Monaten nicht mehr gesehen hat, wird just in dem Augenblick auf bestialische Weise umgebracht, als Flint nach einer längeren Reise zur Mondkuppel Armstrong zurückkehrt. Da sie ihm eine Menge Geld vermacht hat, gerät er natürlich ins Visier seiner früheren Kollegen und muss sich unsichtbar machen, um auf eigene Faust die Täter und vor allem die Motive des Mords zu ermitteln. In alten Dateien von Paloma stößt er dabei auf Unglaubliches. Die Frau, die er zu kennen glaubte, ist nicht die, für die er sie immer gehalten hatte.
Rusch entwirft in „Paloma“ (und ich nehme an, der ganzen „Miles Flint“-Reihe) eine futuristische Cop-Story, ohne jedoch in die allzu beliebte Future-Noir-Richtung abzudriften. Flint ist kein „Blade Runner“ und es treten keine korrupten Bullen, leichten Mädchen und schmierigen Informaten auf. Zwar wirkt das Setting mitunter heruntergekommen und schwer vom Mondstaub angegriffen – doch im Grunde bewegt sich die Handlung in sehr zivilisierten Kreisen, in denen die Handelnden teure Kleidung tragen, gutes Essen mögen und ein nicht unbeträchtliches Vermögen auf dem Bankkonto haben. Und dennoch haben die meisten irgendwie Dreck am Stecken und/oder kommen aus deutlich einfacheren Verhältnissen. Ihre Vergangenheit, die zum Teil wohl in früheren Bänden erzählt wurde, ist hier nur in Andeutungen wiedergegeben – wodurch der Roman auch gut für sich alleine stehend gelesen werden kann (auch wenn natürlich Neugierde geweckt wird).
Sehr gelungen ist die Umsetzung des Science-Fiction-Elements. Das Futuristische wird als etwas höchst Alltägliches dargeboten, und es wird kein großes Aufheben darum gemacht, dass man auf dem Mond lebt, Aliens durch die Straßen laufen und es offenbar überlichtschnellen Raumflug gibt. Eher beschwert man sich über das miese künstliche Essen, begegnet voller Misstrauen den Biomodifikationen seiner Mitmenschen und lebt mit der vollständigen Vernetzung des eigenen Ichs mit seiner Umwelt (in Form so genannter „Links“, einer Art Biocomputer inklusive Aufnahmegeräten, Datendisplays im Auge, Festplatten im Kopf und mental gesteuerten Funkkanälen).
Wenn man „Paloma“ etwas vorwerfen kann, dann am ehesten, dass die Ermittlungsarbeit ziemlich unspektakulär verläuft und sich neue Erkenntnisse vor allem aus Laborberichten, Internetrecherche und dem Wühlen durch Palomas Vermächtnis einstellen. So wird zwar eine üble Verschwörung aufgedeckt, aber irgendwie lässt es einen als Leser auch ein wenig kalt, denn das Verbrechen ist alt und abstrakt und wird nur in trockener Datenform präsentiert. Emotional aufwühlende Nähe zum Geschehen erlaubt Rusch dem Leser nicht – und auch ihre Figuren sind nur ganz selten wirklich „erregt“. Das meiste scheint Polizeiarbeit „as usual“ zu sein.
Nichtsdestoweniger gelingt es Rusch, den Leser an ihre Geschichte zu fesseln. Das liegt zum einen an den interessanten Nebenfiguren, wie dem aufrechten Detective Nyquist und der abgebrühten Anwältin Van Alen, zum anderen aber schlicht an den geschickt hinausgezögerten Antworten auf die Fragen nach den Hintergründen von Palomas Ermordung. Und selbst wenn die Handlung in diesem Fall nicht völlig überzeugt hat, macht das Buch neugierig auf die anderen Abenteuer von Miles Flint.
Fazit: „Paloma“ ist ein kleiner, gefälliger Science-Fiction-Krimi, wobei der Schwerpunkt deutlich auf der Kriminalhandlung liegt. Würden nicht Aliens herumlaufen und das Ganze auf dem Mond spielen, könnte der Roman auch eine sehr irdische Cop-und-Anwalt-Story sein. Die Handlung lebt etwas zu sehr von der Schreibtischarbeit, doch die realistischen Figuren und das betont unaufgeregte Zukunfts-Setting machen Ruschs Roman dennoch zu einem Buch, das einen Spontankauf wert ist.
Paloma (Miles Flint Bd. 5)
Science-Fiction-Roman
Kristine Kathryn Rusch
Bastei Lübbe 2008
ISBN: 978-3-404-23325-0
463 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 8,95
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Dienstag, 1. Juli 2008
Hyperdrive – Die erste Staffel (2 DVDs)
Die Briten haben eine Tradition, um die wir Kontinentalen sie nur beneiden können: Seit Jahrzehnten produziert die BBC, also das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Großbritannien, Science-Fiction-Serien im Allgemeinen und humoristische Science-Fiction-Serien im Speziellen, etwa die Douglas-Adams-Adaption „Per Anhalter durch die Galaxis“ oder die urkomische Lost-in-Space-Comedy „Red Dwarf“. Als jüngster Spross reiht sich nun „Hyperdrive“ in den Reigen ein, eine Serie, die es auf der Insel bereits auf zwei Staffeln gebracht hat und die hierzulande nun erstmals auf DVD vorliegt.
von Frank Stein
Hinter der Serie stecken die Macher von „Little Britian“, und die Hauptrolle des sich ewig selbst überschätzenden Space Commander Henderson hat kein Geringerer als Nick Frost inne (der Welt spätestens seit der Zombie-Humoreske „Shaun of the Dead“ und dem Kleinstadt-Cop-Flick, „Hot Fuzz“ ein Begriff). Erzählt wird die Geschichte der Crew des britischen Raumschiffs „HMS Camden Lock“, das unterwegs ist, um neue Welten zu entdecken und neue Zivilisationen – und sie dann von den Vorzügen der britischen Kultur zu überzeugen. („Wie wäre es, wenn die Sternenflotte nicht nur von Earl-Grey-Tee trinkenden und Shakespeare zitierenden Amerikanern betrieben würde, sondern wirklich von Briten“, soll die Frage gewesen sein, die für die Macher am Anfang stand.)
