Donnerstag, 1. April 2004

Star Trek V - Am Rande des Universums (2 Disc Special Edition)

Es gehört zu den Widrigkeiten des Lebens als Fan des Mediums DVD, dass Studios – zumindest noch bis vor kurzem – mit schöner Regelmäßigkeit zuerst eine ziemlich mager ausgestattete Basisversion eines Films auf den Markt bringen und dann, so scheint es, wenn sich der Film als Verkaufsschlager entpuppt, eine kräftig aufgebohrte Special-Edition-Box hinterherschieben. Im Falle der Star-Trek-Reihe waren bereits Film 2 bis 9 mit nicht viel mehr als dem Film und ein paar mageren Trailern auf dem Silberling erschienen, als „Star Trek – Der Film“ plötzlich als verschwenderische „Director‘s Edition“ herausgebracht wurde. In der Folge wurden auch Teil 2, 3 und 4 als üppige 2-Disk-Special-Editions neu aufgelegt. Und jüngst wurde diese Reihe nun durch Teil 5 ergänzt.

von Frank Stein

Viele Fans sind der Ansicht, „Star Trek V: Am Rande des Universums“ – übrigens ein völlig irreführender deutscher Titel, geht es doch während der Geschichte vielmehr ins Zentrum der Galaxis – sei der schlechteste Kinofilm der Serie. Ihre Antipathie stützt sich dabei vor allem auf William Shatner als Regisseur und leicht egozentrischen Selbstdarsteller. Bei mir persönlich rangiert der Film allerdings mindestens im guten Mittelfeld meiner Star-Trek-Movies-Hitliste. Vor allem gefällt mir die Botschaft der unverbrüchlichen Freundschaft zwischen den drei Hauptfiguren Kirk, Spock und McCoy, die sowohl am warmen Lagerfeuer, als auch im kalten All zelebriert wird.

Die Handlung setzt auf der Erde ein, nur kurze Zeit nach „Star Trek IV“. Während sich Kirk, Spock und McCoy im Yosemite Nationalpark mit Bergsteigen und Lagerfeuerromantik entspannen, obliegt es Scotty im Orbit, die noch unfertige Enterprise 1701-A für ihren ersten Einsatz auf Vordermann zu bringen. Der kommt schneller, als erwartet. Ein religiöser Eiferer hat auf Nimbus III, einem fehlgeschlagenen Experiment zur Völkerverständigung zwischen Menschen, Klingonen und Romulanern, die Repräsentanten der drei Rassen in seine Gewalt gebracht. Obwohl der Lack auf der Außenhaut noch nicht ganz trocken ist und die Enterprise im Erdorbit hängend kaum das nächstliegende Schiff sein kann, werden Kirk und seine Mannen losgeschickt, die Lage zu entschärfen. Ein Befreiungsversuch der Geiseln schlägt jedoch fehl, vielmehr gelingt es dem Verrückten, einem Vulkanier namens Sybock, der sich überdies als Halbbruder Spocks entpuppt, die Enterprise in seine Gewalt zu bringen. Seine Mission ist eine spirituelle: Die Suche nach dem Planeten Sha Ka Re, der Heimat Gottes, im Zentrum der Galaxis. Und während der charismatische Anführer nach und nach die gesamte Raumschiff-Crew verführt, und während gleichzeitig ein geltungssüchtiger klingonischer Raubvogel-Captain danach lechzt, sich durch den Sieg über Staatsfeind Nr. 1 James T. Kirk zu unsterblichem Ruhm zu verhelfen, steht die Freundschaft – und auch der Glaube – der drei Weltraumveteranen Kirk, Spock und McCoy mehr denn je auf dem Prüfstand.

