Mittwoch, 15. Dezember 2004

Star Trek - The Original Series Staffel 2 DVD-Box

„Beam me up, Scotty“, „Live long and prosper“, „He’s dead, Jim“ – die „Star Trek Classic“-Serie (oder zu gut deutsch „Raumschiff Enterprise“) hat sich nicht nur tief in unser kulturelles Bewusstsein eingebrannt, sondern mit derlei Floskeln auch erfolgreich unseren alltäglichen Sprachgebrauch unterwandert. In der zweiten Staffel, die soeben auf DVD erschienen ist, lässt sich hautnah miterleben, wie der eine oder andere Satz zum ersten Mal auf dem Fernsehschirm geäußert wurde (ich sage nur: „Pon Farr/Weltraumfieber“...)

von Frank Stein


Die Aufmachung

Die Box kommt, wie alle anderen Star-Trek-Serien auch, in der schicken Plastikummantelung daher und fügt sich mit ihrem – diesmal blauen – Pseudo-Tricorder-Design nahtlos in den Stil der Classic-Reihe ein (was sonst...). Die Schrift ist erneut in glänzendem Silber gehalten und Ausfräsungen geben den Blick auf die Papphülle mit den DVDs im Inneren frei. Auch im Inneren herrschen diesmal Blautöne vor. In einer Pappummantelung steckt leider einmal mehr ein schlichter Stapel Klarsichthalterungen, die mit einem Klebestreifen am einen Ende zusammengehalten werden – genau wie bei „DS9“ und „Voyager“ (hoffentlich zeigt man bei der Veröffentlichung von „Enterprise“ Einsicht und kehrt zur hübscheren Klappverpackung à la „TNG“ zurück). Von jedem Silberling lacht uns das Konterfei eines anderen „main characters“ an, diesmal um Chekov, einen Andorianer und Tribbles ergänzt. Sulu, Uhura und Janice Rand bleiben indessen außen vor.

Das DVD-Menü ist äußerst farbenfroh und absolut identisch mit dem der ersten Staffel – auch das leichte Ruckeln beim Schwenk über die Brücke der NCC-1701 Enterprise ist noch vorhanden. Die Anordnung der Episoden auf den Silberlingen ist wiederum in Ausstrahlungsreihenfolge, nicht in der eigentlichen Produktionsreihenfolge, geschehen, allerdings kann man mithilfe der Episodennummern sich die ursprüngliche Abfolge rekonstruieren, wenn man will.

Die Episoden

Auch die 26 Episoden der zweiten Staffel bergen eine Reihe „Klassiker“ der Star-Trek-Unterhaltung. Das fängt gleich bei der Folge „Pon Farr/Weltraumfieber“ an, in der man nicht nur einige interessante Details über das Intimleben der Vulkanier erfährt und erstmalig den Planeten Vulkan besucht, sondern auch die Premiere des legendären Vulkaniergrußes samt dazugehöriger Geste miterleben darf. Sehr schön: Es wird die amerikanische Originalversion der Episode geboten, die seinerzeit in Deutschland schwer verschnitten war und Spocks Paarungsdrang zum Traum umdeutete (prüde Rundfunkanstalten...). Das hat zur Folge, dass einige Szenen nachsynchronisiert wurden, was leider relativ auffällig ist und auch nicht immer so gut gelungen wirkt. Dem kundigen Englischsprecher empfehle ich dringend zum Originalton – und sei es mit Untertiteln. Nichtsdestoweniger ist diese Vorgehensweise natürlich absolut lobenswert!

Vergleichbaren Seltenheitswert hat die in Deutschland nie im Fernsehen ausgestrahlte Folge „Schablonen der Gewalt“, die von dem gescheiterten Versuch eines gestrandeten Historikers erzählt, eine auf Strukturen des Dritten Reichs, aber gleichzeitig auf Güte basierende Ordnung zu errichten, um ein zerrüttetes Volk zu einen. Zwar gab es Anfang der 1990er einen ziemlich groß beworbenen Video-Release, aber auch diese Quelle dürfte mittlerweile versiegt sein.