Wie es für eine britische Serie nicht anders zu erwarten ist, sind die Charaktere allesamt völlig normale, um nicht zu sagen unansehnliche und neurotische Figuren, die den Job in den Weiten des Alls kaum weniger aufgeregt angehen, als würden sie jeden Morgen in das Büro einer Kartonagefabrik in Islington gehen. (Gelackte und gedrillte Vorzeigeoffiziere wie an Bord der „Enterprise“ sucht man jedenfalls vergeblich.) An der Spitze steht der bereits erwähnte Space Commander Michael „Mike/Hendo“ Henderson, im Herzen ein guter Kerl, doch – wie so viele tragische Helden der BritCom – immer wieder viel zu sehr von seinen Fähigkeiten überzeugt, um wirklich überzeugend zu wirken. Ihm zur Seite stehen der erste Offizier York, ein Waffenfetischst mit leicht sadistischer Ader, der keine Gefangenen macht und überall die Alieninvasion des Tages vermutet, sowie die Chefdiplomatin des Schiffes, Officer Teal, eine Wuchtbrumme von einer Frau, die am liebsten mit Tabellen und Checklisten herumläuft und unsterblich (aber leider unbemerkt) in ihren Vorgesetzten verliebt ist.
Komplettiert wird der Cast durch den leicht verhuschten Astrogator Mr. Vine, den rebellischen Ingenieur Mr. Jeffers und – auch das wieder typisch britische SF – die „Optimierte“ Sandstrom, eine junge Frau, die sich (wie angedeutet wird: unfreiwillig) einer komplexen neurologischen Behandlung unterzogen hat und nun eine Art halb menschliches, halb artifizielles Steuer-Interface zwischen Crew und Raumschiff bildet, das im hinteren Brückenbereich mit laszivem Eifer in einem Halbkreis leuchtender Stangen herumturnt und dadurch die „HMS Camden Lock“ durch die Tiefen des Alls manövriert. (Kurioserweise – das sei nur angemerkt – sind alle Kadetten der „Camden Lock“ gutaussehende, hippe Jugendliche, die es auf dem Kadettenball mit Sex, Drugs und Gruppenkotzen auch gerne mal krachen lassen – eine augenzwinkernde Umkehrung der Verhältnisse bei „Star Trek TNG“, wo ein gewisser Wesley Crusher als der uncoolste, langweiligste und bravste Teenager zwischen dieser und der fernen Seite der Galaxis dargestellt wurde.)
Apropos „hip“. Optisch – das muss man der Serie zugestehen – wird durchaus was geboten. Wer ältere BBC-Produktionen kennt, der weiß, dass (gerade in der SF) meist die Figuren im Vordergrund stehen, während die Effekte und das Set-Design nur als Bonus betrachtet werden – um es wohlwollend auszudrücken. Im vorliegenden Falle merkt man, dass Digitaleffekte heute wirklich erschwinglich geworden sind. Die „Camden Lock“ ist ein durchaus ansehnliches Schiff. Und auch das Set-Design kann sich sehen lassen. Vom Captain's Chair, über die leuchtenden Touch-Screen-Konsolen der Crew, bis hin zu schicken Gängen, die natürlich nirgendwohin führen, findet sich an Bord alles, was man vom gemeinen Raumfahrzeug so erwartet. Na schön, die Aliens-der-Woche sehen kurios, um nicht zu sagen grotesk, wie eh und je aus – aber alles in allem erkennt man durchaus den „Science“-Aspekt neben der „Fiction“.
Der Humor ist von britischer Eigenwilligkeit. Nicht explizit auf Lacher ausgelegt, balancieren die Situationen, in die sich die kosmische Loser-Truppe regelmäßig manövrieren, stets auf dem schmalen Grad zwischen Tragik und Komik. Wenn die plumpe Teal sich etwa wie ein Weihnachtsbaum herrichtet, um ihren Schwarm Henderson beim Offiziersdinner zu beeindrucken (für das sie wohlweislich alle anderen Führungsoffiziere zuvor aus dem Verkehr gezogen hat), und diesen dann unbeholfen umgarnt, während selbiger genüßlich und voller Ignoranz Erdnuss-Flips goutiert, weiß man nicht, ob man lachen oder Mitleid haben soll. Der gradlinigste Garant für überzogene Satire (hier auf raumfahrende Militaristen) ist da noch der Wadenbeißer York, der nichts lieber will, als die „Camden Lock“ in seine Gewalt zu bringen und nach seinem harten Vorbild zu formen – nur um dann, als er tatsächlich die Chance dazu erhält, völlig zu versagen.
Fazit: Wie kann man „Hyperdrive“ in einem Wort zusammenfassen? „Exzentrisch“ vielleicht. „Skurril“ möglicherweise. „Very british“ – das trifft es wohl am Besten (auch wenn das zwei Worte sind).
Hyperdrive – Die komplette erste Staffel
GB 2006
Regie: John Henderson
Darsteller: Nick Frost (Commander Henderson), Kevin Eldon (York), Miranda Hart (Teal), Dan Antopolski (Jeffers), Stephen Evans (Vine), Petra Massey (Sandstrom)
Vertrieb: polyband
Erscheinungsdatum: 30.05.2008
Länge: 180 min.
Bildformat: 1,78:1 (16:9 anamorph)
Tonformat: Deutsch, Englisch (Dolby 2.0)
Untertitel: Englisch
Bonusmaterial: The Story of „Hyperdrive“, Creating the World of „Hyperdrive“, Deleted Scenes, Miranda’s Tour of the Set, Video Diary, Behind the Scenes with Nick Frost
Preis: EUR 14,95
bei amazon.de bestellen
von Frank Stein
Hinter der Serie stecken die Macher von „Little Britian“, und die Hauptrolle des sich ewig selbst überschätzenden Space Commander Henderson hat kein Geringerer als Nick Frost inne (der Welt spätestens seit der Zombie-Humoreske „Shaun of the Dead“ und dem Kleinstadt-Cop-Flick, „Hot Fuzz“ ein Begriff). Erzählt wird die Geschichte der Crew des britischen Raumschiffs „HMS Camden Lock“, das unterwegs ist, um neue Welten zu entdecken und neue Zivilisationen – und sie dann von den Vorzügen der britischen Kultur zu überzeugen. („Wie wäre es, wenn die Sternenflotte nicht nur von Earl-Grey-Tee trinkenden und Shakespeare zitierenden Amerikanern betrieben würde, sondern wirklich von Briten“, soll die Frage gewesen sein, die für die Macher am Anfang stand.)