Man mag nun über den Film, der übrigens in makelloser Bild- und Tonqualität (deutsch und englisch) auf der Scheibe abgelegt wurde, denken, was man will, die zwei DVDs sind jedenfalls randvoll mit spannenden Extras. Zunächst gibt es einen Audiokommentar von William Shatner und seiner Tochter Liz, während dem Shatner immer wieder über das geringe Budget, den Zeitdruck und die Unmöglichkeit, seine großen Visionen ansprechend umzusetzen, lamentiert. Legendär scheint die sogenannte Rockmen-Sequenz zu sein (Arbeitstitel: „Dantes Inferno“), die Kirk gegen Ende des Films auf dem Gottesplaneten in einen spektakulären Kampf mit zehn Steinmenschen verwickeln sollte, bevor ihm Spock mit dem klingonischen Raubvogel zu Hilfe eilt. Das Budget macht aus zehn Steinmenschen fünf, aus fünf einen, und der sah nach Testaufnahmen letztlich aus wie der Steinbeißer aus „Die unendliche Geschichte“. Die Sequenz wurde gestrichen! (Womit der Film nun sehr viel „schlichter“ endet, als eigentlich vorgesehen.) Neben diesem sehr persönlichen Eindruck des Regisseurs existiert noch ein Textkommentar von Michael und Denise Okuda, die einen eher informativen Ansatz verfolgen und auf sehr interessante Art und Weise sowohl das Geschehen im Film interpretieren, allgemeine Hintergrundinfos zu Settings und Darstellern liefern sowie sich der Ereignisse der Dreharbeiten erinnern.

Ein Großteil der Extras befindet sich dann auf Disk 2. In einer computeranimierten Sequenz bringt uns ein Shuttle runter nach Sha Ka Re, wo sich vor dem glühenden Steinkreis das Menü aufbaut. Es existieren fünf Untermenüs: „Das Star Trek Universum“, „Produktion“, „Archive“, „Entfallene Szenen“ und „Werbung“. Die ersten beiden sind eindeutig die interessantesten. „Das Star Trek Universum“ beherrbergt fünf Features, die zwischen 10 und 20 Minuten lang sind und sich mit Aspekten rund um den Film beschäftigen, wie beispielsweise Star Trek und Religiosität oder den Set Designer Herman Zimmermann. Unter „Produktion“ findet sich ein Grußwort von Produzent Harve Bennett, ein halbstündiges Making-Of, diverse Bildtests von Raumschiffen und Aliens (inklusive dem einzigen noch existierenden Material zur Rockman-Sequenz!) sowie als Zeitdokument die Pressekonferenz nach Beendigung der Dreharbeiten. Die „Archive“ bestehen aus einer kurzen, musikalisch untermalten Slideshow mit Setbildern sowie den Storyboards des Filmendes und sind damit etwas dürftig geraten. Hier hätte man sich mehr Material gewünscht. Gleiches gilt für die „Entfallenen Szenen“, derer es vier gibt, wobei bedauerlicherweise nicht die Szenen zwischen den beiden Klingonen Klaa und Vixis darunter sind, von denen es, wie die beiden Darsteller in einem Interview verraten, einige geben muss, in denen unter anderem die erotische Spannung zwischen dem virilen Captain und seiner ambitionierten ersten Offizierin deutlicher wird. Genau genommen ist eigentlich nichts darunter, was man unbedingt im Film hätte sehen müssen, allerdings ist die anzügliche Begrüßung des klingonischen Botschafters gegenüber der romulanischen Abgesandten schon lustig. Die „Werbung“ schließlich besteht aus zwei Kinotrailern und sieben TV-Spots, die – wie ich immer wieder fasziniert feststelle – ein bemerkenswertes Bild in Bezug auf den Wandel von Werbestrategien im Laufe der Jahre zeichnen.

Fazit: Für Star-Trek-Fans ist diese DVD, wie auch ihre Vorgänger in dieser Reihe, selbstredend ein Muss. In einer besseren Bild- und Tonqualität wird man den Film in absehbarer Zukunft nicht bekommen und die Extras bedeuten mehrere Stunden zusätzliche Unterhaltung auf angenehm hohem Niveau, sowohl was die Machart angeht, als auch den Informationsgehalt. Meine Empfehlung lautet also: kaufen und einen Film erleben, an dessen Ende man das dringende Bedürfnis hat, mal wieder mit ein paar richtig guten Freunden campen zu gehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen