Mittwoch, 3. Dezember 2008

Der Omega-Mann (Blu-ray)

Welcher Science-Fiction-Fan hat nicht noch den Postapokalypse-Blockbuster „I am Legend“ vor Augen, der Will Smith als scheinbar letzten Menschen auf Erden im gleichsam verzweifelten Kampf gegen Mutanten und auf der Suche nach einem Serum gegen die von Menschen heraufbeschworene, weltweite Seuche zeigte? Eine frühere Version dieser auf einem Roman von Richard Matheson basierenden Geschichte stammt aus dem Jahr 1971. Hier war der abgebrühte Charlton Heston „Der Omega-Mann“ – jetzt geht er auf Blu-ray Disc auf die Jagd nach bleichen Kultisten.

von Frank Stein

Die Handlung

Ein Mann fährt mit seinem offenen Wagen durch eine menschenleere Stadt. Er fährt über verschmutzte Straßen, an halbverfallenen Häusern vorbei und an Parks, in denen die Natur ihr Territorium zurückerobert. Plötzlich nimmt er aus den Augenwinkeln einen Schatten in einem der Gebäude wahr. Er bremst, springt auf und feuert mit seiner Maschinenpistole eine Salve in die Häuserfront.

So beginnt „Der Omega-Mann“, ein postapokalyptischer Science-Fiction-Film nach einem Roman von Richard Matheson. Die moderne Waffentechnologie der Menschheit, im Grenzstreit zwischen China und Russland entfesselt, hat ein tödliches Virus über die Erde gebracht, und Robert Neville, von Charlton Heston als harter Mann mit Macho-Allüren, aber gutem Herz verkörpert, ist einer der wenigen, die überlebt haben.

Leider Gottes sind die anderen, die der Katastrophe entronnen sind, größtenteils mutiert und wandeln als „Familie“, als Kult bleicher Zombiegestalten, die zu einer mittelalterlichen Gesellschaftsform zurück wollen und jede Technologie hassen und zerstören, durch Los Angeles. Glücklicherweise hat die Krankheit sie allergisch gegen Licht werden lassen, doch umso mehr setzen sie Neville, den sie als Relikt der Vergangenheit ansehen, in den Nächten zu.

Nevilles karges Leben, das im Wesentlichen aus Essen, Schlafen und dem Jagen der Zombies besteht, nimmt eine überraschende Wende, als er auf die junge Schwarze Lisa trifft, die mit einer Gruppe von Kindern außerhalb der Stadt überlebt hat. Denn auf einmal ist es für Neville nicht mehr das Wichtigste, den Tod zu bringen, sondern das Leben zu erhalten.

Der Film

Für manche ist es Trash, für andere ist es Kult. Fakt ist, dass Regisseur Boris Sagal hier eine Mahnung vor den Folgen unkontrollierter Kriegstreiberei gewissermaßen in der Verpackung eines Pulp-Heftromans bietet. Der eifernde Kriegszug der „Familie“ gegen den schießfreudigen und etwas eitlen Wissenschaftler Neville wirkt durch das klischeehafte Äußere der Zombies, die mit bleichen Gesichtern, Sonnenbrillen und stilechten schwarzen Kutten durch den Film steifen, auf heutige Zuschauer ungewollt komisch. Auch Nevilles Schicksal als Heilsbringer und Opferlamm einer zukünftigen Menschheit wird stellenweise etwas zu deutlich in Szene gesetzt – gleich zwei Mal steht er in schönster Jesus-Pose an einer kreuzähnlichen Struktur.

Der Film ist einerseits ein Kind seiner Zeit, nicht nur in der Ausstattung, sondern auch in der bedrückenden, ökologische oder gesellschaftliche Katastrophen beschreibenden Grundstimmung, die in vielen Science-Fiction-Filmen der 1970er zu finden war und diese Filme auch heute noch diskussionswürdiger als jedes CGI-Spektakel sein lassen. Durch Charlton Heston wirkt er aber gleichzeitig irgendwie konservativ – und das, obwohl Heston in den 1960ern durchaus liberal gesinnt war. Hestons Liebe für den alten Kinofilm „Woodstock“ nimmt man ihm weniger ab, als seine Begeisterung für Waffen. Und dass die junge, sexy Lisa den reifen Herrn dem sportlichen Jungspund vorzieht, der zu ihrer Gruppe von Überlebenden gehört, erscheint auch ein wenig wie die Wunschvorstellung eines alternden Hollywoodstars.

Die Blu-ray


Der Silberling bietet ordentliches Bildmaterial, das vor allem in den Stadtansichten überzeugen kann – bis hin zu dem Punkt, an dem man am Horizont ein Auto über eine Brücke fahren sieht, obwohl Los Angeles eigentlich menschenleer sein soll! Nichtsdestotrotz sieht man dem Film natürlich sein Alter an – sowohl vom Bild her, das keinesfalls so lupenrein sein kann, wie die Digitalqualität moderner Produktionen, als auch vom Ton, der nur in Dolby Digital 1.0 (Mono) vorliegt. Dennoch kann man sich über das Technische kaum beschweren.

Das Bonusmaterial hält sich allerdings in Grenzen. Es gibt eine kurze Einleitung der Co-Stars Eric Laneuville und Paul Koslo sowie der Drehbuchautorin Joyce H. Corrington, die indes über ein paar nette Worte nicht hinausgeht. Interessanter gestaltet sich die zeitgenössische Dokumentation „Der letzte Überlebende – Der Omega Mann“, der den Zuschauer über das Film-Set führt und Charlton Heston im Gespräch mit einem Soziologen zeigt, der mit dem Schauspieler fast belustigend ernsthaft über die Psyche des Protagonisten Robert Neville diskutiert. Ein Kinotrailer rundet das eher schmale Angebot, das auch schon auf der DVD von 2003 zu finden war, ab.

Fazit:
Zweifellos gehört „Der Omega-Mann“ zu den wichtigen Science-Fiction-Filmen der 1970er Jahre. Auch wenn das plakative Auftreten der Bösewichte aus heutiger Sicht mitunter schmunzeln lässt, geht die insgesamt bedrückende und auch eindringliche Stimmung keineswegs unter. Ein Film für Genre-Liebhaber, die nicht immer nur das Neuste in ihren DVD-Spieler einlegen müssen. Apropos DVD: Der Kauf der Blu-ray lohnt nur bedingt. Außer einem leicht verbesserten Bild existiert kein Unterschied zu der seit 2003 existierenden DVD – ein Preisunterschied von mehr als 20 Euro scheint hier nicht gerechtfertigt.

Der Omega-Mann
USA 1971
Regie: Boris Sagal
Darsteller: Charlton Heston (Robert Neville), Rosalind Cash (Rosa), Anthony Zerbe (Matthias), Paul Koslo (Dutch), Eric Laneuville (Richie)

Vertrieb: Warner Home Video
Erscheinungsdatum: 20.11.2008

Länge: 98 min.
Bildformat: 2,40:1 (1080p HD)
Tonformat: Deutsch (Dolby Digital 1.0), Englisch (Dolby Digital 1.0), Spanisch (Dolby Digital 1.0), Französisch (Dolby Digital 1.0), Italienisch (Dolby Digital 1.0)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Portugisisch, Spanisch, Dänisch, Holländisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Koreanisch, Norwegisch, Schwedisch

Bonusmaterial: Einleitung von Eric Laneuville, Paul Koslo und Joyce H. Corrington, Vintage-Dokumentation „Der letzte Überlebende – Der Omega-Mann“, Trailer

Preis: EUR 29,99

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