Die neue Animationsserie „The Clone Wars“ (nicht zu verwechseln mit der Zeichentrickserie „Clone Wars“ aus den Jahren 2003-2005) beherrscht im Augenblick das „Star Wars“-Universum. In eigenwilliger Optik, aber mit spektakulären Effekten bringt die sie Fans rund um den Globus Woche für Woche neue Geschichten aus der Zeit der Klonkriege. Quasi als 98-minütiger Teaser kam der Film „The Clone Wars“ im Sommer in die Kinos. Jetzt ist die Blu-ray erschienen und bringt die dramatische Zeit zwischen „Angriff der Klonkrieger“ und „Die Rache der Sith“ auch auf die heimischen Bildschirme.
von Frank Stein
Es war einmal, vor langer Zeit…
Der Film beginnt mit einem sehr gewöhnungsbedürftigen Intro. Zu den poppigen Klängen der bekannten John-Williams-Fanfare jagt das „Star Wars – Clone Wars“-Logo durchs Bild. Dann setzt nicht der obligatorische Rolltext ein; stattdessen hebt ein Erzähler an, zu einer schnellen Bildmontage in reißerischem Tonfall die aktuelle Situation in der Galaxis zu beschreiben. Das kann man entweder als cleveres Zitat an alte Wochenschauen aus dem Zweiten Weltkrieg verstehen – oder als Konzession an eine Zielgruppe, die des flüssigen Lesens noch nicht mächtig ist.
Es folgt eine mehr oder minder beliebige Episode aus den Klonkriegen, jenem galaxisweiten Konflikt zwischen der Alten Republik und den Jedi-Rittern auf der einen Seite und den Separatisten mit ihren Droiden-Armeen auf der anderen. Nach der Schlacht um Christophsis wird der junge Jedi-Ritter Anakin Skywalker gemeinsam mit seinem neuen Padawan, der neunmalklugen Ahsoka, von Yoda losgeschickt, Jabbas Sohn aus den Händen von Entführern zu retten, denn die Republik braucht die Allianz mit den Hutts, um ihre Streitkräfte im Äußeren Rand ungehindert bewegen zu können. Natürlich ist das Ganze eine Falle der Separatisten, die einen Keil zwischen Jedi und Hutts treiben wollen, doch mit viel Kampfgeschick und dem ein oder anderen Trick gelingt es Anakin und Ahsoka, die Aufgabe zu bewältigen.
Die Handlung besteht im Wesentlichen aus der Schlacht um Christophsis, der Befreiungsaktion auf dem Planeten Teth und dem Finale auf Tatooine. Damit reiht sich „The Clone Wars“ durchaus in die dreiteilige Erzählstruktur aller früheren „Star Wars“-Filme ein. Allerdings unterläuft den Machern in diesem Fall ein dramaturgischer Fehler: Denn während die Schlacht um Christophsis brachial zu nennen ist und die Befreiungsaktion auf Teth kaum weniger furios daherkommt, lassen Tempo und Spannung ausgerechnet im letzten Drittel spürbar nach, und der Schluss ist fast ernüchternd unspektakulär.
Zugute halten muss man der Produktion, dass das Maß an kindischen Witzen für eine „Kinderserie“ angenehm zurückgenommen ist. Ein paar täppische Droiden, ein rülpsendes Hutt-Baby und ein geckenhaft aufgemachter Onkel von Jabba strapazieren die Nerven kritischer Fans deutlich weniger als etwa ein Jar Jar Binks (der erst in der TV-Serie selbst auftreten wird). Stattdessen überwiegt ein ernster, ja militaristischer Tonfall. Der Fokus liegt auf den Klontruppen sowie auf düster dreinblickenden Lichtschwertschwingern, was sich für die Stimmung des Films als sehr vorteilhaft erweist. Selbst die kindliche Ahsoka, die dem jüngeren Publikum als Identifikationsfigur dienen dürfte, funktioniert als mal großäugige, mal schnippische Anspielpartnerin für den launischen Anakin Skywalker.
Aardman Animation meets LucasArts
Technisch wirkt „The Clone Wars“ irritierend unausgeglichen. Auf der einen Seite stehen großartig gerenderte Raumschiffe und Kampfmaschinen – allen voran die Venator-Klasse-Sternenzerstörer, die sich als gewaltige Kolosse durchs Sternenmeer schieben. Auch das Schlachtengetümmel auf Christophsis und Teth ist mit seinem Blitzgewitter aus Blasterschüssen, dem Wummern der AT-TE Truppentransporter und einer Kakophonie aus Explosionen mitreißend eingefangen. Je biologischer das Ambiente aber wird, desto mehr fallen die Grenzen des Lucas’schen Verfahrens auf.
Während die Hauptdarsteller nurmehr wie leicht hölzern agierende, digitalisierte Plastilinpuppen wirken (damit lässt sich leben, wenn man es als „Stil“ akzeptiert hat), haben gerade die Aliens in Jabbas Palast kaum noch den Charme von Computerspielfiguren – sie wirken blass, statisch und weit davon entfernt, dreckiger, stinkender Abschaum zu sein. Ähnliches gilt für die Bildhintergründe, die mitunter einfach nur aus unscharfen, wenig detailreichen Strukturen bestehen. Während das auf Christophsis mit den fernen Hochhäusern noch halbwegs funktioniert, versagt es erneut in Jabbas Palast, der einfach nur mattgrau aussieht. Eine Ausnahme bildet eine Vergnügungsstraße auf dem Stadtplaneten Coruscant, die mit viel Neonlicht und Extravaganz erfreulich frivol und verrucht daherkommt.
Gerettet werden die optischen Ausrutscher in jedem Moment von der umwerfenden Tonkulisse. Hier muss man den Machern Respekt zollen. Es kracht und donnert so hingebungsvoll während der präsentierten Schlachtsequenzen, dass man den Film am liebsten als Hörspiel genießen würde. Untermalt wird das Ganze von einem Score von Kevin Kiner, der trotz seiner stellenweise störend poppigen Anwandlungen immer wieder mit orchestralem Bombast seinen Teil zur Atmosphäre beiträgt. Die Sprecher scheinen überwiegend aus der Riege der Synchronsprecher der Realschauspieler zu stammen, womit wir in Deutschland einen Vorteil gegenüber dem US-Publikum genießen, das natürlich nicht Ewan McGregor und Natalie Portman zu hören bekommt – wenngleich es sich durchaus einige Schauspieler, darunter Sam Jackson als Mace Windu und Christopher Lee als Count Dooku, nicht nehmen ließen, ihren Charakteren erneut die Stimme zu leihen.
Der Klonkrieg im Heimkino
Man mag von „The Clone Wars“ halten, was man will; die Blu-ray jedenfalls ist ein Leckerbissen für Fans hochauflösender Heimkinounterhaltung. Das Bild ist von knackiger Schärfe und Farbigkeit, was man bei einer Computeranimation allerdings auch irgendwie erwarten würde. Der Ton wirkt allerdings etwas zu hell. Vor allem Explosionen und dem Antriebswummern der Raumschiffe fehlt es ein wenig an Druck. Ton-Fetischisten werden zudem mit Unmut bemerken, dass keine True-HD-Tonspur vorliegt, wie man es von aktuellen Blu-ray-Scheiben eigentlich erwartet, sondern nur Dolby Digital 5.1 EX.
Das Bonusmaterial, das übrigens fast komplett in HD vorliegt, gefällt durch Art und Umfang. So existiert ein durchgängiger Videokommentar, der parallel zur Filmhandlung Regisseur Dave Filoni, Produzent Catherine Winer, Autor Henry Gilroy und Cutter Jason W. A. Tucker zu Wort kommen lässt. Dazu werden immer wieder Skizzen und anderes Entwurfsmaterial eingeblendet. „The Clone Wars: Unerzählte Geschichten“ gibt einen Ausblick auf die kommende erste Staffel der TV-Serie. Figuren, Welten, Geschichten und übergeordnete Themen werden hier dem Zuschauer näher gebracht und sollen so Lust auf das Kommende machen.
