Donnerstag, 28. April 2005

Farscape Staffel 2 DVD-Box (8 DVDs)

Sein Name ist John Crichton und er ist ein glückloser Testpilot von der Erde, der durch ein Wurmloch in ein Universum voll seltsamer Aliens und unbekannter Gefahren gesaugt worden war, sich dort gleich in den ersten fünf Minuten den militaristischen Peacekeeper-Kommandanten Crais zum Todfeind machte und danach gemeinsam mit einem Häuflein Gefangener an Bord des lebendigen Raumschiffs Moya durch die Unerforschten Gebiete fliehen musste, verzweifelt auf der Suche nach einem Weg nach Hause. Was für die erste Staffel galt, ist auch in der zweiten noch von Bedeutung, die jüngst bei KochMedia auf DVD erschienen ist.

von Frank Stein

Äußerlich hat sich die „Farscape“-Box kaum verändert. Der edle schwarze Hochglanz-Schuber mit Präge-Schriftzug – nachträglich bei Lichte betrachtet übrigens wohl eher von dunkelgrüner Farbe – weist diesmal einen Stich ins Blaue auf und statt Rygel XVI. knurrt Ka D’Argo uns aus der unteren, rechten Ecke an. Im Schuber steckt eine stabile Papphülle zum Auseinanderklappen, in welcher erneut die insgesamt acht DVDs elegant versetzt eingesetzt sind, und ein 36-seitiges Booklet findet auch seinen Platz darin. Der Silberlinge gibt es dabei gerade genug, damit uns von jeder Scheibe ein Mannschaftsmitglied von Moya anlächeln kann, wobei drei der acht Bilder (Crichton, Aeryn, Crais) neu sind – verrat mir einer, warum ...

Inhaltlich bieten die 22 Episoden der zweiten Staffel Unterhaltung vom Feinsten. Mehrere Handlungsbögen halten dabei die Einzelabenteuer zusammen. Da wäre beispielsweise Crais, der von Scorpius, dem neuen Bad Guy in den Rängen der Peacekeeper, von seinem Captain‘s Chair vertrieben wurde: Nun selbst auf der Flucht, ersucht er um Asyl auf Moya. Allerdings erweist er sich als fragwürdiger Verbündeter, denn kaum lässt man ihn für einen Moment unbeaufsichtigt, „entführt“ er Talyn, Moyas Sohn, einen Leviathan-Hybriden mit Peacekeeper-Bewaffnung. Immer wieder taucht er im Folgenden auf und ab, nur um letztlich seinen wahren Wert zu beweisen.

Neu auf der galaktischen Bildfläche ist der sinistre Scorpius, ein Halb-Scarraner (diese neue Echsenspezies werden wir als Langzeitfeinde der Peacekeeper kennen lernen), der sich erbarmungslos auf die Fährte Crichtons setzt, kaum dass er erfahren hat, dass jener den Schlüssel zur Beherrschung von Wurmlöchern in seinem Schädel mit sich herumträgt. Dazu bedient sich Scorpi, der mithilfe der Wurmloch-Technologie furchtbare Waffen entwickeln will, nicht nur aller militärischer Mittel, nein, er hat auch einen mentalen Klon seiner Selbst mit einem Chip in Crichtons Gehirn eingepflanzt, was uns einige psychedelische Einblicke in das Innenleben unseres Sternfahrers beschert.

Auf privater Ebene umkreisen sowohl Crichton und Aeryn als auch D’Argo und Chiana den heißen Brei, der da Liebe heißt, doch auf jede sich zart entwickelnde Bande folgt ein umso herberer Rückschlag. Typisch „Farscape“ eben.

Die Highlights der Staffel bilden sicher die beiden Dreiteiler „Intrigen, Macht und Mörder“ (2x10, 2x11, 2x12) sowie „Kanonen, Lügner und Moneten“ (2x19, 2x20, 2x21). Während Erster ein geradezu königliches Intrigenspiel präsentiert (inklusive Scorpius und Scarranern), in das die Flüchtlinge geraten, nachdem sich Crichton bei einem Landausflug durch einen unbedachten Kuss als heißer Kandidat auf den planetaren Herrscherthron entpuppt hat, erzählt Letzterer von einem tolldreisten Raubzug in dem verzweifelten Versuch, D’Argos Sohn Jothee von einem Sklavenhändler freizukaufen. Doch erneut taucht Scorpius auf der Bildfläche auf und alles wird viel komplizierter.

