Es ist schon ein paar Jahre her, dass der niederländische Filmregisseur Paul Verhoeven mit seiner bitterbösen Verfilmung des Heinlein-Romans „Starship Troopers“ für Aufsehen sorgte: Die offiziellen Stellen mochten den Film überhaupt nicht und sorgten alsbald für seine Indizierung. Doch unter Fans gilt „SST“ nicht nur wegen seiner spektakulären Action, sondern auch wegen seines satirischen Untertons, als Genre-Perle. Im Laufe der Zeit hat sich daraus ein regelrechtes Franchise entwickelt – jüngster Sproß ist die Direct-to-DVD-Premiere „Starship Troopers 3 – Marauder“.
von Ye Loyal Federation Citizen
The Story
Der Krieg gegen die Bugs findet und findet kein Ende. Jüngstes Schlachtfeld ist der Planet Roku San, auf dem Colonel Johnny Rico, der Kriegsheld von Planet P, mit markigen Sprüchen das Regiment führt. Während einer Inspektion von Sky Marshall Omar Anoke, bei der Rico zwei alte Freunde, General Dix Hauser und Captain Lola Beck, wiedertrifft, kommt es zu einem Angriff der Bugs, und der Planet fällt. Während Rico wegen Befehlsverweigerung in den Bau wandert und Dix das Kommando übernimmt, stranden Anoke, Lola und ein paar Crewmitglieder ihres Schiffes auf der Flucht vor den Insekten auf dem ominösen Planeten OM-1. Dort entdeckt Anoke seine Religiösität und schleppt die übrigen Überlebenden mit sich auf seiner Suche nach Gott. Doch nicht nur im Staate Dänemark ist einiges faul – und schließlich wird Rico in einen riesigen Kampfanzug gesteckt und mit einer Truppe Elitesoldaten ausgeschickt, um die verlorenen Kinder heim in den Schoß der Föderation zu holen.
The Good
Casper Van Dien ist zurück – und mimt einmal mehr seinen harten Starship Trooper Johnny Rico. Der Begeisterung, mit der er sich Befehle schreiend und Platzpatronen verschießend, in den Krieg gegen die Bugs wirft, kann man sich auch als Zuschauer kaum entziehen. Dass er mittlerweile zehn Jahre älter geworden ist, sieht man ihm, weiß Gott, nicht an. Ebenfalls durchaus Potenzial haben diverse der „bösen“ Ideen der Drehbuchautoren: Ein aalglatter, das Volk durch schmissige Popsongs umwerbender Sky Marshall, der den Verstand verliert, roboterähnliche Kampfanzüge mit immenser Feuerkraft, ein cthuloider Oberbug, der parasitär einen halben Planeten im Griff hat, und immer wieder herrlich zynische „Newseinblendungen“ lassen einen erahnen, was „Starship Troopers 3 – Marauders“ hätte werden können. Wenn, ja wenn nicht …
The Bad
… die Umsetzung so halbgar wäre. Schön, es ist eine Direct-to-DVD-Produktion. Das limitiert das Budget – auf 20 Millionen, wie ich mir habe sagen lassen. Und das ist bei einem (satirischen) Kriegsfilm prinzipiell erst mal schlecht, erst recht, wenn er im Science-Fiction-Milieu angesiedelt ist, denn ein (satirischer) Science-Fiction-Kriegsfilm verlangt nach glaubwürdigen Kämpfen, zünftiger Action, bedrohlichen Gegnern und guten Effekten – ordentliche Schauspieler schaden übrigens auch nicht. Das alles kann „Starship Troopers 3“ leider nur sehr bedingt bieten. Die Bugs erinnern, bei aller Sympathie für die Geeks, die sie verzapft haben (man lernt sie in einem der Specials kennen), wahlweise an flächig animierte, digitale Zebras oder ungelenk gesteuerte Puppen. Explosionen und Feuer wirken über weite Strecken wie auf die Szene gesetzte CGI. Die Raumschiffe erreichen gute Videospielqualität – aber auch nicht mehr. Dies überrascht vor allem, wenn man sich aktuelle Fernsehserien, wie „Battlestar Galactica“ anschaut, die makellos Effekte, Spannungsdramaturgie und Schauspielkunst zusammenzuführen vermögen.