Das Feature „Die Stimmen von Clone Wars“ widmet sich den Synchronsprechern und verleiht somit den (englischen) Stimmen der animierten Charaktere ein sympathisches Gesicht. Eine weitere Dokumentation stellt „Die neue Filmmusik“ vor. Dabei steht Kevin Kiners Herangehensweise an die musikalische Untermalung der Serie im Fokus. Er erzählt ebenso von seinem Versuch, Elemente aus John Williams’ bekannten Kompositionen aufzunehmen, aber gleichzeitig auch etwas ganz eigenes zu schaffen, wie auch von dem Konzept, jeder Welt ihren eigenen, ungewöhnlichen Klang zu verleihen. Abgeschlossen wird der Behind-the-Scenes-Teil durch eine Fotogalerie sowie sechs Making-of-Featurettes, die zuvor im Internet zu sehen waren.
Fünf nicht verwendete Szenen, verschiedene Trailer zum Film und ein Hologramm-Memory-Spiel, das bei erfolgreicher Bewältigung drei TV-Serien-Sneak-Peaks freischaltet (die allerdings aus den frühen Serien-Episoden stammen und mittlerweile schon nicht mehr so geheim sind), runden das Bonusmaterial ab.
Fazit: Keine Frage: „The Clone Wars“ ist die beste „Star Wars“-TV-Produktion, die jemals der Ideenschmiede von George Lucas entsprungen ist. Alles, was zuvor war, wird sowohl technisch als auch inhaltlich sichtbar deklassiert. Die überlange Kino-Episode hingegen hinterlässt einen gemischten Eindruck. Die Qualität der Animationen schwankt leider, die Musik lässt stellenweise John Williams vermissen und der wahrhaft schwungvolle Einstieg in die Geschichte wird durch eine eher kurios anmutende Handlung und ein schwaches Ende relativiert. Die Blu-ray dagegen ist von nahezu makelloser Qualität: Das Bonusmaterial ist umfangreich und das Bild gestochen scharf. Nur Ton-Fetischisten werden das Fehlen einer True-HD-Tonspur monieren.
Star Wars – The Clone Wars
USA 2008
Regie: Dave Filoni
Sprecher: Matt Lanter (Anakin Skywalker), Ashley Eckstein (Ahsoka Tano), James Arnold Taylor (Obi-Wan Kenobi), Samuel L. Jackson (Mace Windu), Christopher Lee ( Count Dooku), Anthony Daniels (C-3PO)
Vertrieb: Warner Home Video
Erscheinungsdatum: 11.12.2008
Länge: 98 min.
Bildformat: 2,4:1 (1080p HD)
Tonformat: Deutsch (Dolby Digital 5.1 EX), Englisch (Dolby Digital 5.1 EX), Spanisch (Dolby Digital 5.1 EX), Dänisch (Dolby Digital 5.1 EX), Niederländisch (Dolby Digital 5.1 EX), Französisch (Dolby Digital 5.1 EX), Norwegisch (Dolby Digital 5.1 EX), Schwedisch (Dolby Digital 5.1 EX)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Dänisch, Finnisch, Holländisch, Koreanisch, Chinesisch, Norwegisch, Schwedisch, Spanisch
Bonusmaterial: Videokommentar, Unerzählte Geschichten: Vorschau, Geschichten, Fahrzeuge, Planeten und Kriege aus Staffel 1 der TV-Serie, Die Stimmen von „The Clone Wars“, Eine neue Filmmusik, Fotogalerie, Webisodes: 6 Making-of Featurettes, Nicht verwendete Szenen, Das Hologramm-Gedächtnis-Spiel, Trailer
Preis: EUR 29,95
bei amazon.de bestellen