Im Kino tobt er mal wieder: der Krieg der Sterne. Seit ein paar Tagen ist „Star Wars – Episode I: Die dunkle Bedrohung“ wieder auf der großen Leinwand zu sehen – in einer neuen 3D-Version, die nur den Auftakt bilden soll. In den nächsten Jahren wird die ganze Saga in die dritte Dimension durchstarten und uns einmal mehr in eine weit weit entfernte Galaxis entführen wollen. Passend zum Kinoevent, das „Star Wars“ wieder in aller Munde gebracht hat, kommt die Comic-Adaption zum Film in Paninis neuer „Master Series“ heraus.
von Frank Stein
„Master Series“ – das klingt nach den großen Meisterwerken der „Star Wars“-Comic-Kultur. Treffender allerdings wäre die Bezeichnung „Reprints, die gerade Geld bringen“, denn mit der Comic-Adaption zu „Star Wars – Episode I: Die dunkle Bedrohung“ als Band 1 und „Darth Maul“ als Band 2 liegen hier zunächst einmal zwei Geschichten vor, die zur gegenwärtigen „Episode I“-Wiederaufführung in den Kinos passen. Das ist erstmal nichts Schlechtes, denn beide Comics sind seit Längerem vergriffen. Und in die „Essentials“-Reihe wollte man sie vermutlich nicht einsortieren, weil hier vor allem die noch deutlich älteren „Star Wars“-Abenteuer von Carlsen und Feest Comics neu aufgelegt werden. Nichtsdestoweniger ist „Master Series“ ein etwas vollmundiger Marketingbegriff, den es in meinen Augen nicht nötig gehabt hätte, um einzelne Comics von früher einfach neu aufzulegen.
Der vorliegende Comic bietet genau das, was sein Titel besagt: „Star Wars – Episode I: Die dunkle Bedrohung“. Erzählt wird die 32 Jahre vor der klassischen „Star Wars“-Trilogie angesiedelte Geschichte um den jungen Obi-Wan Kenobi und seinen Meisters Qui-Gon Jinn, die zu dem idyllischen Planeten Naboo geschickt werden, um dort eine Blockade durch die Handelsföderation aufzulösen. Dabei geraten sie mitten in eine planetare Invasion, denn die neimodianischen Geschäftsleute und ihre Droidenarmeen stehen unter dem Bann des sinistren Darth Sidious, der seine ganz eigenen Pläne für die Galaxis hegt. Mit Mühe und Not (und ein wenig tollpatschiger Hilfe des eingeborenen Gungan Jar Jar Binks) gelingt es den beiden Jedi, Königin Amidala von Naboo zu retten und mit ihr zu fliehen. Allerdings wird ihr Fluchtschiff angeschossen und muss auf Tatooine notlanden.
Auf dem Wüstenplaneten verknüpft sich dann das Schicksal der beiden Jedi mit dem des Sklavenjungen Anakin Skywalker, der später als Darth Vader zu tragischer Größe heranwachsen soll. Im Rahmen eines spektakulären Podrennens gelingt es Qui-Gon Jinn, Anakin von seinem Besitzer Watto freizukaufen und den Jungen mit sich zu nehmen. Er soll nach Coruscant, in den Jedi-Tempel, um dort zum Jedi ausgebildet zu werden, denn der weise Jedi-Meister Qui-Gon glaubt in dem Jungen „den Auserwählten“ zu sehen, der die Macht ins Gleichgewicht bringt (selten wurde eine Prophezeiung so missverstanden ...). Auf Coruscant angekommen, versucht Amidala, im Senat Hilfe für ihren gebeutelten Heimatplaneten zu erhalten, leider erfolglos. Enttäuscht und zornig begibt sie sich nach Naboo zurück. Qui-Gon, Obi-Wan, Jar Jar und Anakin begleiten sie. Es kommt zur Schlacht von Naboo, während der die Weichen für die Zukunft des „Star Wars“-Universums gestellt werden.
Der 112 Seiten umfassende Softcover-Band versammelt die vier Heft-Einzelausgaben von 1999 (mein Gott, ist das auch schon wieder dreizehn Jahre her?) und erzählt darin praktisch wortwörtlich die Filmhandlung nach. Wortwörtlich stimmt dabei nicht ganz, denn die Dialoge im Comic entsprechen nicht wortgetreu den Dialogen im Film, was vermutlich daran liegt, dass er in seiner Erstauflage übersetzt wurde, bevor die deutsche Synchro fertig war. Die Abweichungen sind allerdings marginal und stören kaum.
Bedauerlicher ist dagegen, dass der Comic wirklich nichts anderes erzählt als das, was man auf der Leinwand zu sehen bekommt. Dabei verkürzt er die Actionsequenzen auch noch deutlich, was man vor allem beim Podrennen sieht, aber auch an anderer Stelle. Insgesamt wirkt die Handlung beinahe noch stärker verdichtet, als sie im Film bisweilen schon wirkte. Im Gegensatz zur Romanadaption von Terry Brooks wird hier die Chance vertan, zusätzliches Material anzubieten, das der Geschichte Fleisch gegeben hätte – und als Anreiz dienen könnte, den Comic zu kaufen.
Visuell ist der Comic gute Durchschnittsware. Ich habe schon schöner gezeichnete gelesen, aber es herrscht ein netter Detailreichtum vor. Leider gelingt es nicht ganz, die Dynamik, die der Film vor allem in seinen Actionsequenzen entwickelt, auf die Panels zu übertragen. Zu wenig mutig und explosiv kommt die Panelstruktur daher. Auch mit der rasanten Parallelmontage während der Endschlacht des Films hat der Comic leichte Schwierigkeiten.
Fazit: Das Multimedia-Projekt „Shadows of the Empire“ hat es 1996 vorgemacht: Man kann ein Abenteuer durchaus in mehreren Medien erzählen (etwa als Computerspiel, Buch und Comic) und dennoch spannend gestalten, indem man unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte setzt. Das ist im vorliegenden Fall leider nicht gelungen. Der Comic zu „Star Wars – Episode I: Die dunkle Bedrohung“ erzählt einfach – und stellenweise sogar noch verkürzt – die Filmhandlung nach, ohne ihr neue Aspekte hinzuzufügen. Gäbe es zu dem Comic keinen Film, wäre es eine nette und unterhaltsame „Star Wars“-Episode. Leider gibt es den Film. Und das macht diese Comic-Adaption ein wenig überflüssig.
Star Wars – Episode I: Die dunkle Bedrohung
Comic
Henry Gilroy, George Lucas
Panini Comics 2012
ISBN: 978-3-86201-315-9
112 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 9,95
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