Weitere Episoden mit Kultcharakter sind natürlich „Ein Paralleluniversum“, in der erstmalig das Spiegeluniversum eingeführt wird, das Captain Kirk als berüchtigten Tyrannen kennt und Mr. Spock als Träger eines feschen Barts, „Die Reise nach Babel“, die uns mit Orionern, Tellariten und Spocks Vater bekannt macht, „Kennen Sie Tribbles?“ mit den gleichnamigen gebärfreudigen Kuschelkugeln sowie „Ein Planet, genannt Erde“, in der Kirk und Spock dem Zeitreise-Agenten Gary Seven ins New York der Gegenwart folgen müssen.

Technisch sind die Folgen praktisch identisch zu denen der ersten Staffel. Die Bildqualität ist für das 40 Jahre alte Material recht ordentlich und in Raumschiffsequenzen sogar mitunter von bestechender Klarheit. Die Außenaufnahmen leiden ab und an unter verstärktem Auftreten von Kratzern und Staub, aber so genau schaue ich bei einer alten TV-Serie nicht hin. Und die Farben sind einmal mehr wirklich toll! Auch an der Tonfront ist nichts Neues zu vermerken. Vom 5.1 Upmix hört man nicht viel – aber, ich wiederhole mich, irgendwie ist diese ganze Aktion im Falle eines alten Mono-Masters auch schwachsinnig. Auf der deutschen Tonspur fällt hin und wieder ein Wechsel in der Stimmlage der Darsteller auf. Hier wurden Szenen neu synchronisiert, um die Episoden im Originalschnitt präsentieren zu können. Nicht so schlimm, aber ein bisschen irritierend. Englischer O-Ton, sage ich da nur.

Die Extras

Kommen wir zum interessantesten Teil (dieser Rezi): den Extras. Ich wiederhole mich auch hier gerne, wenn ich sage, dass mir die Features der Star-Trek-DVD-Boxen immer wieder recht gut gefallen – wobei die Classic-Boxen besonders gelungenes Zusatzmaterial anbieten. Leider gibt es diesmal nur zwei Textkommentare – erneut kenntnisreich von den Okudas verfasst – und zwar zu den Episoden „Weltraumfieber“ und „Kennen Sie Tribbles?“ (immerhin gute Wahl). Weiterhin findet sich auch diesmal zu jeder Episode der zeitgenössische Trailer direkt im jeweiligen Episodenmenü. Ein netter Gag, aber vor allem von historischem Kuriositätswert, wird doch jede Geschichte unter völliger Missachtung potentieller Spoiler in dramatischster Art und Weise beworben.

Doch kommen wir zu den Features, die auf der siebten DVD abgelegt sind. „Wo nie ein Mensch zuvor gewesen ist... Staffel 2“ (19:30 min.) dient als eine Art Überblick über die wichtigen Themen und Ereignisse der zweiten Staffel. Natürlich werden die Tribbles im Detail besprochen, ebenso der Einstand von Chekov als Mitglied der Brückencrew, das Spiegeluniversum, die Entwicklung des Spock-Charakters und die Zielsetzung von Star Trek, vermittels einer Verlegung in die Zukunft zeitgenössische Probleme reflektieren zu können, ohne damit Ärger zu bekommen. Das „Leben jenseits von Star Trek“ (12:01 min.) widmet sich diesmal Leonard Nimoy, der ein paar sehr persönliche Einblicke in seine Fotografierleidenschaft gibt. Gerade im Vergleich mit dem Feature der ersten Staffelbox, das William Shatners aktuelles Tun und Wirken beleuchtet hat, ist ausgesprochen interessant zu sehen, wie unterschiedlich die beiden Männer, die Kirk und Spock spielten, auch im realen Leben sind. Während Shatner nach wie vor die Öffentlichkeit und verschiedenste Arten der Selbstbestätigung zu suchen scheint, kommt Nimoy in der kurzen Doku eher wie ein introvertierter, sehr nachdenklicher und beinahe spiritueller Künstlertyp rüber. Dass er sich dabei nach wie vor mit seinem Leben als Spock beschäftigt – vor allem der Geste des vulkanischen Grußes, die ursprünglich aus dem jüdischen Ritus stammt – schlägt eine schöne Brücke zum eigentlichen Anlass des Besuchs in seinem Atelier: der Aufnahme von Bonusmaterial für eine Star-Trek-Box!