Weitere großartige Episoden sind „So wie wir wohl nicht waren“ (2x05), in der eine belastende Bildaufzeichnung aus Moyas Vergangenheit die Beziehung zwischen Aeryn und Pilot auf's Äußerste strapaziert, „SOS – Sie sind außer sich“ (2x09), eine grandiose Fun-Folge, in der eine Alienwaffe dazu führt, dass die Bewusstseine der Moya-Crew ausgetauscht werden (was an und für sich ja furchtbar ist – aber, he, nicht nur Crichton träumt davon, einmal in Aeryns Körper zu stecken!) und natürlich das Staffelende „Stirb, was mich sonst töten würde“ (2x22) (Es lebe die Kunst der deutschen Episodenbetitelung ...), das vor allem für Crichton und Aeryn böse Überraschungen bereithält, die, wenn das denn geht, einen noch fieseren Cliffhanger erzeugen, als das Ende der Staffel Eins.

Das Bonusmaterial hat im Gegensatz dazu ein wenig abgebaut. So ist das 36-seitige Booklet diesmal zwar frei von Bildzuordnungsfehlern und aus vier Seiten „Was ist Was“ wurden sogar sechs Seiten zur Geographie, Sprache und Küche von „Farscape“, allerdings hat man sich einige Dopplungen geleistet – die Schiffe, die Biographien –, statt ein paar staffelspezifische Updates einzuflechten. Schade, aber immer noch ein nettes Heftchen.

Unter die Rubrik „Schade“ sind diesmal – zu einem gewissen Grad – auch die Audiokommentare einzuordnen, derer es „nur noch“ fünf gibt, wobei allerdings eine Episode („Noch mal fall' ich nicht drauf rein!“ [2x15]) gleich zwei Kommentare aufweist. Offenbar hat sich Regisseur Rowan Woods von der bizarren Fiebertraum-Folge in Crichtons Kopf einfach nicht loseisen können. Der Kommentar von Regisseur Ian Watson und Darstellerin Claudia Black ist indes ziemlich weit weg von der gezeigten Episode „Im Licht der fünf Pulsare“ (2x04). So unterhalten sie sich vielmehr selbstreflexiv über Regiearbeit und Schauspielkunst, derweil nebenher Crichton und Co etwas losgelöst vom Gesprochenen über den Bildschirm hampeln. Irgendwie blöd. Besonders bedauerlich, dass es keine Kommentare zu den Dreiteilern gibt. Vom ihrer Bedeutung für den Handlungsbogen her wären sie geradezu prädestiniert gewesen.

Auf dem achten Silberling schließlich finden sich erneut Video Profiles, diesmal allerdings nur drei, die dafür wiederum länger und besonders sehenswert sind. Die süße Gigi Edgley erzählt im Chiana-Profile (17:54) von den Schwierigkeiten und dem unglaublichen Spaß, einen dermaßen frivolen Charakter wie die grauhäutige Nebari-Diebin zu mimen, der markante Lani Tupu interpretiert für uns im Crais-Profile (30:09) die Psyche seines ambivalenten Peacekeeper-Captains und Wayne Pygram schließlich (der by-the-way einen deutlich besseren Klon von Captain Picard in „Star Trek: Nemesis“ abgegeben hätte) lässt uns im Scorpius-Profile (11:23) einen Blick unter die Maske des fiesen Scorpius werfen. Knapp eine Viertelstunde „Entfallene Szenen“ schließen dann das doch sehr überschaubare Bonusmaterial ab.

Fazit: Die zweite Staffel von „Farscape“ übertrifft die erste in Punkto Handlung noch einmal und trumpft mit einem genialen neuen Bösewicht, intensiver Charakterentwicklung, dramatischen Mehrteilern und einem ordentlichen Schuss australischem Humor auf. Auch das Bonusmaterial ist überwiegend gelungen, allerdings hätten die Audiokommentare teilweise besser verteilt, teilweise stärker auf das Bildschirmgeschehen fokussiert sein können. Zudem gibt es mit ca. 75 min. Features vergleichsweise wenig an Extras auf der achten DVD. Nichtsdestoweniger ist und bleibt „Farscape“ natürliche eine Empfehlung wert für alle, die Lust auf eine Galaxis haben, die schmutziger, verrückter und emotionaler ist als jede bis heute existierende „Star Trek“-Inkarnation. (No Offense, Trekkies. ;-) )

Farscape Staffel 2
AU/USA 2000/2001
Regie: Rowan Woods, Andrew Prowse u.a.
Darsteller: Ben Browder (John Crichton), Claudia Black (Aeryn Sun), Anthony Simcoe (Ka D'Argo), Virginia Hey (Pa'u Zotoh Zhaan), Wayne Pygram (Scorpius)

Vertrieb: Koch Media
Erscheinungsdatum: 31.03.2005

Länge: 1041 min.
Bildformat: 1,33:1 (4:3)
Tonformat: Deutsch, Englisch (Dolby 5.1)
Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Video-Profils von Chiana, Scorpius, Crais, Fünf Audiokommentare zu Einzelepisoden, Entfallene Szenen, 36 Seiten Booklet (Episodenführer, Lexikon, Farspeak-Wörterbuch, Charakterübersicht, Raumschiff-Tableau

Preis: EUR 79,95

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