Mit der erfolgreichen Veröffentlichung von zwei kompletten Star-Trek-Serien – TNG und DS9 – hat Paramount bewiesen, dass es bei Weitem nicht so schlecht um das Franchise stehen kann, wie manch einer behauptet. Trotz des mitunter horrenden Boxenpreises – zwischen 90 und 120 Euro war in einschlägigen Elektronikfachläden alles zu finden – waren beide Serien ein Erfolg unter den Fans. Von freudigem Stolz erfüllt, wer sich die schwergewichtigen Boxen ins heimische Regal stellen konnte. Von Mai 2004 bis Mitte 2005 kommt nun auch Voyager zu digitalen Ehren.
von Frank Stein
Einleitend vielleicht ein paar Worte zur „Außenhülle“. Es hat zwar eine Weile gebraucht, aber das Star-Trek-Boxendesign ist mittlerweile zur Perfektion gereift. Die karmesinrote Plastikbox mit dem silbernen Schriftzug wirkt edel, die seitlich „ausgesägten“ Fenster verleihen dem Ganzen eine fesche Dynamik. Die Innenschale ist weiß und das DVD-Set befindet sich in einer farblich abgestimmten Pappummantelung und auf einer schwarzen Schaumgummimatte ruhend. So weit, so gut. Leider stecken die Silberlinge – wie schon bei DS9 – erneut lieblos in schmalen Klarsichthalterungen, die am Rücken nur von einem Klebestreifen zusammengehalten werden. Zu dem graphisch aufwändig gestalteten und weitaus schöneren Klapp-Pappschachtel-Design, das noch bei TNG vorherrschend war, hat man leider auch hier nicht zurückgefunden.
Nur zwei Sätze zum Inhalt der doch hinreichend bekannten Serie: Das Föderationsraumschiff „U.S.S. Voyager“ unter dem Kommando von Captain Kathryn Janeway wird von einer unbekannten Macht in den nicht minder unbekannten Delta-Quadranten gezogen. 70.000 Lichtjahre von der Erde entfernt in einem völlig fremden Teil der Galaxis gestrandet und ganz auf sich allein gestellt, macht sich die Crew der Voyager auf die lange Reise durchs All Richtung Heimat.
Die erste Staffel, noch leicht verkürzt nur aus dem zweiteiligen Pilotfilm sowie 14 regulären Folgen bestehend, dient vor allem der Etablierung der Charaktere. Abgesehen von den zunehmend seltener werdenden Reibereien zwischen den Starfleet-Offizieren und dem Marquis-Teil der Mannschaft gibt es keinen verknüpfenden Handlungsbogen. Wiederkehrende Gegner sind die wilden Raumnomaden der Kazon sowie die verunstalteten Organsammler der Vidiianer – beides leider nicht wirklich charismatische Gegenspieler.
Die 16 Episoden sind auf den ersten vier der insgesamt sechs DVDs untergebracht (jeweils vier pro Scheibe). Das Startmenü mit einer anfliegenden Voyager sieht spacig aus und gefällt mir von allen bisherigen Star-Trek-Serien-DVDs bisher am Besten. Auch die Bild- und Tonqualität der einzelnen Folgen gibt keinen Grund zur Beanstandung. Man merkt eindeutig, dass Voyager um einiges jünger als z.B. TNG ist. Besonders nett ist natürlich die Mehrsprachigkeit: So kann man Janeway und ihre Crew wahlweise in deutsch, englisch, französisch, spanisch oder italienisch palavern lassen. Die ersten beiden Sprachen gibt´s sogar in ordentlichem 5.1.
Auf DVD 5 schließlich sind die Special Features untergebracht. Diese bewegen sich im normalen Star-Trek-Serien-Rahmen. Man kennt das aus TNG und DS9. Kurze Features (ca. zwischen 5 und 15 Minuten lang) bieten Hintergrund-Infos rund um Staffel 1. In „Auf ins Unbekannte“ erzählen die Macher Rick Berman, Michael Piller und Jeri Taylor, wie es zu Voyager kam. In der „Voyager Zeitkapsel: Kathryn Janeway“ erinnert sich Kate Mulgrew im Rahmen eines sympathischen Interviews an ihre Zeit als Captain des Föderationsraumschiffes.