Dass „Kirk, Spock und Pille: Star Treks tollstes Trio“ (7:08 min.) sind, braucht man eigentlich nicht extra zu betonen. Dennoch wird hier ein bisschen darüber nachgedacht, wie die drei Charaktere zusammenkamen und wie sie sich gegenseitig zu ergänzen begannen – was vor allem für Spock und Pille gilt, den kühlen Logiker und den erklärten Gefühlsmenschen, die in der zweiten Staffel erheblich häufiger den verbalen Schlagabtausch betreiben als in der ersten. „Das Design der letzten Grenze“ (22:17 min.) wendet sich technischeren Aspekten der Serienproduktion zu. Matt Jefferies lässt seine Zeit als „Art Director“ von „Raumschiff Enterprise“ Revue passieren – wie er an Bord kam und welchen Ideenreichtum man mitunter mitbringen musste, um eine wöchentliche Serie immer wieder auf Neue mit exotischen Sets und Props zu versorgen. Dabei klingt er witzigerweise ein bisschen wie der Scotty-Behind-the-Scenes: „Kein Geld, keine Zeit? Na schön, das wird reichen müssen.“

„Star Treks himmlische Divas“ (13:02 min.) ist eine Verbeugung vor Nichelle Nichols. In ihrer wunderbar herzlichen Art resümiert die Schauspielerin die Entstehung, Entwicklung und Bedeutung ihrer Kommunikationsoffizierin Uhura und auch wenn einem als Fan viele der Details bereits bekannt vorkommen, plaudert sie doch mit einer solchen Freude aus ihrem ganz persönlichen Nähkästchen, dass man ihr immer weiter zuhören könnte. Direkt im Anschluss meldet sich eine weitere Frau, die Star Trek geprägt hat – diesmal hinter den Kulissen –, zu Wort. D.C. Fontana erzählt „Vom Schreibtisch der Autoren“ (7:33 min.) aus von den Herausforderungen der Serien-Schreiberlinge auf dem Weg von der Idee zum Skript zum eigentlichen Dreh.

Das letzte Feature „Die besten Momente in Star Trek“ (17:09 min.) ist das vielleicht schwächste, denn es genügt sich vor allem darin, namhafte Darsteller und Macher späterer Serien voller Lob und Ehrfurcht über die „Klassiker“ sprechen zu lassen. Die Stories sind dabei alle sehr ähnlich: Ich war jung, sah Star Trek, war völlig begeistert. Was für ein Glück, dass ich später auch mitspielen durfte. (Okay, genau das gleiche würde ich auch sagen, wäre ich an ihrer Stelle, aber als Fans wissen wir doch alle, wie toll die Serie ist. Es muss uns nicht lang und breit erklärt werden.) Am besten sind dabei echt noch die Statements der Fans selbst, die zu Wort kommen dürfen.

Den Abschluss bilden erneut vier in der Schiffskonsole versteckte „Easter Eggs“, die kurze Classic-Anekdoten präsentieren, sowie einige Trailer für andere ST-DVD-Sets.

Fazit: Auch die DVD-Box der zweiten Staffel hält, was die erste bereits versprochen hat: gleich mehrere Episoden, die ganze Traditionsstränge innerhalb des Star-Trek-Franchises begründet haben (ich sage nur Spiegeluniversum und Tribbles), dabei eine technisch sehr dankbare Präsentation im Originalschnitt und – auf Wunsch – Originalton und auf dem siebten Silberling eine wohlfeile Sammlung an Features, die mit charmanten Akteuren und einer Menge interessanter Detailinformationen (bei annehmbarem Maß an reziprokem Süßholzgerasple) für kurzweilige Unterhaltung sorgt. Weiter so!

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