Wie es für eine britische Serie nicht anders zu erwarten ist, sind die Charaktere allesamt völlig normale, um nicht zu sagen unansehnliche und neurotische Figuren, die den Job in den Weiten des Alls kaum weniger aufgeregt angehen, als würden sie jeden Morgen in das Büro einer Kartonagefabrik in Islington gehen. (Gelackte und gedrillte Vorzeigeoffiziere wie an Bord der „Enterprise“ sucht man jedenfalls vergeblich.) An der Spitze steht der bereits erwähnte Space Commander Michael „Mike/Hendo“ Henderson, im Herzen ein guter Kerl, doch – wie so viele tragische Helden der BritCom – immer wieder viel zu sehr von seinen Fähigkeiten überzeugt, um wirklich überzeugend zu wirken. Ihm zur Seite stehen der erste Offizier York, ein Waffenfetischst mit leicht sadistischer Ader, der keine Gefangenen macht und überall die Alieninvasion des Tages vermutet, sowie die Chefdiplomatin des Schiffes, Officer Teal, eine Wuchtbrumme von einer Frau, die am liebsten mit Tabellen und Checklisten herumläuft und unsterblich (aber leider unbemerkt) in ihren Vorgesetzten verliebt ist.
Komplettiert wird der Cast durch den leicht verhuschten Astrogator Mr. Vine, den rebellischen Ingenieur Mr. Jeffers und – auch das wieder typisch britische SF – die „Optimierte“ Sandstrom, eine junge Frau, die sich (wie angedeutet wird: unfreiwillig) einer komplexen neurologischen Behandlung unterzogen hat und nun eine Art halb menschliches, halb artifizielles Steuer-Interface zwischen Crew und Raumschiff bildet, das im hinteren Brückenbereich mit laszivem Eifer in einem Halbkreis leuchtender Stangen herumturnt und dadurch die „HMS Camden Lock“ durch die Tiefen des Alls manövriert. (Kurioserweise – das sei nur angemerkt – sind alle Kadetten der „Camden Lock“ gutaussehende, hippe Jugendliche, die es auf dem Kadettenball mit Sex, Drugs und Gruppenkotzen auch gerne mal krachen lassen – eine augenzwinkernde Umkehrung der Verhältnisse bei „Star Trek TNG“, wo ein gewisser Wesley Crusher als der uncoolste, langweiligste und bravste Teenager zwischen dieser und der fernen Seite der Galaxis dargestellt wurde.)
Apropos „hip“. Optisch – das muss man der Serie zugestehen – wird durchaus was geboten. Wer ältere BBC-Produktionen kennt, der weiß, dass (gerade in der SF) meist die Figuren im Vordergrund stehen, während die Effekte und das Set-Design nur als Bonus betrachtet werden – um es wohlwollend auszudrücken. Im vorliegenden Falle merkt man, dass Digitaleffekte heute wirklich erschwinglich geworden sind. Die „Camden Lock“ ist ein durchaus ansehnliches Schiff. Und auch das Set-Design kann sich sehen lassen. Vom Captain's Chair, über die leuchtenden Touch-Screen-Konsolen der Crew, bis hin zu schicken Gängen, die natürlich nirgendwohin führen, findet sich an Bord alles, was man vom gemeinen Raumfahrzeug so erwartet. Na schön, die Aliens-der-Woche sehen kurios, um nicht zu sagen grotesk, wie eh und je aus – aber alles in allem erkennt man durchaus den „Science“-Aspekt neben der „Fiction“.
Der Humor ist von britischer Eigenwilligkeit. Nicht explizit auf Lacher ausgelegt, balancieren die Situationen, in die sich die kosmische Loser-Truppe regelmäßig manövrieren, stets auf dem schmalen Grad zwischen Tragik und Komik. Wenn die plumpe Teal sich etwa wie ein Weihnachtsbaum herrichtet, um ihren Schwarm Henderson beim Offiziersdinner zu beeindrucken (für das sie wohlweislich alle anderen Führungsoffiziere zuvor aus dem Verkehr gezogen hat), und diesen dann unbeholfen umgarnt, während selbiger genüßlich und voller Ignoranz Erdnuss-Flips goutiert, weiß man nicht, ob man lachen oder Mitleid haben soll. Der gradlinigste Garant für überzogene Satire (hier auf raumfahrende Militaristen) ist da noch der Wadenbeißer York, der nichts lieber will, als die „Camden Lock“ in seine Gewalt zu bringen und nach seinem harten Vorbild zu formen – nur um dann, als er tatsächlich die Chance dazu erhält, völlig zu versagen.
Fazit: Wie kann man „Hyperdrive“ in einem Wort zusammenfassen? „Exzentrisch“ vielleicht. „Skurril“ möglicherweise. „Very british“ – das trifft es wohl am Besten (auch wenn das zwei Worte sind).
Hyperdrive – Die komplette erste Staffel
GB 2006
Regie: John Henderson
Darsteller: Nick Frost (Commander Henderson), Kevin Eldon (York), Miranda Hart (Teal), Dan Antopolski (Jeffers), Stephen Evans (Vine), Petra Massey (Sandstrom)
Vertrieb: polyband
Erscheinungsdatum: 30.05.2008
Länge: 180 min.
Bildformat: 1,78:1 (16:9 anamorph)
Tonformat: Deutsch, Englisch (Dolby 2.0)
Untertitel: Englisch
Bonusmaterial: The Story of „Hyperdrive“, Creating the World of „Hyperdrive“, Deleted Scenes, Miranda’s Tour of the Set, Video Diary, Behind the Scenes with Nick Frost
Preis: EUR 14,95
bei amazon.de bestellen
Dienstag, 10. Juni 2008
Star Wars Miniatures: Legacy of the Force
Dass „Star Wars“-Saga heute viel mehr ist, als nur sechs Filme, die etwa eine Zeitspanne von 40 Jahren umfassen, dürften selbst Freizeit-Rebellen und Gelegenheits-Imperiale mittlerweile wissen. In Comics, Romanen, Hör- und Computerspielen erstreckt sich die „Star Wars“-Historie inzwischen von etwa 4000 vor der Zerstörung des ersten Todessterns bis 130 Jahre danach. Die neue Erweiterung des „Star Wars Miniatures“-Spiels von Wizards of the Coast widmet sich vor allem den aktuellsten „Legacy“-Reihen, die im Roman- und Comic-Sektor erzählt werden.
von Frank Stein
In jedem langlebigen Franchise kommt der Punkt, an dem Otto-Normalkonsument geistig aussteigt und nur noch beinharte Fans angesprochen werden. Im „Star Wars“-Universum ist dieser Punkt schon lange überschritten. Zwar existieren altgediente Recken wie Luke Skywalker und Han Solo noch, doch ein Großteil der Geschichten behandeln mittlerweile entweder die Frühzeit der „Star Wars Historie“ (in der Comic-Reihe „Knights of the Old Republic“) oder die Ära Jahrzehnte nach dem Fall des Imperiums und dem Sieg der Rebellenallianz (in der Romanreihe „Legacy of the Force“ oder der Comic-Reihe „Legacy“).