Wirklich spannend ist „Der erste Captain“, ein kurzer Blick hinter die Kulissen, der zeigt, dass eigentlich die kanadische Schauspielerin Genevieve Bujold die Rolle der Janeway erhalten sollte. Seltene Aufnahmen und Outtakes von Bujold als Captain Janeway zeigen, wie anders „Voyager“ hätte ausfallen können, wenn eine andere Schauspielerin im „captain’s chair“ Platz genommen hätte. Unter uns: Ich bin froh, dass es Kate Mulgrew geworden ist. Im direkten Vergleich zeigt sich sehr auffällig, wie frisch ihre Herangehensweise an die Rolle gewesen ist.
„Gedanken der Besetzung: Staffel 1“ ist eher klassisch: kurze bits-and-pieces der Darsteller, die kaum wirklich überrraschen. „Am Drehort mit den Kazon“ führt uns in die Wüste, wo für den Pilotfilm ein Kazonlager errichtet worden war, und bietet einen kurzen Einblick in die Schwierigkeiten des Drehs vor Ort. Für meine Begriffe leider viel zu kurz geraten ist „Roter Alarm: Visuelle Effekte in der ersten Staffel“. Zwar plaudern die Effektkünstler ganz nett aus dem Nähkästchen, aber angesichts der Effektlastigkeit einer Serie wie „Voyager“ hätte man sich noch viel mehr Einblicke in dieses spannende Metier gewünscht.
Erneut von gewissem Kuriositätswert ist ein Feature über „Voyager im Internet“. Einer der Webmaster von www.startrek.com erzählt, wie seinerzeit der Internet-Auftritt der neuen Serie gestaltet worden war. Ähnlich nett: „Echte Wissenschaft mit André Bormanis“, dem wissenschaftlichen Berater der Serie. Bormanis berichtet, inwiefern aktuelle Kenntnisse der Wissenschaft innerhalb von „Voyager“ umgesetzt wurden und wie es zu all dem Tech-Babble innerhalb der Serie kommt. „STAR TREK: THE EXPERIENCE“ ist im Prinzip ein Promotion-Clip für das STAR TREK Museum in Las Vegas, allerdings ein sehr gelungener – man möchte sofort ins Flugzeug steigen! Vier – innerhalb der Menüs „versteckte“ – „Verlorene Funksprüche aus dem Delta-Quadranten“ bieten fragmentarische Interview-Schnipsel zu einzelnen Aspekten der Serie. Eine Bildergallerie rundet das Angebot ab.
Alles in allem kann man sich mit den Special Features ca. zwei Stunden ganz nett beschäftigen. Nach wie vor schmerzlich vermisst werden, von meiner Seite zumindest, die Audiokommentare zu einzelnen Schlüssel-Episoden, die in vielen anderen Serien mittlerweile gang und gäbe sind. Es ist kaum vorstellbar, dass die Macher keine Lust gehabt hätten, ihre Schöpfungen zu kommentieren. So ist das Fehlen wohl eher der Trägheit von Paramount geschuldet, denen Audiokommentare entweder zu teuer oder zu aufwändig waren.
Exklusiv für die deutsche Edition von „Voyager“ wurden auf eine sechste DVD zwei Episoden der klassischen Star-Trek-Serie um Kirk, Spock und Co gebrannt. „Ganz neue Dimensionen“ sowie „Griff in die Geschichte“ sind beides sicher sehr gute Folgen – vor allem letztere –, die man dankend zwischendurch in den DVD-Player schiebt, allerdings irritiert dieses Bonus-Material schon ein wenig angesicht der bereits angekündigten DVD-Box zu „Raumschiff Enterprise“. Auf der anderen Seite: Wer will sich beschweren, wenn er mal etwas extra bekommt ...
Fazit: Abschließendes Urteil? Verpackung hübsch, Episoden-Präsentation fehlerlos, Bonusmaterial besseres Mittelmaß, Preisklasse nach wie vor gepfeffert. Fans von Captain Janeway und Co sind sicher begeistert von der Möglichkeit, ihre Lieblingscrew fürderhin werbefrei, in tadelloser Bildqualität und vor allem im englischen Original genießen zu können. Der Gelegenheitstrekkie wird sein goldgepresstes Latinum allerdings wohl eher im Säckel behalten.
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