The Ugly
Es gibt so ein paar Szenen im Film, die sind Trash pur. Mein Lieblingsbeispiel: Rico und seine Truppe sollen sich auf ihren Einsatz mit den neuen „Marauder“-Kampfanzügen vorbereiten. Da jedes B-Movie seinen Anteil an nackter Haut braucht, heißt es natürlich „ausziehen“. Weil wir aber in „Starship Troopers“ (die gemischte Duschszene) gelernt haben, dass Soldaten auch nackt völlig unbefangen miteinander umgehen – man ist im Schützengraben ja mit dem Arsch des Nebenmannes verheiratet –, fangen die Krieger auch hier, völlig aus dem Nichts heraus, an, willkürlich über ihre Zukunftspläne nach dem Krieg zu schwadronieren (als hätten sie nicht am Anfang des Films zusammen in der Cantina von Roku San gehockt), um von den unbedeckten Brüsten „abzulenken“, die natürlich absolut zufällig ins Bild blitzen. Eine Szene, die – bei aller Zitathaftigkeit – gestelzter nicht wirken könnte.
The Blu-ray
Der Film ist vergleichsweise „billig“ produziert und das kann die höhere Bildauflösung der Blu-ray Disc nur noch schonungsloser enthüllen. Dabei sind die meisten Szenen relativ grobkörnig (Nacht- und Actionaufnahmen kommen dazu), sodass aus dem Medium nicht allzu viel herausgeholt wird. Ganz nett ist indes das Bonusmaterial: In gleich zwei Audiokommentaren erzählt Regisseur Ed Neumeier (nicht ganz ohne Dopplungen) von der Herstellung des Films – einmal unterstützt von Produzent David Lancaster und Effektemann Robert Skotak (der einst für „Aliens“ und „T2“ Oscars gewonnen hat), einmal von den Darstellern Casper Van Dien und Jolene Blalock. Ein weiteres Mal ist Neumeier mit Van Dien im so genannten „Marauder“-Mode zu sehen, der neben der Filmhandlung Interviewschnipsel, Datenmaterial und Behind-the-Scenes-Footage einstreut. In zwei kürzeren Features („Evolution: The Bugs of Starship Troopers 3: Marauder“ und „Enlist: Marauder’s Mobile Infantry“) kommen noch einmal die Special Effects Macher zu Wort, ebenso die Schauspieler. Das Sahnehäubchen bildet schließlich ein Musikvideo zu SM Anokes Smash-Hit „It’s a Good Day to Die“.
Fazit: Schön, es ist eine Direct-to-DVD-Produktion. (Das sagte ich bereits.) Und sie hat auch ihre Momente – der singende Sky Marshall Anoke tanzt noch heute mit seinem Zahnpastalächeln durch meine Träume. Dennoch: Im Großen und Ganzen ist „Starship Troopers 3 – Marauder“ eben ein dritter Teil eines seinerzeit großartigen Science-Fiction-Films. Gut für einen Samstagabend mit reichlich Bier. Aber es beschwere sich bitte später niemand bei mir über Logiklöcher, Muppet-Bugs und Schauspieler, die nur zwei Gesichtsausdrücke beherrschen (ist mir seltsamerweise bei „Star Trek: Enterprise“ nie aufgefallen, dass das für vier Staffeln T’Pol reichte - aber gut, Vulkanier eben …)
Starship Troopers 3 – Marauder
USA/ZA/DE 2008
Regie: Edward Neumeier
Darsteller: Casper Van Dien (Colonel Johnny Rico), Jolene Blalock (Captain Lola Beck), Stephen Hogan (Sky Marshal Omar Anoke), Boris Kodjoe (General Dix Hauser), Amanda Donohoe (Admiral Enolo Phid), Marnette Patterson (Holly Little)
Vertrieb: Sony Pictures Home Entertainment
Erscheinungsdatum: 16.10.2008
Länge: 105 min.
Bildformat: 1,85:1 (1080p HD)
Tonformat: Englisch (DTS-HD 7.1), Deutsch (DTS-HD 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Bonusmaterial: Audiokommentar Filmemacher, Audiokommentar Regisseur & Besetzung, Marauder-Modus (Interviews, Aufnahmen vom Set, Hintergrundfakten zum Film), Werden Sie zum Trooper im Film – Kämpfen Sie mit! (BD-Live), Dokumentationen: Evolution: The Bugs of Starship Troopers 3: Marauder, Enlist: Marauder’s Mobile Infantry, Musikvideo: „It’s a Good Day to Die“, Trailer
Preis: EUR 28,99
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