Die neuen Helden heißen Jacen und Jaina Solo oder Cade Skywalker und Deliah Blue und ihre Gegner sind Sith wie Lumiya, the Dark Lady, oder Darth Krayt oder aber das (in der Comic-Reihe) neu erstarkte Imperium unter Imperator Roan Fel – das übrigens mittlerweile kein purer Hort des Bösen mehr ist, sondern schlicht eine der großen Fraktionen, die sich um Einfluss in der seit dem Yuuzhan-Vong-Krieg mehrfach umgewälzten Galaxis bemühen. (Die neue Republik beispielsweise ist schon längst wieder Geschichte…)
Aber auch wenn dies alles bei jedem, dessen „Star Wars“-Wissen sich allein aus den Kinofilmen speist, vollkommenes Unverständnis auslösen mag, hat es doch sein Gutes. Dieses lebendige, ständig neue Helden und Schurken generierende Universum bietet eine Fülle von Figuren, um beispielsweise eine neue „Star Wars Miniatures“-Erweiterung zu füllen, wie das vorliegende „Legacy of the Force“-Set, ohne dass Sammler und Spieler immer nur die gleichen Namen, nur in neuem Kostüm, aufgetischt bekommen. (Okay, auch im vorliegenden Falle bekommt man wieder Luke (2x), Han, Leia und Boba Fett präsentiert, aber das sind nur fünf von 60 Minis – das ist akzeptabel.)
Die in Normalboostern zu je sieben Minis verkaufte „Legacy of the Force“-Erweiterung richtet sich diesmal spürbar an Langzeit-Fans sowie an Rollenspieler. Langzeit-Fans freuen sich über die zahlreichen namhaften Rares und Very Rares, die den oben genannten Erzählsträngen entnommen wurden. Mit „Nomi Sunrider“ und „Canderous Ordo“ wurden zwei der wenigen personellen Lücken im „Old Republik“-Bereich geschlossen. „Lumiya, the Dark Lady“, „Leia Organa Solo, Jedi Knight“, „Luke Skywalker, Legacy of the Light Side“, „Boba Fett, Mercenary Commander“ und ein paar weitere Gestalten lassen die neunbändige „Legacy of the Force“-Roman-Reihe lebendig werden, die im Augenblick nur auf Englisch vorliegt, sicher aber auch demnächst auf Deutsch übersetzt wird. Und gleich 18 Minis sind eindeutig den Dark-Horse-Comics zuzuordnen, die in ferner Zukunft die Skywalker-Saga anhand von Cade Skywalker, einem abgerissenen Kopfgeldjäger, weitererzählt.
Die Rollenspieler-Fraktion wird unterdessen vor allem durch die No-Name-Figuren angesprochen. Hier bildet Wizards of the Coast geschickt Synergien zwischen seinem neuen Pen-und-Paper-Produkt (das allerdings in Deutschland ein wenig unter Ausschluss der Öffentlichkeit gehandelt wird) und seinem Miniaturen-Spiel. So wird das Konzept des Rollenspiels, das sehr auf den Einsatz von Miniaturen baut, durch die zahllosen allgemein gehaltenen Minis unterstützt, die sich unter anderem „Bothan Noble“, „Twi’lek Scout“, „Duros Scoundrel“ oder „Human Bodyguard“ nennen und vom Aussehen her überwiegend sehr coole, klassische „Star Wars“-Charaktere abgeben, die etwa Stiefel, Westen und Pilotenjacken tragen und typische Handblaster ihr Eigen nennen. So dürfte für jeden Spielergeschmack die passende Miniatur für den eigenen Charakter zu finden sein – und da es sich dankbarerweise überwiegend um Commons handelt, sind diese auch für kleines Geld einzeln im Internet zu erwerben (falls man dem Boosterkauf abgeneigt ist).
Wie immer liegt jedem Booster ein Rules Sheet bei, das neue Special Abilities und Force Powers vorstellt. Dabei fällt vor allem ein Trend auf: Viel hilft viel. So existieren nun eine „Cunning Attack + [#]“ und ein „Opportunist + [#]“, die beide höheren Schaden als die klassischen +10 Schadenspunkte anrichten. Es gibt eine „Greater Mobile Attack“, die einem Charakter multiple Angriffe zwischen zwei Bewegungsteilen erlaubt. Und richtig krass (teuer und tödlich) sind die „Unleashed“ Force Powers wie „Force Lightning 4“, der zum Preis von 4 Force 50 Punkte Schaden anrichtet, ohne dass hierzu ein Angriffswurf durchgeführt werden müsste. Zusätzlich wird das Ziel gestunnt, wobei dieser Effekt zumindest mit einer 25%-Chance abgewendet werden kann.
Fazit: Die Wizards of the Coast beweisen, dass ein Spiel auch mit der x-ten Erweiterung nicht langweilig werden muss. „Legacy of the Force“ bietet dem Fan die perfekte Mischung aus coolen neuen Charakteren und heftigen Spielmechanismen. Kenner erfreuen sich der zahlreichen neuen Minis aus aktuellsten Comic- und Romangeschehen, Rollenspieler finden indes hier eine Fülle namenloser Helden und Schurken, die man für eigene Kampagnen nutzen kann. Sieht man von einer Handvoll Figuren ab (ich persönlich hätte nicht noch einen Han Solo und noch einen Boba Fett gebraucht), lässt diese Erweiterung wirklich keine Wünsche offen.
Star Wars Miniatures: Legacy of the Force
Sammelbares Figurenspiel
Wizards of the Coast/Hasbro 2008
ISBN: 978-0-7869-4795-9
Booster mit 7 Figuren und Stat-Cards
Preis: $ 14,99
von Frank Stein
In jedem langlebigen Franchise kommt der Punkt, an dem Otto-Normalkonsument geistig aussteigt und nur noch beinharte Fans angesprochen werden. Im „Star Wars“-Universum ist dieser Punkt schon lange überschritten. Zwar existieren altgediente Recken wie Luke Skywalker und Han Solo noch, doch ein Großteil der Geschichten behandeln mittlerweile entweder die Frühzeit der „Star Wars Historie“ (in der Comic-Reihe „Knights of the Old Republic“) oder die Ära Jahrzehnte nach dem Fall des Imperiums und dem Sieg der Rebellenallianz (in der Romanreihe „Legacy of the Force“ oder der Comic-Reihe „Legacy“).
Die neuen Helden heißen Jacen und Jaina Solo oder Cade Skywalker und Deliah Blue und ihre Gegner sind Sith wie Lumiya, the Dark Lady, oder Darth Krayt oder aber das (in der Comic-Reihe) neu erstarkte Imperium unter Imperator Roan Fel – das übrigens mittlerweile kein purer Hort des Bösen mehr ist, sondern schlicht eine der großen Fraktionen, die sich um Einfluss in der seit dem Yuuzhan-Vong-Krieg mehrfach umgewälzten Galaxis bemühen. (Die neue Republik beispielsweise ist schon längst wieder Geschichte…)
Aber auch wenn dies alles bei jedem, dessen „Star Wars“-Wissen sich allein aus den Kinofilmen speist, vollkommenes Unverständnis auslösen mag, hat es doch sein Gutes. Dieses lebendige, ständig neue Helden und Schurken generierende Universum bietet eine Fülle von Figuren, um beispielsweise eine neue „Star Wars Miniatures“-Erweiterung zu füllen, wie das vorliegende „Legacy of the Force“-Set, ohne dass Sammler und Spieler immer nur die gleichen Namen, nur in neuem Kostüm, aufgetischt bekommen. (Okay, auch im vorliegenden Falle bekommt man wieder Luke (2x), Han, Leia und Boba Fett präsentiert, aber das sind nur fünf von 60 Minis – das ist akzeptabel.)
Die in Normalboostern zu je sieben Minis verkaufte „Legacy of the Force“-Erweiterung richtet sich diesmal spürbar an Langzeit-Fans sowie an Rollenspieler. Langzeit-Fans freuen sich über die zahlreichen namhaften Rares und Very Rares, die den oben genannten Erzählsträngen entnommen wurden. Mit „Nomi Sunrider“ und „Canderous Ordo“ wurden zwei der wenigen personellen Lücken im „Old Republik“-Bereich geschlossen. „Lumiya, the Dark Lady“, „Leia Organa Solo, Jedi Knight“, „Luke Skywalker, Legacy of the Light Side“, „Boba Fett, Mercenary Commander“ und ein paar weitere Gestalten lassen die neunbändige „Legacy of the Force“-Roman-Reihe lebendig werden, die im Augenblick nur auf Englisch vorliegt, sicher aber auch demnächst auf Deutsch übersetzt wird. Und gleich 18 Minis sind eindeutig den Dark-Horse-Comics zuzuordnen, die in ferner Zukunft die Skywalker-Saga anhand von Cade Skywalker, einem abgerissenen Kopfgeldjäger, weitererzählt.
Die Rollenspieler-Fraktion wird unterdessen vor allem durch die No-Name-Figuren angesprochen. Hier bildet Wizards of the Coast geschickt Synergien zwischen seinem neuen Pen-und-Paper-Produkt (das allerdings in Deutschland ein wenig unter Ausschluss der Öffentlichkeit gehandelt wird) und seinem Miniaturen-Spiel. So wird das Konzept des Rollenspiels, das sehr auf den Einsatz von Miniaturen baut, durch die zahllosen allgemein gehaltenen Minis unterstützt, die sich unter anderem „Bothan Noble“, „Twi’lek Scout“, „Duros Scoundrel“ oder „Human Bodyguard“ nennen und vom Aussehen her überwiegend sehr coole, klassische „Star Wars“-Charaktere abgeben, die etwa Stiefel, Westen und Pilotenjacken tragen und typische Handblaster ihr Eigen nennen. So dürfte für jeden Spielergeschmack die passende Miniatur für den eigenen Charakter zu finden sein – und da es sich dankbarerweise überwiegend um Commons handelt, sind diese auch für kleines Geld einzeln im Internet zu erwerben (falls man dem Boosterkauf abgeneigt ist).
Wie immer liegt jedem Booster ein Rules Sheet bei, das neue Special Abilities und Force Powers vorstellt. Dabei fällt vor allem ein Trend auf: Viel hilft viel. So existieren nun eine „Cunning Attack + [#]“ und ein „Opportunist + [#]“, die beide höheren Schaden als die klassischen +10 Schadenspunkte anrichten. Es gibt eine „Greater Mobile Attack“, die einem Charakter multiple Angriffe zwischen zwei Bewegungsteilen erlaubt. Und richtig krass (teuer und tödlich) sind die „Unleashed“ Force Powers wie „Force Lightning 4“, der zum Preis von 4 Force 50 Punkte Schaden anrichtet, ohne dass hierzu ein Angriffswurf durchgeführt werden müsste. Zusätzlich wird das Ziel gestunnt, wobei dieser Effekt zumindest mit einer 25%-Chance abgewendet werden kann.
Fazit: Die Wizards of the Coast beweisen, dass ein Spiel auch mit der x-ten Erweiterung nicht langweilig werden muss. „Legacy of the Force“ bietet dem Fan die perfekte Mischung aus coolen neuen Charakteren und heftigen Spielmechanismen. Kenner erfreuen sich der zahlreichen neuen Minis aus aktuellsten Comic- und Romangeschehen, Rollenspieler finden indes hier eine Fülle namenloser Helden und Schurken, die man für eigene Kampagnen nutzen kann. Sieht man von einer Handvoll Figuren ab (ich persönlich hätte nicht noch einen Han Solo und noch einen Boba Fett gebraucht), lässt diese Erweiterung wirklich keine Wünsche offen.
Star Wars Miniatures: Legacy of the Force
Sammelbares Figurenspiel
Wizards of the Coast/Hasbro 2008
ISBN: 978-0-7869-4795-9
Booster mit 7 Figuren und Stat-Cards
Preis: $ 14,99
Freitag, 1. Februar 2008
Transformers (2-Disc Special Edition / Steelbook)
Stell dir vor, du kaufst dein erstes Auto, so eine leicht schrottige, gelbe Schüssel, und auf einmal entwickelt die Karre ein Eigenleben, stellt im Radio Schmusesongs ein, als du durch einen glücklichen Zufall deine Traumfrau nach Hause kutschieren darfst, und hat plötzlich einen Motorschaden, als ihr am romantischsten Aussichtspunkt der Stadt vorüberollt. Aber, nein, auch wenn dir der Gedanke vielleicht kommen mag: Du hockst nicht am Steuer von Dudu, dem Wunderkäfer auf Freiersfüßen. Du sitzt im Inneren eines getarnten außerirdischen Roboters, eines Autobots, der auf die Erde gekommen ist, um nach einem mächtigen Artefakt zu suchen. Klingt unglaubwürdig? Ist aber so. Zumindest im Universum der „Transformers“!
von Frank Stein
Spielzeug auf der großen Leinwand
Der Siegeszug der „Transformers“ begann 1984 als Kooperation der Spielzeugfirmen TakaraTomy (Japan) und Hasbro (USA). Gemeinsam stellte man Spielzeugroboter aus Plastik her, die sich mit wenigen Handgriffen in Autos, Flugzeuge, Panzer oder was auch immer verwandeln ließen. Um den Verkauf der Action-Figuren anzuheizen, wurde noch im gleichen Jahr eine Zeichentrickserie entwickelt, die dem Spielzeug eine Hintergrundgeschichte verlieh und die Fans durch seinen actionlastigen Gut-Böse-Konflikt zwischen den friedfertigen Autobots und den fiesen Decepticons zum Kauf animieren sollte.
Mittlerweile sind mehr als 20 Jahre vergangen und das Franchise ist regelrecht explodiert. In den Regalen von Sammlern stapeln sich die Roboterfiguren zuhauf, und zahlreiche Comics, Computerspiele sowie diverse Zeichentrick-Serien betten das Spielzeug in ein fiktives Universum ein. So war es letztlich nur eine Frage der Zeit – und der tricktechnischen Möglichkeiten –, bis die „Transformers“ auch den Sprung auf die große Leinwand machen würden (als Realverfilmung wohlgemerkt). 2007 war es endlich so weit. Unter der Regie von Action-Regisseur Michael Bay („Bad Boys“, „Die Insel“) kam „Transformers“ als Sommer-Event-Movie im Stil von „Independence Day“ oder „Armageddon“ in die Kinos.
Ein Junge und sein Auto
„Transformers“ wird grob in drei parallelen Handlungssträngen erzählt, die letztlich zusammenführen. Zunächst wären da Captain William Lennox (Josh Duhamel) und seine Truppe, die auf einer US-Basis in Katar stationiert sind, welche zu Beginn von den Decepticons Blackout und Scorponok angegriffen wird. Als einzige Überlebende des Erstkontakts werden Lennox und Co praktisch zu Veteranen im Kampf gegen die Roboter und gehen fürderhin mit Allem, was das Waffenarsenal der US-Army hergibt, gegen die Feinde vor.
Die Anwesenheit der Techno-Wechselbälger auf der Erde, so erklärt uns übrigens Autobot-Anführer Optimus Prime noch im Vorspann, ist die Suche nach dem Allspark, einem Artefakt, das Maschinen Leben spenden kann und das dem Heimatplaneten der Robots, Cybertron, einst zu Blüte verhalf – bevor der Krieg der Decepticons unter dem Ursupator Megatron gegen die Autobots von Optimus Prime die Welt verwüstete und der Allspark im Weltraum verloren ging.
Aus dem einzigen Hinweis auf den Angreifer von Katar, einem seltsamen Signalmuster, ergibt sich Handlungsstrang zwei um die junge Analystin Maggie Madsen (Rachael Taylor), die mit zahlreichen Kollegen vom Verteidigungsminister John Keller (einem rüstigen Jon Voight) angeheuert wird, die Natur der aus dem Nichts aufgetauchten Feinde zu ermitteln. Diese bittet ihren Hacker-Kumpel Glen Whitman (Anthony Anderson) um Hilfe, dessen größte Leistung allerdings später darin bestehen soll, einen Computer mit einem Funkgerät zu koppeln.
Im Zentrum der Geschichte steht allerdings der junge Sam Witwicky (Shia LaBeouf), der von seinem Dad ein Auto geschenkt bekommt, das sich als außerirdischer Roboter entpuppt. „Wer hätte das gedacht?“, kalauert Sam in einer Szene. Natürlich hat sich Bumblebee, so der Name des Scouts der Autobots, Sam nicht ohne Grund ausgewählt, denn der Junge besitzt die Brille seines Großvaters, auf die vor vielen Jahren aus fantastischen Gründen der Fundort des Allsparks auf der Erde eingeätzt wurde, wo dieser einst abstürzte. Der Krieg, in den Sam durch seinen fahrbaren Untersatz hineingezogen wird, hat die vorhersehbaren Folgen: Der Loser wird zum Helden und kommt mit dem schönsten Mädel der Highschool, der umwerfenden Mikaela (Megan Fox), zusammen. (Lucky Bastard!)
Locker 100x cooler als Armageddon
„Transformers“ ist vor allem zweierlei: krachend laut und ein Feuerwerk der Effekte. Kritiker mögen zu Recht die teilweise echt bescheuerten Dialoge, die arg gradlinigen Charaktere, den stellenweise kruden Humor und das eine oder andere Plotloch bemängeln. Zudem will sich aufgrund von einem Dutzend Roboter, die sich in einer fiktiven Stadt unweit des Hoover Dams in Nordamerika die Hucke vollhauen das Gefühl einer Bedrohung von globalen Größenordnungen nicht wirklich einstellen. (Auch wenn dies gelegentlich durch die Erwähnung internationaler Spannungen nach dem Angriff auf Katar forciert werden soll – ein globales Event-Movie muss ja irgendwie globale Relevanz haben...)
Aber ein Großteil der Kritik zielt an der Absicht von „Transformers“ vorbei. „Transformers“ ist wie „Independence Day“ oder „Armageddon“ (bzw. „100x cooler als Armageddon“, wenn man dem augenzwinkernden Ausruf, den die Autoren einem Beobachter der Autobot-Ankunft in den Mund gelegt haben, Glauben schenken darf). Mit seinen phänomenalen CGI-Effekten ähnelt der Film einer Achterbahnfahrt mit vierfachem Looping und Superwirbel, und wer hat sich je über den mangelhaften intellektuellen Anspruch einer Freizeitpark-Fahrtattraktion beschwert?
Abgesehen davon gelingt es Shia LaBeouf als überdrehtem Teenager, die Sympathien der Zuschauer zu gewinnen, und dass, obwohl er gegen 10 Meter hohe Kampfroboter anspielen muss, die Dirty Harry zitieren. Und wer sich schon immer gefragt hat, wozu ein DVD-Spieler eigentlich eine Zeitlupenfunktion hat, erhält die Antwort, sobald Megan Foxs Mikaela mit aufreizend kurzem Rock in Sams Leben spaziert.
Edler Silberling
Man mag über den Film denken, was man will, die DVD-Edition jedenfalls lässt kaum Wünsche offen. Äußerlich kommt die 2-Disc DVD-Edition im edlen schwarzen Steelbook daher, auf dessen Vorderseite ein stilisierter Autobotkopf und auf dessen Rückseite ein stilisierter Decepticonkopf geprägt wurde (wenn man den mit drei Klebepunkten befestigten Infozettel ablöst). Das Innere ist schmucklos: Ein Booklet gibt es nicht, und die DVDs sind in schlichtem Grau gehalten.
Das Bonusmaterial ist überschaubar, aber von erlesener Qualität. Auf Disc 1 kann man Regisseur Michael Bay zuhören, der mit Begeisterung den Hauptfilm kommentiert und dabei wirklich sehr viel zu sagen hat. Auf Disc 2 schließlich befindet sich eine lange Dokumentation, die in die einzelnen Teile „Unsere Welt“, „Ihr Krieg“ und „Da steckt mehr dahinter“ aufgeteilt wurde. „Unsere Welt“ (ca. 50 min.) widmet sich dabei vor allem den Dreharbeiten und beschreibt im Detail, wie das Event-Movie realisiert wurde. Die Schauspieler kommen ebenso zu Wort wie die Militärberater (denn einmal mehr hat Michael Bay seine guten Beziehungen zu den US-Streitkräften spielen lassen, um militärische High-Tech vor der Kamera auffahren zu können).
„Ihr Krieg“ (65 min.) geht dann näher auf die Roboter ein und beschreibt, wie aus den Hasbro-Spielzeugen filmreife Computergeschöpfe wurden. Es werden sowohl die coolen Vehikel, als welche die Autobots und Decepticons im Tarnmodus auftreten, im Einzelnen vorgestellt, als auch die Arbeit der SFX-Teams und Digitalkünstler beleuchtet, die sich den Herausforderungen verwandlungsfähiger Roboter und irrer Actionsequenzen stellen mussten. „Da steckt mehr dahinter“ schließlich ist eine kleine Kompilation aus weiterem Bonusmaterial, etwa ein Schritt-für-Schritt-Einblick in die Entstehung des Angriffs von Scorponok (dem Riesenskorpion) in der Wüste (ca. 9 min.), eine Galerie mit Konzeptzeichnungen und drei Trailer.
Fazit: Für Freunde lautstarker Effekte-Filme war „Transformers“ zweifellos das Ereignis des letzten Sommers – und auch die DVD-Edition im schicken Steelbook weiß zu begeistern. Der Hauptfilm kommt in makelloser Qualität daher, und das Bonusmaterial umfasst zahllose Anekdoten und Hintergrundinformationen zur Entstehung des Films (wobei die Fakten das gegenseitige Schulterklopfen dankbarerweise deutlich überwiegen). Film-Puristen mögen mich steinigen, aber ich persönlich hatte viel Spaß mit dem knallbunten Roboter-Abenteuer und auch mit der vorliegenden DVD.
Transformers
USA 2007
Regie: Michael Bay
Darsteller: Shia LaBeouf (Sam Witwicky), Megan Fox (Mikaela Banes), Josh Duhamel (Captain Lennox), Jon Voight (Defense Secretary John Keller), John Turturro (Agent Simmons)
Vertrieb: Paramount Home Entertainment
Erscheinungsdatum: 10.12.2007
Länge: 138 min.
Bildformat: 2,40:1 (16:9 anamorph)
Tonformat: Deutsch, Englisch, Türkisch (Dolby 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Bonusmaterial: Audiokommentar von Michael Bay, Unsere Welt, Ihr Krieg, Da steckt mehr dahinter
Preis: EUR 28,99
bei amazon.de bestellen
von Frank Stein
Spielzeug auf der großen Leinwand
Der Siegeszug der „Transformers“ begann 1984 als Kooperation der Spielzeugfirmen TakaraTomy (Japan) und Hasbro (USA). Gemeinsam stellte man Spielzeugroboter aus Plastik her, die sich mit wenigen Handgriffen in Autos, Flugzeuge, Panzer oder was auch immer verwandeln ließen. Um den Verkauf der Action-Figuren anzuheizen, wurde noch im gleichen Jahr eine Zeichentrickserie entwickelt, die dem Spielzeug eine Hintergrundgeschichte verlieh und die Fans durch seinen actionlastigen Gut-Böse-Konflikt zwischen den friedfertigen Autobots und den fiesen Decepticons zum Kauf animieren sollte.
Mittlerweile sind mehr als 20 Jahre vergangen und das Franchise ist regelrecht explodiert. In den Regalen von Sammlern stapeln sich die Roboterfiguren zuhauf, und zahlreiche Comics, Computerspiele sowie diverse Zeichentrick-Serien betten das Spielzeug in ein fiktives Universum ein. So war es letztlich nur eine Frage der Zeit – und der tricktechnischen Möglichkeiten –, bis die „Transformers“ auch den Sprung auf die große Leinwand machen würden (als Realverfilmung wohlgemerkt). 2007 war es endlich so weit. Unter der Regie von Action-Regisseur Michael Bay („Bad Boys“, „Die Insel“) kam „Transformers“ als Sommer-Event-Movie im Stil von „Independence Day“ oder „Armageddon“ in die Kinos.
Ein Junge und sein Auto
„Transformers“ wird grob in drei parallelen Handlungssträngen erzählt, die letztlich zusammenführen. Zunächst wären da Captain William Lennox (Josh Duhamel) und seine Truppe, die auf einer US-Basis in Katar stationiert sind, welche zu Beginn von den Decepticons Blackout und Scorponok angegriffen wird. Als einzige Überlebende des Erstkontakts werden Lennox und Co praktisch zu Veteranen im Kampf gegen die Roboter und gehen fürderhin mit Allem, was das Waffenarsenal der US-Army hergibt, gegen die Feinde vor.
Die Anwesenheit der Techno-Wechselbälger auf der Erde, so erklärt uns übrigens Autobot-Anführer Optimus Prime noch im Vorspann, ist die Suche nach dem Allspark, einem Artefakt, das Maschinen Leben spenden kann und das dem Heimatplaneten der Robots, Cybertron, einst zu Blüte verhalf – bevor der Krieg der Decepticons unter dem Ursupator Megatron gegen die Autobots von Optimus Prime die Welt verwüstete und der Allspark im Weltraum verloren ging.
Aus dem einzigen Hinweis auf den Angreifer von Katar, einem seltsamen Signalmuster, ergibt sich Handlungsstrang zwei um die junge Analystin Maggie Madsen (Rachael Taylor), die mit zahlreichen Kollegen vom Verteidigungsminister John Keller (einem rüstigen Jon Voight) angeheuert wird, die Natur der aus dem Nichts aufgetauchten Feinde zu ermitteln. Diese bittet ihren Hacker-Kumpel Glen Whitman (Anthony Anderson) um Hilfe, dessen größte Leistung allerdings später darin bestehen soll, einen Computer mit einem Funkgerät zu koppeln.
Im Zentrum der Geschichte steht allerdings der junge Sam Witwicky (Shia LaBeouf), der von seinem Dad ein Auto geschenkt bekommt, das sich als außerirdischer Roboter entpuppt. „Wer hätte das gedacht?“, kalauert Sam in einer Szene. Natürlich hat sich Bumblebee, so der Name des Scouts der Autobots, Sam nicht ohne Grund ausgewählt, denn der Junge besitzt die Brille seines Großvaters, auf die vor vielen Jahren aus fantastischen Gründen der Fundort des Allsparks auf der Erde eingeätzt wurde, wo dieser einst abstürzte. Der Krieg, in den Sam durch seinen fahrbaren Untersatz hineingezogen wird, hat die vorhersehbaren Folgen: Der Loser wird zum Helden und kommt mit dem schönsten Mädel der Highschool, der umwerfenden Mikaela (Megan Fox), zusammen. (Lucky Bastard!)
Locker 100x cooler als Armageddon
„Transformers“ ist vor allem zweierlei: krachend laut und ein Feuerwerk der Effekte. Kritiker mögen zu Recht die teilweise echt bescheuerten Dialoge, die arg gradlinigen Charaktere, den stellenweise kruden Humor und das eine oder andere Plotloch bemängeln. Zudem will sich aufgrund von einem Dutzend Roboter, die sich in einer fiktiven Stadt unweit des Hoover Dams in Nordamerika die Hucke vollhauen das Gefühl einer Bedrohung von globalen Größenordnungen nicht wirklich einstellen. (Auch wenn dies gelegentlich durch die Erwähnung internationaler Spannungen nach dem Angriff auf Katar forciert werden soll – ein globales Event-Movie muss ja irgendwie globale Relevanz haben...)
Aber ein Großteil der Kritik zielt an der Absicht von „Transformers“ vorbei. „Transformers“ ist wie „Independence Day“ oder „Armageddon“ (bzw. „100x cooler als Armageddon“, wenn man dem augenzwinkernden Ausruf, den die Autoren einem Beobachter der Autobot-Ankunft in den Mund gelegt haben, Glauben schenken darf). Mit seinen phänomenalen CGI-Effekten ähnelt der Film einer Achterbahnfahrt mit vierfachem Looping und Superwirbel, und wer hat sich je über den mangelhaften intellektuellen Anspruch einer Freizeitpark-Fahrtattraktion beschwert?
Abgesehen davon gelingt es Shia LaBeouf als überdrehtem Teenager, die Sympathien der Zuschauer zu gewinnen, und dass, obwohl er gegen 10 Meter hohe Kampfroboter anspielen muss, die Dirty Harry zitieren. Und wer sich schon immer gefragt hat, wozu ein DVD-Spieler eigentlich eine Zeitlupenfunktion hat, erhält die Antwort, sobald Megan Foxs Mikaela mit aufreizend kurzem Rock in Sams Leben spaziert.
Edler Silberling
Man mag über den Film denken, was man will, die DVD-Edition jedenfalls lässt kaum Wünsche offen. Äußerlich kommt die 2-Disc DVD-Edition im edlen schwarzen Steelbook daher, auf dessen Vorderseite ein stilisierter Autobotkopf und auf dessen Rückseite ein stilisierter Decepticonkopf geprägt wurde (wenn man den mit drei Klebepunkten befestigten Infozettel ablöst). Das Innere ist schmucklos: Ein Booklet gibt es nicht, und die DVDs sind in schlichtem Grau gehalten.
Das Bonusmaterial ist überschaubar, aber von erlesener Qualität. Auf Disc 1 kann man Regisseur Michael Bay zuhören, der mit Begeisterung den Hauptfilm kommentiert und dabei wirklich sehr viel zu sagen hat. Auf Disc 2 schließlich befindet sich eine lange Dokumentation, die in die einzelnen Teile „Unsere Welt“, „Ihr Krieg“ und „Da steckt mehr dahinter“ aufgeteilt wurde. „Unsere Welt“ (ca. 50 min.) widmet sich dabei vor allem den Dreharbeiten und beschreibt im Detail, wie das Event-Movie realisiert wurde. Die Schauspieler kommen ebenso zu Wort wie die Militärberater (denn einmal mehr hat Michael Bay seine guten Beziehungen zu den US-Streitkräften spielen lassen, um militärische High-Tech vor der Kamera auffahren zu können).
„Ihr Krieg“ (65 min.) geht dann näher auf die Roboter ein und beschreibt, wie aus den Hasbro-Spielzeugen filmreife Computergeschöpfe wurden. Es werden sowohl die coolen Vehikel, als welche die Autobots und Decepticons im Tarnmodus auftreten, im Einzelnen vorgestellt, als auch die Arbeit der SFX-Teams und Digitalkünstler beleuchtet, die sich den Herausforderungen verwandlungsfähiger Roboter und irrer Actionsequenzen stellen mussten. „Da steckt mehr dahinter“ schließlich ist eine kleine Kompilation aus weiterem Bonusmaterial, etwa ein Schritt-für-Schritt-Einblick in die Entstehung des Angriffs von Scorponok (dem Riesenskorpion) in der Wüste (ca. 9 min.), eine Galerie mit Konzeptzeichnungen und drei Trailer.
Fazit: Für Freunde lautstarker Effekte-Filme war „Transformers“ zweifellos das Ereignis des letzten Sommers – und auch die DVD-Edition im schicken Steelbook weiß zu begeistern. Der Hauptfilm kommt in makelloser Qualität daher, und das Bonusmaterial umfasst zahllose Anekdoten und Hintergrundinformationen zur Entstehung des Films (wobei die Fakten das gegenseitige Schulterklopfen dankbarerweise deutlich überwiegen). Film-Puristen mögen mich steinigen, aber ich persönlich hatte viel Spaß mit dem knallbunten Roboter-Abenteuer und auch mit der vorliegenden DVD.
Transformers
USA 2007
Regie: Michael Bay
Darsteller: Shia LaBeouf (Sam Witwicky), Megan Fox (Mikaela Banes), Josh Duhamel (Captain Lennox), Jon Voight (Defense Secretary John Keller), John Turturro (Agent Simmons)
Vertrieb: Paramount Home Entertainment
Erscheinungsdatum: 10.12.2007
Länge: 138 min.
Bildformat: 2,40:1 (16:9 anamorph)
Tonformat: Deutsch, Englisch, Türkisch (Dolby 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Bonusmaterial: Audiokommentar von Michael Bay, Unsere Welt, Ihr Krieg, Da steckt mehr dahinter
Preis: EUR 28,99
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